Der Schwäbische Bund
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5. Der schwäbische Bund im Bauernkrieg
Nach den ersten Erhebungen von Bauern 1524 in Waldshut wollte der Schwäbische Bund noch nicht so recht eingreifen, da er seine Zuständigkeit für die vorländischen Schirmgebiete Habsburgs im Schwarzwald fragwürdig war . Nachdem die Vorbereitungen für ein Eingreifen schleppend begonnen hatten unternahm der Bund einen Vermittlungsversuch mit Waldshut Anfang Januar 1525 Als jedoch Herzog Ullrich Ende Februar in Württemberg einfiel lief die Bündische Rüstungsmaschinerie an, da dies im Gegensatz zu den Bauern als ernstzunehmender Krieg gesehen wurde . Zwar waren die Bauernunruhen und -aufstände inzwischen deutlich angewachsen, so hatten die Bundesräte doch deutlich mehr Angst vor einem Weltuntergangsszenario, welches Horst Carl wie folgend schildert: “Aber nicht der Aufstand der Bauern schreckte die Bundesräte am meisten, sondern die Möglichkeit, daß sich unter der Fahne Herzog Ulrichs alle Bundesfeinde sammeln könnten: An der Spitze der vertriebene württembergische Herzog, in seinem Gefolge die fränkischen Konsorten Absbergs im Hintergrund die unkalkulierbaren Eidgenossen, die Ulrich ihre Knechte zur Verfügung stellten, und dann zu allem Überfluß noch die aufständischen Bauern” . Daß diese Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen sind zeigt das Bündnis des Hellen Haufens mit Herzog Ulrich im Mai 1525 . Nachdem Georg Truchseß von Waldburg Herzog Ulrich mit dem Bundesheer Mitte März vertrieben hatte bestand die Möglichkeit gegen die Bauern vorzugehen. Von Anfang Februar bis zum Beginn der Kämpfe Anfang April wurden Verhandlungen mit den Bauern geführt, offensichtlich aber nur zu dem Zweck die nötige Zeit für die bündischen Rüstungen zu gewinnen . Daß die Bauern mit dem Bund verhandelten zeigt, daß sie ihn als Schiedsgericht akzeptierten und gemäß der bündischen Konfliktregelung zu handeln bereit waren . Einen von der Bundesversammlung mit den Bauernvertretern vereinbarter Stillstand der die letzten Schlichtungsvorschläge des Bundes den Bauern zu unterbreiten ermöglichen sollte wurde von den Bundesräten eingehalten . Selbst nach Angriffen der Bauern auf Schlösser und übergriffen der Landsknechte am 25. März marschierte das Bündische Heer zwar schon, setzten die Städte ihre Vermittlungsversuche fort . Erst als die Verhandlungen von Seiten der Bauern abgebrochen wurden war der Weg frei sie nun zu offiziellen Bundesfeinden zu erklären . Am 4. April gingen die Bündischen Truppen gegen die Bauern in Leipheim bei Ulm vor und obwohl diese kampflos aufgaben wurden Hunderte oder gar Tausende auf der Flucht erschlagen, am nächsten Tag sechs bis sieben Rädelsführer und ihr Anführer hingerichtet, sowie die Städte Günzburg und Leipheim zur Plünderung freigegeben . Davon beeindruckt baten viele der Bauern des Baltringer Haufens um Gnade und die meisten unterwarfen sich bedingungslos . Nachdem er seine eigenen Bauern in Wurzach geschlagen hatte zog Georg Truchseß von Waldburg nach Gaisbeuren gegen Seehaufen, welcher sich nach Weingarten zurückzog und dort eine strategisch bessere Position einnahm . Da sie zahlenmäßig überlegen waren und zu ihrer Unterstützung 8000 Allgäuer und 4000 Hegauer Bauern heranrückten führten Verhandlungen mit den Bauern am 17. April zum Weingartner Vertrag, der ein bauernfreundliches Schiedsgericht stellen sollte und somit den dortigen Aufstand unblutig beendete bis sich Anfang Mai 2000 bei Kempten versammelte Bauern doch gegen die Annahme des Vertrages entschieden .
Am 10. Mai stand der Truchseß dem Hellen Haufen bei Herrenberg gegenüber, wagte jedoch wegen der guten Stellung der Bauern nicht anzugreifen. Als sie in der Nacht die Stadt aufgaben zogen sie sich zwischen Sindelfingen und Böblingen in eine von einer Wagenburg geschützten Stellung zurück. Den von der Vorhut der Bauern besetzten Galgenberg konnte der Truchseß nach dem Seitenwechsel der Stadt Böblingen einnehmen und von dort aus den Haufen mit Geschützen bestreichen . Noch ehe das bündische Fußvolk die Bauern erreichte ergriffen diese die Flucht wobei der darauf folgenden 10km Verfolgung 2000 bis 3000 erstochen wurden . Damit war der Aufstand in Württemberg beendet.
Am 21. Mai wurde Weinsberg, von seinen Männern verlassen, niedergebrannt, nachdem man alle Frauen und Kinder aus der Stadt getrieben hatte . Statt direkt nach Würzburg zu ziehen zog der Truchseß ins Neckargebiet um dem Pfalzgrafen zu helfen, wobei sich unterwegs viele Städte und Dörfer unter Auslieferung der Anführer mit der Hoffnung um eine Milde Strafe ergaben . Nach der Vereinigung mit dem Pfalzgrafen am 28. Mai bei Neckarsulm zog man nun gen Würzburg, da alle Aufstände im Neckargebiet niedergeschlagen worden waren .
In Würzburg konnte die Feste Marienberg den Bauern standhalten, welche nach 3 Wochen Herrschaft über die Stadt durch das Herannahen des Schwäbischen Bundes unter Druck gerieten. Am 2. Juni versuchten die Bauern den Schwäbischen Bund am Tauberübergang zu hindern was in Königshofen in einer Schlacht mündete, bei der die Bauern vernichtend geschlagen wurden und rund 7000 Mann Verluste zu beklagen hatten . Zwei Tage später würde die Wagenburg des Würzburger Ersatzheeres durch Kanonenschüsse auseinandergetrieben, was kaum einer der 5000 Bauern überlebte . In Bamberg, das sich bald danach auf Anraten Nürnbergs auf Gedeih und Verderben ergeben hatte gab es einige Hinrichtungen durch den Schwäbischen Bund .

6. Fazit
Ein Urteil des in einem Nürnberger Ratsbuch verzeichneten “Bedenkens für rö. Kai. M., besser ordnung, Fried und recht in teutscher Nation zu erhalten, böse Praktik und trennung der stende Zufuhrkommen, doch alles unvergriffenlicht, niemand zu Nachteil und auf verstendige Verpesehrung” aus dem Jahr 1537 ist “in summa der bund zu Schwaben das ordentlich wesen teutscher nation gewest, welcher bund auch von menniglich geforcht und in vil weg den landfriden und recht beschutzt und erhalten hat.” zeigt die Bedeutung, die dem Schwäbischen Bund von Zeitgenossen beigemessen wurde. Als weitere Beispiele dafür wäre auch die Anwesenheit eines Gesandten des französischen Königs zu nennen, der bei dem letzten Bundestag vom Dezember 1533 dem ganzen eine dem Reichstag nahekommende politische Bedeutung und Anerkennung zuwies oder die Versammlung der rheinischen Reichsstädte Ende Oktober 1498 in Worms, die über einen ähnlichen Zusammenschluß nachdachten und dabei auch erwogen das Bündnis auf Fürsten, Grafen, Herren und Adlige auszudehnen .


7. Literatur- und Quellenliste:

- BOCK Ernst, Der Schwäbische Bund und seine Verfassungen (1488-1534). Ein Beitrag zur Geschichte der Zeit der Reichsreform, Breslau 1927.
- BRANDT Otto S., Der deutsche Bauernkrieg, Jena 1929.
- BUSZELLO Horst; BLICKLE Peter; ENDRES Rudolf, Der deutsche Bauernkrieg, Paderborn; München u.a. 1995.
- CARL Horst, Der Schwäbische Bund 1488-1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation, Leinfelden-Echterdingen 2000.
- DATT Johann Philipp, Volumen rerum germanicarum Novum, sive de pace imerpii publica libri V, Ulmae 1698
- FRANZ Günther, Der Deutsche Bauernkrieg, Darmstadt 1984.
- HESSLINGER Helmo, Die Anfänge des Schwäbischen Bundes. Ein Beitrag zur Geschichte des Einungswesens und der Reichsreform unter Kaiser Friedrich III, Ulm 1970.
- PRESS Volker, Das Alte Reich. Ausgewählte Aufsätze, Berlin 1997.
- LAUFS Adolf, Der Schwäbische Kreis. Studien über Einungswesen und Reichsverfassung im deutschen Südwesten zu Beginn der Neuzeit, Aalen 1971.
- MOLITOR Erich, Die Reichsreformbestrebungen des 15. Jahrhunderts bis zum Tode Kaiser Friedrichs III., Aalen 1969.
- SCHMIDT Georg: Der Städtetag in der Reichsverfassung. Eine Untersuchung zur Korporativen Politik der Freien und Reichsstädte in der Ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1984.
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