Söldner(un)wesen
#67
Mhm, was soll ich da groß antworten? Die letzten beiden "Beiträge" von Quintus Fabius sind bar jeglicher Substanz und ergeben in ihrer Gesamtheit lediglich das Gezeter einer in ihrer Rhetorik schon religiös anmutenden Rede gegen Söldner. Schön, Beifall... Objektivität oder so etwas wie die Untermauerung von Behauptungen mit Argumenten lassen diese Zeilen jedoch missen. Ich vermute, das kommt nicht von ungefähr, denn ich lese aus diesen Posts ein völlig verzerrtes Bild von Söldner allgemein und PMC's im besonderen heraus. Eine tatsächliche Beschäftigung mit dem Thema anhand von wertneutraler Literatur ist nicht erkennbar.

Daher nur einige Bemerkungen:

Zitat:Jede Private Militärgewalt ist ein direkter Angriff auf ALLES was wir in Jahrhunderten an Zivilisatorischem Fortschritt geschafft haben.
Amüsant. Ignoriert zwar die Historie in totum, aber zumindest amüsant. Nur zur Information: Volksheere sind historisch betrachtet eine sehr junge Entwicklung, durchsetzen konnten sie sich bekanntlich erst seit Napoleon und seinen auf Bürgerheeren basierenden Kriegen. Seine Gegner hatten zu einem nicht unerheblichen Teil immer noch Söldner in ihren Diensten. Nichts mit jahrhundertelangem Fortschritt, die Volksarmee steckt militärhistorisch gesehen immer noch in ihren Kinderschuhen.
Dass sie dabei nicht immer eine glänzende Rolle gespielt hat, wurde natürlich bei der Lobhudelei auf den "Zivilisatorischen Fortschritt" auch übersehen: es war eine staatlich sanktionierte Volksarmee, die an der Vernichtung von sechs Millionen Juden beteiligt war. Volksarmeen haben ethnische Säuberungen in vor dem zwanzigsten Jahrhundert kaum gekanntem Ausmaß verübt, etc. pp. Aber vielleicht gehört das ja einfach zum zivilisatorischen Fortschritt dazu...

Zitat:Es hat seinen guten Grund, den 30 jährigen Krieg, warum das Söldnerunwesen in seiner klassischen Ausprägung unterdrückt wurde.
Es gibt keine klassische Ausprägung des Söldnerwesens. Es gab die Söldnerheere der Antike, die anders strukturiert und geführt worden sind als die der Condottieri, die der Schweizer Kantone oder der deutschen Landsknechte. Darüber hinaus verlief die Evolution bekanntlich weiter hin zu Organisationen wie der Französischen oder Spanischen Fremdenlegion, den britsch-nepalesischen Gurkhas etc. Wieder etwas anderes sind in den 60er Jahren die Freelancer á la Bob Denard oder Mike Hoare, die in der Tat im wesentlichen das noch heute in den meisten Köpfen befindliche Söldnerwesen charakterisiert haben, neben solchen Machwerken wie "Die Wildgänse" etc. Neuster Trend ist die Corporalisierung und Diversifizierung im Sinne der PMC. Von einem einheitlichen Söldnerwesen kann keine Rede sein.

Zitat:Die angeblichen Erfolge von Söldnerfirmen in Sachen Stabilisierung und Frieden sind Propaganda. Dagegen gibt es genug bewiesene Beispiele für die mehr als schädlichen Auswirkungen von Söldnerfirmen in heutigen Konflikten.
Amüsant, weil blanker Unfug. Deine "Propaganda"-Behauptung ist angesichts der verbrieften und von einer Vielzahl unterschiedlicher Seiten, Politikwissenschaftler (Singer, Davis, Mills, Shearer, Kaldor), Militärs, nationaler sowie transnationaler Organisationen und Institutionen (u.a. die UNO, das RAND-Institut, das Green Paper des UK House of Commons) analysierten Ereignisse nicht haltbar.

Zitat:Die Lage jetzt im Irak ist nicht zuletzt auch einer Unzahl von Fehlern und Fehlverhalten von Söldnern geschuldet, eine Firma kenne ich, die hat die Krajina ethnisch gesäubert und danach war sie gleich der Vertreter der USA im Kosovo, erbärmlich und unerträglich dann mit solchen Kreaturen auch noch gezwungener maßen zusammen arbeiten zu müssen, wo die eigentliche Antwort militärische Gewalt gegen diese Verbrecher sein sollte.
Und wo ist jetzt auch nur ansatzweise ein Unterschied zu Volksarmeen zu erkennen? Wollen wir mal die Listen mit Todesopfern vergleichen, die durch Söldner im Gegensatz zu staatlich sanktionierter Gewalt entstanden sind?

Zitat:Von mir können Söldner im Einsatz sollte es je dazu kommen weder Gnade noch Schonung erwarten. Verbrecher !! das ist alles was man dazu sagen kann und sollte !!
Ist es nicht, glücklicherweise. Und diese Erkenntnis setzt sich langsam durch.

Zitat:Ein Dorf !! das Söldner anheuert hat einen schweren Fehler begangen.
Angola. Erfolg. Sierra Leone. Erfolg. Letzteres, obwohl das britische Außenministerium in grenzenlos inkompetenter Manier dazwischengepfuscht hat.
Papua-Neuginea - wäre ein Erfolg gewesen, hätten nicht korrupte Militärs geputscht.


Zitat:Und auch dann würde ich diese Söldner fertig machen und ihnen verweigern sich zu ergeben. Wobei das jetzt auch konstruiert ist, da ich höchstwahrscheinlich nie in die Situation überhaupt kommen werde.
:pillepalle:

Zitat:Dann ist da kein Staat mehr und folglich muß ein anderer Staat die Kontrolle bzw die Führung dieser Gebiete übernehmen. Es darf keine extraterritorialen Gebiete geben, es darf keine Rechtsfreien Räume geben.
Oh, darf es nicht geben? Nun, wenn es danach geht, dann darf es auch keinen Mord geben, keine Vergewaltigung, kein Abhacken von Gliedmaßen bei Kindern durch im Drogenrausch plündernde Kindersoldaten. Ja, die heile Welt ist schon was tolles, und auch so realistisch und einfach durchsetzbar...
PMC's haben gerade dadurch Auftrieb erhalten, dass eben kein Staat in die Bresche springt, wenn ein Staat zusammenbricht. Ruanda, Kongo, das schon genannte Sierra Leone, Bosnien-Herzegowina etc. Aber du kannst gerne weiterhin die Augen schließen und dein Mantra herunterbeten.

PMC sind ein brauchbares Instrument für die Krisenbewältigung in sich entstaatlichenden oder durch endlosen Bürgerkrieg ausgezehrten Staaten. Sie werden es solange sein, wie die Industriestaaten nicht gewillt sind, ihre ach so tollen Volksarmeen in diese Gebiete zu schicken, weil ja dann an der Heimatfront die Stimmung im freien Fall ist. Sie haben ihre Erfolge, die nicht zu leugnen sind, sie bedürfen einer regulierenden Kraft, die verbindliche rechtliche Maßstäbe setzt, unter denen PMC in Kriseninterventionen eingebunden werden können. Diese regulierende Kraft darf nicht allein von den nationalstaatlichen Regierungen ausgehen, denn die sind der Grund des Übels, das wir in Afrika heute beobachten dürfen und für das immer mal wieder nette Spendenkonten eingerichtet werden - ohne Effekt. Die Betätigung von sog. "Freelancern", also freien Söldnern, muss unterbunden werden, da eine Verantwortlichkeit hier unmöglich ist, es waren diese Söldner, die die Mehrzahl der Verbrechen begangen haben, die privater Militärgewalt angelastet wird.
Es gibt eine ausreichende Anzahl von PMC's, die seriös und nachvollziehbar agieren, ob dies in Fällen, wo es nicht der Fall ist, zu beheben ist, obliegt Nationalstaaten bzw. deren Vertretungen in der UNO, nicht den PMC's.
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