26.01.2005, 02:25
Zitat:Und wohl auch die meisten Nah-Ostexperten und Strategen gehen davon aus, dass der Iran nicht als einziges Ziel seiner Politik die rein zivile Nutzung der Kernenerige anstrebt...Es gibt im Iran verschiedene Lager, die das durchaus unterschiedlich betrachten.
Es gibt diejenigen, die aufgrund des starken Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums (ähnlich wie in China nur in deultich kleineren Dimensionen) einer Energiekrise vorzubeugen versuchen. Und dabei wäre es kontraproduktiv die so wichtigen Öleinnahmen im eigenen Land zu verheizen und dabei auch noch deutlich höhere Kosten zu haben als bei der günstigsten Energiegewinnung überhaupt (der Atomkraft).
Die anderen sehen sowohl den ersten Punkt, als auch die Notwendigkeit, sich bei der aktuellen Bedrohungslage durch Israel, USA, Pakistan und vielleicht in Zukunft durch Saudi Arabien die Option für die Bombe als Abschreckung zu beschaffen.
Beide Denkweisen sind nicht abwegig oder "Größenwahnsinnig" (wie Du das darstellst), sondern unter realpolitischen Gesichtspunkten absolut nachvollziehbar.
Das der Iran aber *derzeit* an einer Bombe baut, halte ich für nicht sehr wahrscheinlich, da man sonst nicht die IAEA ins Land gelassen hätte. Man kann auf Dauer ein soches Programm nicht geheim halten, wenn man derart unter Beobachtung steht.
Warum ich die Argumente bzgl. Mittelstreckenraketen und Urananreicherung für unsinnig halte, habe ich geschildert. Aber in Anbetracht der zukünfitgen nuklearen Option sind beide Programme durchaus nicht abwegig.
Zitat:Ich will ja nicht unken, aber ein bißchen naiv erscheint mir diese Sichtweise von dir.Immerhin sind die Amerikaner ja auch nicht nur Streiter für Menschenrechte und Demokratie...Nein, ich behaupte ja auch ständig das Gegenteil !
Es geht schlicht um Machterweiterung und letztendlich um Öl. Darum ging es im Iran seit der Entdeckung des Öls und dem Bau des ersten Ölförderturms des Nahen Ostens im Iran. Um nichts anderes ! (Resultat : Rausschmiss der USA, GB, UDSSR nach Ausbeutung nach Strich und Faden ->Revolution-> IRI..->konsequente Fortführung des Protektionismus heute mit vorsichtiger wirtschaftlicher Öffnung unter Schutz der Binnenwirtschaft)
Ein nuklearbewaffneter Iran, oder überhaupt ein militärisch starker Iran, würde die Pläne der USA (Beherrschung der OPEC, alleinige Kontrolle des wohlgemerkt "persischen Golfs") ersthaft gefähren.
Von einem direkten Bedrohungspotential durch Terrorismus, "Tyrannei" und Atomwaffen die nach New York fleigen brauchen sie garnicht auszugehen, sondern lediglich das Faktum ansich, daß der Iran nicht mehr auf lange Sicht zu erobern und/oder zu kontrollieren wäre, stellt das Problem dar. Somit muss ich mich LOX und seinem durchaus sehr qualifizierten Beitrag anschliessen.
Also weder Menschrechte (die ja nicht von mir hier ständig *naiverweise* ins Feld geführt werden :hand

Es ist ein iran, der nicht mehr angreifbar wäre.
Genau aus diesem Grund würde ich eine nukleare Option auch letztendlich befürworten, da sie Sicherheit für ein Land darstellen würde, welches immernoch eins der stabilsten Systeme der Region darstellt, von dem keine offensive Bedrohung ausgeht und letztlich auch viel Potential in sich birgt (bei weiterer Entwicklung und Reformen) sich zu einem interessanten Modell für die Staaten des Nahen Ostens zu entwickeln. Weil dies Staaten letztendlich aufgrund der Kultur zwangsläufig auf ein System mit einer Verbindung von Religion und Parlamentarismus hinauslaufen müssen um Bestand zu haben.
Dass dieses Verhältnis "gesunden" muss ist mir durchaus bewusst.
Säkulare Systeme haben aufgrund des Scheiterns des arabischen Nationalismus (aufgrund religiöser Strömungen und mangels Akzpetanz durch die eigene Bevölkerung) ,so bitter das für viele hier im Westen klingen mag, wenig Chancen langfristig zu überleben.
Der Nahe Osten ist religiös stark verwurzelt und will trotzdem demokratische Werte. Der Iran ist das einzige Land, der tatsächlich versucht beide Philosophien unter einen Hut zu bringen.
Dass dabei die Entwicklung nicht abgeschlossen ist und wie Jacks schon sagte noch einiges getan werden muss ( dabei sehe ich das heil nicht in einer Revolution) will ich garnicht bestreiten. Auch so hat sich in den letzten Jahren einiges getan und die Mullahs sind durchaus keine verbohrten Dumköpfe sondern durchaus Pragmatisch.
Durch einen Angriff der USA wäre das Modell und vieles was man sich sonst aufgebaut hat, gestorben. Nur spielt es in den Köpfen der Neocons nicht ansatzweise eine Rolle, ob der Iran derzeit an der A-Waffe bastelt oder ein friedliches Programm pfelgt, sondern allein die zukünftige Nukleare Option (die jeder Staate hat der über diese Technologie verfügt) drängt sie dazu im schier zwanghaften eigenen interesse an Öl und Macht, gegen den Iran vorzugehen.
Und darum sind die USA für mich die Bösen und der Iran der Gute. (Wenn Du oder andere es so wollen)
Wenn mir diese Vereinfachung nochmal einer vorwirft, werde in Zukunft kommentarlos hier hin verlinken, weil ich es langsam leid bin das immer wieder im Detail schildern und mich für meine Position rechtfertigen zu müssen, weil ja eine achso radikale und parteische Einstellung habe. Diese Sicht der Dinge ist in meinen Augen in keinster Weise vereinfachend oder naiv. :box: :merci:
PS:
So und wenn Skywalker uns jetzt allen eine Ermahnung erteil, weil wir trotz versuchs der Umleitung meinerseits auf den Iran-Thread immernoch weit ab von miltärischen Szenarien sind, dann hat er ausnahmsweise wirklich mal Recht.
