21.01.2005, 12:50
Zitat:Natürlich sind die Menschenrechte in erster Linie moralisch! Und in einem Rechtsstaat können sie sehr schnell ausgehebelt werden, in einer Dikatur per Befehl, in einer Demokratie per Mehrheitsentscheid. Aber Rechte sind in den meisten Fällen dazu da, die Moral zu stützen.Und was ist Moral? Doch lediglich ein gemeinsamer Wertekanon, der von einer Gesellschaft (oder deren überwiegendem Anteil) getragen wird. Wenn dies auch für die Todesstrafe zutrifft, sehe ich keinen Verstoß gegen die Moral.
Zitat:In einer Demokratie halten es zudem die meisten Menschen für opportun, sich mit einer gewissen Beschneidung der Freiheitsrechte zugunsten von einigermassen fairen Spielregeln, welche die Durchsetzung der übrigen Menschenrechte begünstigen, zufriedenzugeben. Das ist auch gut so, denn in einem anachischen System völliger Freiheit ist die Gewährleistung z.B. des Rechtes auf Leben nicht mehr gegeben.Dito! Und deswegen legitimiert das lebenslange Freiheitsstrafen (die ich nicht unbedingt als besser erachte) ebenso wie die Todesstrafe.
Zitat:Persönlich halte ich das Recht auf Leben für das Wichtigste und auch das Persönlichste.Amüsanterweise wird gerade dieses Recht auch von Befürwortern der Todesstrafe vorgebracht, in dem Sinne, dass das Recht auf Leben das wertvollste ist und ein Verstoß dagegen auch die maximale Strafe, also den Tod, zur Folge haben muss.
Zitat:Wenn man die Todesstrafe als ausgleichende Gerechtigkeit betrachtet, Auge um Auge quasi, gerät man in einen Teufelskreis; man wird solange darin stecken bleiben und keinen Fortschritt auf diesem moralischen Gebiet erzielen, bis man damit aufhört, den Tod mit dem Tod zu sanktionieren.Und was ist mit dem Mörder, der Leben nimmt? Und hier kommt man eben zum Argument, dass in diesem Sinn die Todesstrafe eben kein "Auge um Auge" ist, das wäre auch relativ schwachsinnig IMO, denn aus einem "Auge um Auge" soll ein Straftäter nach meiner Interpretation trotzdem lernen und für die Zukunft abgeschreckt werden. Die Todesstrafe aber ist final und findet daher ihre Begründung einzig und allein im Schutz der Bevölkerung vor einer destruktiven Kraft, nämlich dem Mörder. Einer Kraft, die einen Schaden anrichtet, der nicht mehr zu kompensieren ist (namentlich Mord) und daher für die Gesellschaft bzw. die Einzelpersonen irreversibel ist.
Das Recht auf Leben sollte jedem Menschen in die eigenen Hände gelegt werden; Selbstmord wird dadurch genauso legal wie Notwehr. Eine andere Person hat darüber nicht zu entscheiden.
Zitat:der hat ja nur seine gerechte Strafe bekommen.Ehrlichgesagt halte ich das nur für menschlich. Ich schätze das Leben meiner Mutter auch höher ein als zB. das eines Mannes, der vier Kinder vergewaltigt hat. Ist das rational? Ich weiss nicht. Ist es nachvollziehbar? Darauf kannst du wetten!
Das Leben der G.I.s wird also viel höher eingeschätzt als das Leben des Häftlings.

Zitat:Ein Gouverneur, der sich dann noch Gedanken darüber macht, ob er politisch mit einer Hinrichtung oder mit einer Begnadigung mehr punkten kann, ist schon zu weit gegangen und einfach nur pervers.Ehrlichgesagt glaube ich, du hast gewisse Vorurteile entweder gegenüber Politikern allgemein oder gegenüber Schwarzenegger persönlich. Gerade "Arnuhld" ist kein typischer Repräsentant der republikanischen Partei und es ist unwahrscheinlich bzw. passt nicht zu ihm, dass er über die Todesstrafe politisches Kapital herausschlagen will. Er befürwortet positive Gesetzesregelungen zu Abtreibung (obwohl du dich hier vielleicht bestätigt siehst wegen seiner Einstellung zum menschl. Leben), Schwulen- und Lesbenbeziehungen, hat eine sehr distanzierte Haltung zu den christlich-republikanischen "Grundwerten" und gilt allgemein als linker Außenseiter. Wenn er politisch Kapital schlagen will, dann im umweltbewußten Kalifornien eher mit der Einführung von Wasserstofftankstellen. Mein Eindruck ist mehr, dass er sich mit dem Fall recht ausführlich beschäftigt hat, bevor er das Gnadengesuch abgelehnt hat und das ist keineswegs selbstverständlich, schon gar nicht, wenn ein Governeur sowieso darauf aus ist, mit der Todesstrafe hausieren zu gehen (ich denke da an einen gewissen jetzigen Präsidenten).
Zitat:Mit anderen Worten: Häftlinge werden verheizt, während Soldaten für eine "gerechte Sache" sterben. Dabei wird vergessen, dass die Häftlinge ebenfalls im Namen der Gerechtigkeit ihr Leben verlieren. Ein Häftling müsste also nach seiner Hinrichtung wenigstens ein Staatsbegräbnis erhalten.Das klingt so, als ob man sich willkürlich einen Menschen aus der Bevölkerung herausgreift, ihm das Häftlingsetikett anheftet und dann auf den Stuhl schickt: sprich, er kann doch gar nichts dafür. Die Realität ist aber doch ein wenig anders (wobei auch ich für eine sehr genaue Prüfung der Vergehen bin und einen Menschen niemals zum Tode verurteilen würde, solange berechtigte Zweifel an der Tat bestehen, Stichwort Indizienprozeß). Bei dir klingt das allzusehr nach Heiligsprechung von Kriminellen.