21.10.2005, 13:01
Zitat:Thomas Wach posteteDie alten Kamellen, die Konservative gerne bringen ... Langfristig also liegt unser Problem darin, dass wir letztlich nur mehr Arbeitsplätze mit höherem Anforderungsprofil in Sachen Bildung und Qualifikation schaffen können, die schlechter oder gering qualifizierten aber letztlich in die strukturelle arbeitslosigkeit abrutschen werden aus der konjunkturellen. ... Denn die verhindern de facto die Schaffung langfristiger Arbeitsplätze in diesem Bereich, da man doch sicher lieber auf einen billigen Zwangsarbeiter zurückgreift, als eine echte Stelle zu schaffen.Mit gewohnt treffender Formulierung die bekannten Wahrheiten zusammengfasst.
Aber leider:
Zitat:In Deutschland haben größere Unternehmen eine phänomenal geringe Nettosteuerlast. Selbt in den USA ist die höher und auch andere europäische Länder haben da höhere Quoten! ... Daher ist das ewig gebrachte Argument der Entziehung sehr konstruiert.ATAC-Rethorik.
"Entziehen" heisst nicht physisch entziehen, sondern rechtlich entziehen. Das bedeutet: Unter Ausnutzung der Gesetzeslage (national, europäisch, supranational), die rechtliche Aufstellung des Unternehmens, oder des eigenen Lebens (im Fall der Reichen), so zu verändern, dass die Steuerlast minimiert wird.
Natürlich gibts auch die Harald Schimdts und die Michael Schuhmachers die ihren "Wohnsitz" verlegen, aber so unpatriotisch sind dann doch nicht die meisten.
Problem sind die Defizite in der Durchsetzung der bestehenden Steuerregelungen. Wer clever ist und sich das know-how einkaufen kann, wie er sich der Steuer entzieht, hat einen Vorteil. Daran ist nichts konstruiert oder ein konservatives Schreckgespenst. Das ist eben so.
Einzige Lösung: Steuerrecht vereinfachen, damit die Finanzämter, mit dem gegebenen Personal (!) ausnahmslos alles (!) zeitnah (!) gründlich (!) abarbeiten können. Folge: mehr Steuereinnahmen.
Aber: Diese Einnahmen werden nicht ausreichen um dein realitätsfernes Bild von massenhaft sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Sozial- / Bildungs- /Erziehungsbereich zu finanzieren. Die Kosten für eine solche Stelle lägen (incl. aller Verwaltungskosten und Sozialabgaben) bei 4000€ und selbst dann würden dem Betroffenen nur seine 2000€ Brutto bleiben. Und da wir, deiner Vision folgend einige zehtausend dieser Leute brauchen werden, kannst du es dir jetzt selbst ausrechenen was uns der Spass im Jahr kosten würde (natürlich entsprechend mehr wenn du den neuen Lehrern/Erziehern mehr bezahlen willst).
Und diese beindruckende Summe können wir nun mal der handvoll Globalplayer in Deutschland nicht allein aufbürden und die selbst mit Subventionsabbau kaum aufzubringen wäre. Selbst mit US Steuerrecht ist da kein Blumentopf zu gewinnen. Du hast also das Problem erkannt, aber eine Lösung entwickelt, die zwar funktioniert, die aber nicht bezahlbar ist. Typisches linkes Kunststück
Zitat:Aber den armen und dem immer geringer werdenen Anteil abhängig Beschäftigter würde ich sicher nicht allein die Finanzierung aufbürden, da dies nicht klappen würde.Immerhin etwas.
Zitat:...über die vermeintliche Faulheit der Jungen zu debattieren sehe ich gewisse Dopplestandards.Nicht "Faulheit" sondern Angst vor dem Unbekannten, über das man schlimme Geschichten gehört hat.
Zitat:Reiche dürfen mit ihrem Geld anfangen, was sie wollen, haben bei dir wenig oder kaum gesellschaftliche Verantwortung, obgleich in unserem Grundgesetz ( ich glaub Artikel 14??) steht, dass Eigentum verpflichtetHuh! Wo habe ich das gesagt? Ich bin sogar für den Entzug sämtlicher Bürgerrechte solcher Subjekte - aber das verstösst gegen irgendein Gesetz. Glaube ich.
Zitat:...aber Jugendliche willst du ohne echten Grund in ihre Persönlichkeitsrechte eingreifen und Zwangsarbeit verlangen? Vorallem würde mich mal deine stichhaltige Begründung für diesen Zwangsdienst interessieren.Ich kann nun mal nicht Leute, die in einer Notsituation, logischerweise in einer situationabedingt streng hirachischen Organisation, funktionieren müssen, erst dann ausbilden wenn diese Situation (also dein "echter Grund") tatsächlich eintritt. Ich muss das vorher tun, damit ich im Ernstfall auf eine solide ausgebildete Basis zurückgreifen kann. Ich bilde diese Leute natürlich zu Beginn ihres Erwachsenenalters aus, damit sie möglichst lange Zeit zur Verfügung stehen. Soweit verstanden, hoffe ich.
Ich bin kein Jurist, aber mit dem Grundgesetz ist das recht schwierig zu bewerkstelligen mit der bisherigen Argumentation.....
Nimmt man dazu die Erkenntniss, dass jeder Büger einer Demokratie zum Schutz derselben (in welcher Weise auch immer) verpflichtet ist, ist die Sache komplett geklärt.
Fehler und Missbrauch bei der die Auszubildenden artfremd eingesetzt werden (z.B. zu kommerziellen Zwecken) sind natürlich zu unterbinden - haben aber mit eigentlichen Verpflichtung nichts zu tun.
Zitat:So ein allgemeiner Dienst mag sicher auch gute Grundgedanken haben, so ist er als Zwangsdienst eine recht antiquierte Sache...Da kann ich einen grossen, zeitgenössischen Philosophen zitieren, der über die Gesellschaft der Zukunft sagte: "Wir leben und arbeiten um uns selbst und den Rest der Menschheit zu verbessern."
Solange dieser Zustand nicht fest in den Köpfen aller Menschen, weltweit verankert ist und sich auch in deren Handeln manifestiert, wird und muss es Zwangsdienst geben, denn der einzelne ist heute immer versucht sich jeder Verpflichtung die keinen mittelbaren Gewinn für ihn persönlich verspricht, zu entziehen (mit Ärzten, Anwälten, Steuerberatern, Flucht etc.pp.)