Iranisches Atomprogramm
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Zitat:„Der Iran würde Vergeltung üben“

Ex-Präsidentenberater Professor Dr. Gary Sick warnt vor einem Angriff

Weder durch Druck noch durch Verlockungen lässt sich Teheran von seinem Atomprogramm abbringen, das nach Angaben des iranischen Präsidenten Khatami lediglich friedlichen Zwecken dient. Unterdessen hat Israel, selbst Atomwaffenstaat, laut der britischen „Sunday Times“ mit Rückendeckung der USA Pläne zum Angriff auf iranische Atomanlagen für den Fall entwickelt, dass die Verhandlungen scheitern sollten. Auch wenn die Regierung in Jerusalem dementiert – die Zeichen stehen auf Sturm. Die National-Zeitung hat den wohl profundesten Kenner des amerikanisch-iranischen Verhältnisses, den früheren Präsidentenberater Professor Dr. Gary Sick, befragt.

„Eine Reihe gemeinsamer Interessen“

National-Zeitung: Das brisanteste Thema ist derzeit das iranische Nuklearprogramm.

Sick: Betrachtungen zum Nuklearprogramm beginnen für gewöhnlich mit dem Vorwurf, dass ein Land, das so reich an Öl und Gas ist, keine Kernenergieerzeugung benötige. Tatsächlich sind die wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht so eindeutig. Der Iran benutzt gegenwärtig die Hälfte seiner Ölförderung für seinen eigenen Energiebedarf. Dieser Bedarf wird in den kommenden Jahren sicher steigen, da sich die Bevölkerung des Iran von heute beinahe 70 Millionen auf 95 Millionen im Jahre 2050 steigern wird und die Elektrifizierung der Dörfer stark zunimmt. Nach einigen Berechnungen könnte der Iran in 20 Jahren ein Nettoimporteur von Öl sein.
Seit vielen Jahren erforscht der Iran aktiv eine Reihe von alternativen Energien, besonders Wasserkraft, aber auch Wind-, Sonnen- und geothermische Energie. Derzeit beginnt der Iran damit, moderne und sehr effiziente Gaskraftwerke zu errichten.

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National-Zeitung: Also folgt der Iran mit seinem Nuklearprogramm lediglich wirtschaftlichen Notwendigkeiten?

Sick: Der entscheidende Punkt ist nicht wirtschaftlicher Art. Die Iraner sind eine alte und extrem stolze Nation. Der Druck der USA und des Westens, den Iran am Zugang zu praktisch allen Formen der Nukleartechnologie zu hindern, wurde als Anschlag auf die nationale Ehre angesehen. Wenn es um das Recht des Iran geht, friedliche Nukleartechnologie zu besitzen, sind die Iraner fast vollständig vereint – und zwar über alle politische Richtungen des Landes hinweg. Das gilt sogar für viele der Oppositionellen im Exil. Praktisch jede Regierung, die man sich für den Iran vorstellen kann, sei sie klerikal, reformorientiert, nationalistisch oder monarchistisch, wird auf das Recht auf Nukleartechnologie bestehen.

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National-Zeitung: Wo liegt dann das Problem?

Sick: Mohammad el-Baradei, der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation IAEO, hat mitgeteilt, dass der Iran sich an den Atomwaffensperrvertrag hält, aber dass es zwei Probleme mit der iranischen Deklaration seines Nuklearprogrammes gebe. Zum einen gibt es an einigen Gegenständen Spuren von hochangereichertem Uran, das nicht deklariert wurde. Der Iran sagt, dass es sich um Rückstände – wahrscheinlich aus Pakistan – handele. Und es gibt Anzeichen, die für diese Version sprechen. Zum zweiten ist die IAEO nicht der Auffassung, dass der Iran seine Arbeit mit einer hochmodernen Zentrifuge zur Urananreicherung vollständig offengelegt hat, die wahrscheinlich auch aus Pakistan stammt. Das wird noch immer überprüft.

Vom Ergebnis dieser Nachforschungen abgesehen erfüllt der Iran den Atomwaffensperrvertrag. Er hat nach dem Vertrag das Recht, einen vollständigen nuklearen Brennstoffkreislauf zu entwickeln, inklusive Anreicherung und Wiederaufarbeitung.
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National-Zeitung: Warum dann die Aufregung?

Sick: Im Grunde geht es weniger um rechtliche Feinheiten, sondern um Vertrauen. Aber bei der Diskussion, wie man mit dem iranischen Atomprogramm umgehen soll, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass unsere Bemühungen, die Nuklearentwicklung im Iran zu stoppen, in Wahrheit darauf hinauslaufen, die Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrags grundlegend zu revidieren.

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