Kulturen im Konflikt
#89
Zitat:Scherz beiseite. Ich glaube nicht, das der Islam eine Folklore werden wird. Ich denke, das wird genauso ablaufen wie im christlichen Abendland, erst wird die Religion immer wichtiger werden, dann wird sie unwichtiger werden, irgendwann pendelt es sich auf einem vernünftigen Niveau ein.
Aus der historischen Entwicklung einer Religion auf die jetzige einer anderen Religion zu schließen, halte ich für problematisch. Das Christentum hatte zu seiner Zeit gewissen einzigartige Bedingungen, unter denen Entwicklungen zu verzeichnen waren. Diese Bedingungen haben sich aber geändert. Dazu gehören so triviale Faktoren wie die Grenze der Ausbreitung: die Welt ist inzwischen erobert, die Grenze des einen Staates ist auch die eines anderen. Dazu kommen Einflüsse, die von außen auf die Religion bzw. Glaubensgemeinschaft einwirken. Auch hier hat der Islam heute meiner Meinung nach unter viel größeren Belastungen zu leiden als das Christentum zb. während der Vorgänge des Schismas und später in der Aufklärung. So kann der hohe externe Druck zwar zum einen zB. zu einem Dialog innerhalb des Islams über die Reformation des Glaubens führen, aber andererseits auch zu Radikalisierung. Zur Zeit scheint eher letzteres im Gange zu sein.

Zum Vergleich Islamische Staaten/ostasiatische Welt:
Ich denke, ihr beide (Azrail + Skywalker) habt wichtige Punkte genannt: Zum einen ist den ostasiatischen Staaten sicherlich durch die Adaption des westlichen Wirtschafts- und (in vermindertem Maß) Kultursystems die Möglichkeit erhalten geblieben, Einfluss in der Welt auszuüben. Allerdings darf man die Umstände nicht vergessen, unter denen letztendlich diese Entwicklung ihren Lauf genommen hat. Gerade Japan ist beispielhaft, wurde es doch nur durch militärischen Druck (Öffnung im 19. Jhd.) und später Gewalt (2.WK) auf diesen Kurs gezwungen. Gleiches gilt für Südkorea in abgewandelter Form. Auch muss man sehen, dass hier die Tür nach beiden Seiten schwingt: Beide Staaten haben Macht und Einfluss (auch wenn dieser durch politische Gegebenheiten geringer ist als möglich), aber beide werden auch massiv durch externe Entscheidungen beeinflusst. Die Frage ist, inwieweit die islamischen Staaten zu so einer weitgehenden Durchdringung auch von außen bereit sind. Es ist eben nicht so einfach, sich quasi die Rosinen herauszupicken, also alle externen Werte, die einem gefallen, in die eigene Kultur zu integrieren und ansonsten zu behalten, was einem wichtig ist. Die Politik liebt nun mal den Kompromiß.
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Kulturen im Konflikt - von Erich - 05.05.2004, 21:27
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