Türkei
Türkische Debatte über Völkermord an Armeniern
Parlamentsausschuss in Ankara will Tabu beenden


ISTANBUL. 2. Februar. Türkische Parlamentarier wollen mit Vertretern der armenischen Minderheit im Land sowie mit Historikern über den armenischen Völkermord-Vorwurf sprechen. Gedacht werde an eine Diskussion in dem für die EU-Anpassung der Türkei zuständigen Parlamentsausschuss, teilte das Büro des Vize-Ausschussvorsitzenden Ali Riza Alaboyun am Mittwoch mit. Ein Termin für die Diskussion stehe aber noch nicht fest. Der armenische Völkermord-Vorwurf ist bisher ein Tabu in der Türkei.

Nach Einschätzung armenischer und auch vieler internationaler Experten hatte die Regierung des Osmanischen Reiches 1915 versucht, die Armenier als Volk auszulöschen. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches bestreitet nicht, dass es im Ersten Weltkrieg auf türkischem Gebiet Massaker an Armeniern gab, weist aber den Vorwurf des gezielten Völkermordes zurück.

Die Ereignisse im Jahr 1915 sollten ohne Vorurteile untersucht werden, sagte Alaboyun nach einer Meldung des Senders NTV. Im vergangenen Jahr gab es erstmals Kontakte zwischen türkischen und armenischen Historikern, die gemeinsam Archiv-Material untersuchen wollten; ein für Mai in Wien angesetztes zweites Treffen der Wissenschaftler wurde jedoch inzwischen abgesagt, weil die armenische Seite die vereinbarten Archiv-Dokumente nicht vorgelegt hat. In diesem April steht der 90. Jahrestag der Ereignisse von 1915 bevor.

quelle:http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/418195.html
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: