Söldner(un)wesen
#83
Solange die Soldaten ihrem jeweiligen Land unterstellt bleiben, d.h. sie in nationale Kommandostrukturen eingebunden bleiben, sind es keine Söldner. Es ist historische Kontinuität, dass ein Land gegen Kompensationsgeschäfte oder aus vermeintlicher oder tatsächlicher Bündnistreue einem anderen Land militärisch zu Hilfe kommt, das hat aber nichts mit Söldnern zu tun, denn nach wie vor muss sich die jeweilige nationale Regierung für den Einsatz dieser Soldaten vor ihrem Volk verantworten.
Das hat im übrigen auch im Irak schon dazu geführt, dass vermeintliche US-Vasallen ihre Truppen nach einiger Zeit wieder abgezogen haben, das betraf IIRC auch ein oder zwei Staaten aus dem karibischen Raum. Freilich wird auch eine Rolle dabei spielen, dass diese Staaten meist sowieso nicht in der Lage sind, Expeditionstruppen über längere Zeit zu finanzieren und zu führen.
Diese Truppen als Fehlschlag zu bezeichnen, ist so eine Sache. Hauptmotivation der USA dabei war, internationale Legitimation zu sammeln, indem sie soviele verschiedene Staaten wie möglich ins Boot holen. Für kompetente Arbeit, die außerhalb der US-Truppen gemacht werden muss, verlässt man sich sowieso lieber auf die Briten oder gleich PMC, die nebenbei bemerkt das zweitgrößte Kontingent an Soldaten im Irak stellen.

Etwas anderes wäre es, wenn ein Staat einem anderen Staat seine Soldaten direkt überantwortet und jegliche eigene Verantwortung somit aufgibt, dafür gibt es das historische, oft zitierte Beispiel der hessischen Söldner, die für den englischen König im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft haben.

Was die UNO angeht, so ist diese Finanzierung staatlicher Expeditionstruppen in der Tat einer der substantiellen Gründe, warum UNO-Missionen wegen Ineffektivität oder schlicht Inkompetenz der verwendeten Truppen zurecht an den Pranger gestellt werden, im übrigen gerade einer der Gründe, wenn der Ruf nach PMC laut wird (siehe auch meine Gedanken dazu hier im Thread).
Die Bezahlung führt oft dazu, dass nicht die kompetentesten Verbände eingesetzt werden, sondern diejenigen, die eben durch die Lobbyarbeit ihrer Vorgesetzten, die sich das Geld in die Tasche schieben wollen, ausgewählt werden.
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