17.07.2005, 16:34
@AGM
Natürlich kann man auch selbstverständlich auf diesen "Zug" aufspringen und davon profitieren. Dennoch halte ich das, gelinde gesagt, nicht für der Weisheit letzter Schluß. Meine ethischen Vorstellungen lassen es mir zumindest nicht zu, mich für solche Neo-Darwinistischen Ansichten zu erwärmen.
Und was die Bewertung und Analyse von politischen Situationen angeht :
Wenn man ingesamt nie das Ganze sehen will, sondern nur Facetten des Iran z.B. rauspickt und nicht die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe einbezieht, wird man immer ein verzerrtes Bild der Lage erhaten und letztendlich eine zu subjektive Bewertung erzielen.
Europa ist europäische Geschichte. Vom Lebensstandard und den Freiheiten geht es uns hier vergleichsweise hervorragend. Wie Du bereist selbst gesagt hast, hat das sicherlich auch seine Gründe. Dennoch sind Freiheit, Wohlstand, Soziale Gerechtigkeit derart eng mit einander verknüpft, dass nur zu versätndlich ist, warum mancherorts die Dinge anders sind, als man sie selbst so kennt und schätzt.
Will man diese Zustände glaubhaft kritisieren, dann muss man meiner Einschätzung nach auch nachweisen können, dass man auf konstruktivem Wege etwas dafür getan hat diesen Zuständen und negativen Einflüssen von aussen zu begegnen
Somit hätte man den Iran auch Unterstützen können, als Khatami mit überwältigender Mehrheit Präsident wurde und auch die Reformkräfte allgemein eine starke Mehrheit im Parlament und innerhalb der Bevölkerung hatten.
Eine Aufnahme der Beitrittsgespräche zur WTO, Lockerung der Sanktionen, mehr Handel und Investitionen, etc...hätten sicherlich zur Stärkung der "demokratischeren" Kräfte geführt.
Heute haben wir die Situation, dass viele Iraner von den Reformern enttäuscht sind, sie gelten als zu duchsetzungsschwach und haben bei der Arbeitslosigkeit ziemlich versagt. Was man allgemein verstanden hat, ist dass bessere Beziehungen zum "Westen" wichtig gar gewünscht sind, aber diese auch gleichzeitig für das Unheil in der Region verantwortlich macht und die Einmischung in innere Angelegenheiten verurteilt. Augenscheinlich schizophren, dennoch erklärbar.
vielleicht mal 2 Zitate aus Interviews vor einer Schule in Teheran :
Zitat:Niemand ist perfekt und wenn einige Staaten wertvolle Rohstoffe besitzen ohne jemals was dafür getan zu haben (reines (Un)Glück) müssen sie diese Rohstoffe zu günstigen Konditionen abgeben da ganz besodners die Industrienationen diese Rohstoffe brauchen.Dennoch ist es nicht nur legitim, sondern gar die Pflicht eines aufgeklärten Bürgers, sich gegen diese Zustände -sei es schlicht für die eigene, oder gar für die fremde Sache- einzusetzen.
Und die stärkeren beherrschen die Welt, das man Regime unterstützt und fallen lässt ist nichts neues, der schwächere hat nunmal weniger Mitsprachrecht.
--Egal ob einige das wahrhaben möchten oder nicht--
Natürlich kann man auch selbstverständlich auf diesen "Zug" aufspringen und davon profitieren. Dennoch halte ich das, gelinde gesagt, nicht für der Weisheit letzter Schluß. Meine ethischen Vorstellungen lassen es mir zumindest nicht zu, mich für solche Neo-Darwinistischen Ansichten zu erwärmen.
Und was die Bewertung und Analyse von politischen Situationen angeht :
Wenn man ingesamt nie das Ganze sehen will, sondern nur Facetten des Iran z.B. rauspickt und nicht die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe einbezieht, wird man immer ein verzerrtes Bild der Lage erhaten und letztendlich eine zu subjektive Bewertung erzielen.
Europa ist europäische Geschichte. Vom Lebensstandard und den Freiheiten geht es uns hier vergleichsweise hervorragend. Wie Du bereist selbst gesagt hast, hat das sicherlich auch seine Gründe. Dennoch sind Freiheit, Wohlstand, Soziale Gerechtigkeit derart eng mit einander verknüpft, dass nur zu versätndlich ist, warum mancherorts die Dinge anders sind, als man sie selbst so kennt und schätzt.
Will man diese Zustände glaubhaft kritisieren, dann muss man meiner Einschätzung nach auch nachweisen können, dass man auf konstruktivem Wege etwas dafür getan hat diesen Zuständen und negativen Einflüssen von aussen zu begegnen
Somit hätte man den Iran auch Unterstützen können, als Khatami mit überwältigender Mehrheit Präsident wurde und auch die Reformkräfte allgemein eine starke Mehrheit im Parlament und innerhalb der Bevölkerung hatten.
Eine Aufnahme der Beitrittsgespräche zur WTO, Lockerung der Sanktionen, mehr Handel und Investitionen, etc...hätten sicherlich zur Stärkung der "demokratischeren" Kräfte geführt.
Heute haben wir die Situation, dass viele Iraner von den Reformern enttäuscht sind, sie gelten als zu duchsetzungsschwach und haben bei der Arbeitslosigkeit ziemlich versagt. Was man allgemein verstanden hat, ist dass bessere Beziehungen zum "Westen" wichtig gar gewünscht sind, aber diese auch gleichzeitig für das Unheil in der Region verantwortlich macht und die Einmischung in innere Angelegenheiten verurteilt. Augenscheinlich schizophren, dennoch erklärbar.
vielleicht mal 2 Zitate aus Interviews vor einer Schule in Teheran :
Zitat:"Großbritannien muss dem Erdboden gleich gemacht werden, damit wir hier überleben können. Großbritannien ist doch das Symbol der Ausbeutung in der Welt. Alles Übel, das wir erleben, stammt von dort."[angesprochen auf die Anschläge von London]
...
"Es gibt keine unschuldigen Briten. Sie sind als Nation schuldig!"
Zitat:Wer ist denn verantwortlich für die Anschläge, fragte ich eine Mutter, die ihre Zwillingstöchter gerade vom Examen abgeholt hatte. "Ganz bestimmt nicht die Mullahs, denn die werden ja von den Briten finanziert", sagte sie - und brachte damit die umstehenden Menschen zum Lachen. Sind solche Anschläge denn berechtigt? "Ganz gewiss nicht. Es sind Unschuldige, die dafür bezahlen müssen. Die Taktik der Terroristen basiert auf Aggression, nicht auf Logik. Das hilft keinem." Da nickten die meisten um sie herum.http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultu...84,00.html