25.02.2005, 13:11
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Zitat:Der Krieg hält Winterschlaf - doch die Kälte tötet weiter
In Afghanistan haben die Taliban ihre Angriffe fast auf Null reduziert - wegen des bitterkalten Wetters. Während der Frost am Hindukusch einerseits für Frieden sorgt, tötet er gleichzeitig viele Kinder. Afghanische Eltern behandeln Keuchhusten und Lungenentzündung ihres Nachwuchses oft mit Opium.
"Wir werden wieder verstärkt angreifen, sobald das Wetter besser ist", erklärte Taliban-Sprecher Mulah Obaidullah Akhund der Nachrichtenagentur AP in Kabul. Die Taliban-Bewegung unter Mullah Omar sei noch immer aktiv. Man werde kämpfen, solange noch irgendwo ein Taliban am Leben sei.
Obaidullah gehörte der letzten Taliban-Regierung unter Mullah Omar an, die im Herbst 2001 von der amerikanischen Armee und Truppen der afghanischen Nordallianz aus Kabul vertrieben worden war. Er sprach mit AP über ein Satellitentelefon von einem unbekannten Ort aus. Die Taliban waren in der Vergangenheit besonders in den Grenzprovinzen zu Pakistan aktiv. Manche Regionen im Süden und Südosten Afghanistans kontrollieren sie noch immer. Vor allem die amerikanische Armee und regierungstreue afghanische Truppen lieferten sich im Grenzgebiet immer wieder heftige Gefechte mit den islamistischen Guerilleros.
Militärische Operationen sind aber im strengen Winter am Hindukusch kaum möglich - weder für die US-Truppen, noch für die Taliban. Insgesamt sei der Widerstand von Mullah Omars versprengter Armee in den vergangenen drei Jahren stetig zurückgegangen. Nach Angaben der US-Streitkräfte und der afghanischen Regierung bröckelt die Front der Taliban. Einige Gruppen seien zur Zusammenarbeit mit der neuen Regierung bereit. Der frühere UN-Botschafter der Taliban, Abdul Hakim Mudschahid, bestätigte der AP, dass er Gespräche in Kabul geführt habe. Er vertrete die Vereinigung der Diener des Korans (Chudamul Furgan Dschamiat), die sich den Taliban angeschlossen, aber auch 2001 schon wieder von ihnen getrennt hatte, sagte Mudschahid.
Die US-Streitkräfte haben die Zahl ihrer in der afghanischen Armee aktiven Soldaten verdoppelt. Major Eric Bloom sagte am Sonntag in Kabul, 288 US-Nationalgardisten seien am Freitag und Samstag in Afghanistan eingetroffen, wo sie als taktische Ausbilder eingesetzt würden. Rund 300 Soldaten seien bereits in afghanischen Einheiten tätig. Sie sollen die Ausbildung von 70.000 afghanischen Regierungssoldaten beschleunigen, die bis Dezember 2006 einsatzbereit sein sollen.
Der bitterkalte Winter in Afghanistan hat zwar den Krieg eingefroren - doch natürlich hat er auch grausame Seiten. Der Frost und der Schnee haben schon mehr als 120 Kinder das Leben gekostet, sagte Gesundheitsminister Mohammed Amin Fatemi in Kabul. Die meisten Kinder seien an Krankheiten gestorben, die sie sich wegen des Wetters zugezogen hätten. Die verzweifelten Eltern verabreichten ihren Kindern oft Opium, um Leiden wie Keuchhusten und Lungenentzündung zu lindern, sagte Fatemi.
Viele Afghanen hielten Opium für ein Heilmittel, sagte Fatemi. Tatsächlich wirke das Rauschgift vorübergehend hustenstillend, weil es die Kinder betäube. "Aber es ist Gift für ihre Körper und kann sie süchtig machen." Afghanistan ist der größte Opiumproduzent der Welt. Zahlreiche Bauern pflanzen Schlafmohn an, weil sie damit weitaus besser verdienen als mit anderen Feldfrüchten. Genaue Angaben über die Zahl der seit Wintereinbruch gestorbenen Erwachsenen liegen dem Gesundheitsministerium nicht vor. Verschiedenen Berichten zufolge sind seit Ende Dezember aber mehrere hundert von Lawinen verschüttet worden, auf den verschneiten Straßen verunglückt oder erfroren. In Afghanistan leben nach zwei Jahrzehnten Krieg zahlreiche Menschen in Flüchtlingslagern. Selbst in den Notunterkünften der Hauptstadt Kabul gab es Kälteopfer.