Imperialismus
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Auswirkungen des Imperialismus
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Krisen, Kriege und Konflikte
Die breite gesellschaftliche Unterstützung des Imperialismus und die nationalistische Begeisterung der Bevölkerung führten dazu, schnell militärische Mittel einzusetzen. Zusammen mit den starken Interessengegensätzen brachte dies die Welt mehrmals an den Rand eines Krieges.

1895 Chinesisch-japanischer Krieg: Niederlage Chinas und Annexion Taiwans durch Japan. In den folgenden Jahren kommt es zu einer Reihe „ungleicher Verträge“ zwischen dem chinesischen Kaiserreich und den Kolonialmächten.

1898 Spanisch-Amerikanischer Krieg: Niederlage Spaniens, Spanien verliert alle ihm verbliebenen Kolonien an die Vereinigten Staaten (Año del Desastre)

1898 Faschoda-Krise: Im Sudan trifft eine kleine französische Expedition auf ein britisches Expeditionskorps; hier trifft das britische Ziel einer Nord-Süd-Verbindung auf das französische einer Ost-West-Verbindung in Afrika. Es kam zu einem Interessenausgleich: Großbritannien erhielt den Sudan, Frankreich den Tschad.

1900 Boxeraufstand: Brutale Niederschlagung eines chinesischen Aufstandes gegen die Kolonialmächte durch ein großes Truppenaufgebot aller imperialistischen Staaten unter deutscher Führung.

1905 Erste Marokko-Krise: Protest des deutschen Kaiserreichs gegen eine französische Landung in Marokko; Lösung: Deutschland duldet die französische Einflussnahme, gleichzeitig wird aber die Neutralität Marokkos bestätigt.

1911 Zweite Marokko-Krise: Der Protest des deutschen Kaiserreichs (Entsendung des Kanonenbootes „Panther“) gegen ein militärisches Eingreifen Frankreichs in Marokko zu Wiederherstellung der inneren Ordnung bringt die Welt an den Rand eines Krieges.

Das vor allem in den beiden Marokkokrisen aufgestaute Konfliktpotential führte schließlich 1914 zum ersten Weltkrieg, den nur vier Großmächte (Japan, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich) unbeschadet überstanden, in drei weiteren (Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn) brach die gesellschaftliche und politische Ordnung der Vorkriegszeit zusammen.

Bilanz des deutschen Imperialismus
Der nach Sturz Bismarcks 1890 von Kaiser Wilhelm II eingeschlagene „Neue Kurs“ in der Außenpolitik wurde zwar von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen, führte aber langfristig zur außenpolitischen Isolation Deutschlands. Nachdem 1890 der deutsch-russische Rückversicherungsvertrag nicht erneuert worden war und die außenpolitische Isolierung Frankreichs nicht – wie unter Bismarck – aufrechterhalten wurde, konnte eine französisch-russische Annäherung nicht mehr verhindert werden.

Auf Grund der aggressiven deutschen Außenpolitik und der Flottenrüstung scheiterte auch ein deutsch-britisches Bündnis mit dem Ziel, die Macht Russlands auf dem europäischen Kontinent einzudämmen. Stattdessen kam es 1904 zu einem Bündnis zwischen Großbritannien und Frankreich und 1907 zu einem Bündnis zwischen Großbritannien und Russland. Das deutsche Verhalten in den beiden Marokkokrisen (1905 und 1911) verstärkte die britisch-französische Annäherung noch einmal. Die Interessengegensätze zwischen Großbritannien und Frankreich sowie Russland konnten leichter beigelegt werden als die Großbritanniens mit Deutschland, die sich beständig vergrößerten. Somit blieben Deutschland als einzige Bündnispartner nur noch das Kaiserreich Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich.

Kolonien / Schutzgebiete
Durch den Erwerb von Kolonien konnten weder neue Absatzmärkte erschlossen noch konnte die eigene Wirtschaft gestärkt oder die Abhängigkeit von ausländischen Importen entscheidend gesenkt werden.
Besonders für Deutschland waren die erworbenen Kolonien – offiziell Schutzgebiete genannt – unwirtschaftlich: Die Einfuhren in die Kolonien und die Kosten für den Aufbau einer modernen Infrastruktur, den Unterhalt der Truppen und die Niederschlagung von Aufständen überstiegen den Wert der Ausfuhren aus den Kolonien nach Deutschland um ein Vielfaches (siehe auch Grafik4 im Anhang).
Und auch das – vermeintliche – Übervölkerungsproblem konnte durch die Kolonien nicht gelöst werden: Während über mehrere Jahrhunderte hinweg mehr als 5 Millionen Deutsche nach Nordamerika auswanderten, lebten in den deutschen Kolonien bis 1914 nur etwa 29.000 deutsche Siedler.
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