Historische / Antike Schlachten
#82
Zitat:Die Kontrolle über Iberien zu behalten war für Karthago durchaus kriegsentscheidend.
Mit Einschränkungen kann ich dir zustimmen. Aber was nützt alles Silber und Gold aus Iberien, wenn ich es nicht dem Hauptheer und der HKL zugute kommen lassen kann ? Es war nicht möglich, die karthagische HKL in Italien damit zu stärken, item wäre die einzige Möglichkeit die Flottenrüstung gewesen, dann hätte man aber Iberien verloren.

Wer aber alles defendieren will, defendiert gar nichts. Die Karthager wollten nach den Erfolgen alles zugleich, und verschwendeten so Zeit. Das ist aber typisch für sehr viele Kriege, auch die Römer haben später das gleiche gemacht, genau wie die Deutschen im WKII.

Krieg führen in derart gewaltigem Maßstab ist schwierig, sehr schwierig, ob wir es besser gekonnt hätten ?

Das Grundproblem ist die Information und die Erkenntnisse über den Gegner, dessen Truppen und Absichten. Und die waren in der Antike noch schwerer zu bekommen als heute.

Zitat:Eigentlich war doch Iberien der Streitpunkt. Der Ebro war die Grenze, die die Karthager, laut eines Vertrages aus dem 1. Pun. Krieg, nicht überschreitten durften und genau das hatten sie von Anfang an vor
Das ist eine Riesenstreitfrage.

Der Streitpunkt war Sagunt. Die Stadt Sagunt aber liegt !! südlich des Ebro, nicht nördlich. Die Stadt schloss sich Rom nun als Bundesgenosse an und griff dann karthagisches Gebiet an. Hannibal griff darauf hin die Stadt an und nahm sie ein, was de jure ein Angriff auf einen römischen Bundesgenossen war.

Die Karthager gingen aber genau von dem Ebro Vertrag aus, der ihnen südlich des Ebro freie Hand garantierte was militärische Operationen anging. Die Römer sagten dazu: ja, ABER: Sagunt sei römisch und damit eine Ausnahme die in dem ursprünglichen Vertrag nicht vorgesehen gewesen sei. Sie forderten den Abzug der Karthager und die Auslieferung Hannibals.

Hannibal konnte von Karthago selbst aber gar nicht ausgeliefert werden. Die besten Truppen der gesamten damaligen Welt standen in Iberien unter seinem Kommando und waren ihm blind ergeben. Hannibal war so mächtig, daß er eigene Münzen prägte und alles Gold und Silber Karthagos kam aus seinen Minen.

Zwei Theorien:

1 Hannibal wollte von Anfang an Krieg, er plante und legte alles dahin, daß es dazu kam, auch weil er wußte das der weitere Aufstieg Roms die Römer irgendwann viel zu mächtig und total unbesiegbar machen würde.

2 Hannibal wollte wie Rom noch keinen Krieg, aber trotzdem schlitterten beide Seiten hinein.

Die Situation muß wie im Kalten Krieg gewesen sein, stellt euch die Kuba Krise und daß die Russen nicht nachgegeben hätten. So war das damals die Sagunt Krise. Karthago wie Rom waren militärisch die beiden führenden Mächte der damaligen Welt.

Zitat:Darüber hinaus hatte man im ersten Punischen Krieg bei der "Schlacht von Drepana"(249v.chr.) den Römern immensen Schaden zugefügt fast 100 Kriegschiffe von 120 Kriegsschiffen wurden entweder versenkt oder gekapert.
Es gab noch viel mehr Seeschlachten. Der Erste Punische Krieg wird überhaupt unterschätzt. Das war ein gewaltig großer Krieg der beide Seiten höheren Verluste kostete als der zweite punische Krieg. Die Karthager haben noch ein halbes Dutzend mehr Seeschlachten gegen Rom gewonnen.

Die entscheidende aber, die Seeschlach von Kap Ecnomus verloren sie. Diese Seeschlacht die kaum jemand kennt war eine der größten der ganzen Menschheitsgeschichte und die größte der Antike. Fast ¼ aller männlichen wehrfähigen Karthager kam in dieser Schlacht ums Leben. 25 % der männlichen Bevölkerung Verluste an einem Tag.

Zitat:Wenn ich die Schilderung der Schlacht am Trasimenischen See richtig verstanden habe, sind die Römer in einen Talkessel marschiert und dort von den Karthagern und Kelten umzingelt worden. War es die typische Taktik von Hannibal, feindliche Truppen einzukesseln?
Ja. Die Schlacht an der Trebia wäre auch eine Kesselschlacht geworden wenn der Ansturm der römischen Truppen nicht das Karthagische Zentrum in Stücke gerissen hätte. Aber hier standen nur Kelten und keltische Verluste waren irrelevant. Fast alle Schlachten Hannibals waren Kesselschlachten. Er war der erste Feldherr der Menschheit der das gezielt und systematisch anwendete.

Zitat:Und welche Rolle spielten bei dieser Schlacht die karthagische Reiterei und Fußtruppen?
Die Karthagischen Reiter spielten eine geringere Rolle, daß war eine Schlacht der Infanterie, durch das Gelände bedingt. Die Reiter fingen aber in der Nähe 4000 römische Reiter ab und kesselten sie in einer langen Verfolgungsjagd ein und schlachteten sie vollständig ab. Die römischen Reiter im Kessel konnten auch nicht wirken (geländebedingt) und so verlor Rom bei Trasimeno große Teile seiner nationalen Kavallerie. Von diesen Verlusten erholte sich die nationalrömische Reiterei den ganzen Krieg nicht mehr. Genau das nutzte dann Hannibal in Cannae aus, daß er durch die Reiterei entschied. Erst in Zama hatten die Römer wieder genügend Reiterei, aber fremdländische, iberische und vor allem numidische.
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