21.01.2005, 11:24
Ein Film den die Türkei schon gesehen hat
Die Türkei fühlt sich in die Zeiten vor dem Irak-Krieg zurückversetzt: US-Präsident George W. Bush spricht von Militärschlägen gegen ein unliebsames Regime in unmittelbarer Nachbarschaft der Türken; erste US-Aufklärungsmissionen soll es bereits gegeben haben; das unter Druck geratene Regime zeigt sich selbstbewusst und kampfbereit. Nur geht es diesmal um den Iran, nicht um den Irak. «Den Film haben wir doch schon mal gesehen», kommentierte eine türkische Zeitung. «Schritt für Schritt in den Krieg», lautete eine Schlagzeile. Bush benutze im Falle Irans dieselben Argumente wie vor dem Krieg gegen den Irak.
In der Türkei, einem direkten Nachbarland des Irak und des Iran, sorgen die Berichte über mögliche amerikanische Militäraktionen gegen Teheran für noch mehr Befürchtungen als anderswo. Dabei hat sich das türkisch-amerikanische Verhältnis noch nicht von den Zerwürfnissen des Irak-Kriegs erholt. Nach einer internationalen Umfrage der britischen BBC glauben 8 von 10 Türken, dass die Wiederwahl von Bush die Welt unsicherer gemacht hat.
Interesse an Incirlik in neuem Licht
Die USA versuchen schon seit längerem, ihre Militärpräsenz in der Türkei auszubauen. Gemäss inoffiziellen Berichten stehen mehrere Flughäfen, Stützpunkte und Seehäfen auf der Wunschliste Washingtons. Besondere Bedeutung hat dabei die Luftwaffenbasis Incirlik bei der südtürkischen Grossstadt Adana. Seit Jahresbeginn waren bereits der stellvertretende US-Aussenminister Richard Armitage und der Chef des US-Zentralkommandos, General John Abizaid, in Ankara. Nach Presseberichten, die von der Regierung in Ankara nicht bestätigt werden, baten die Amerikaner darum, ihre Nutzung von Incirlik ausweiten zu dürfen. Dieser angebliche Wunsch der USA erscheint nun angesichts der Entwicklungen beim Thema Iran in einem ganz neuen Licht.
Von Incirlik aus hatten US-Kampfjets vor dem Krieg gegen Saddam Hussein das Flugverbot über dem Nordirak überwacht. Derzeit wird die Basis als Drehscheibe bei der Rotation von US-Truppen im Irak genutzt. Auch Flüge in den Iran wären von Incirlik aus möglich, wenn die Militärjets in der Luft aufgetankt würden. Eine offizielle Erlaubnis der Türkei für solche Missionen ist aber ausgeschlossen. Regierung und Armeeführung wollten Nein sagen, falls die USA eine solche Anfrage stellen sollten, berichtete eine Zeitung. Schon im Irak-Krieg hatten die Amerikaner die Basis Incirlik nicht als Ausgangspunkt für Bombardierungen nutzen dürfen.
Zwar wäre es für die Türkei ein grosses Problem, wenn sich der Iran Atomwaffen beschaffen sollte. Doch eine Konfrontation mit dem Nachbarn vermeidet Ankara. Zur Lösung des Atom-Konflikts zwischen Teheran und der internationalen Gemeinschaft setzt die Türkei auf die Internationale Atom-energiebehörde (IAEA), die UNO und die Vermittlungsversuche der Europäer. Den militärischen Optionen, von denen die Amerikaner hinter verschlossenen Türen schon seit längerem sprechen, kann die Türkei dagegen nichts abgewinnen.
Und nicht nur die US-Drohung gegen den Iran an sich macht den Türken Sorgen. Auch die dahinterstehenden Bemühungen der Bush-Regierung, den gesamten Nahen Osten nach amerikanischen Wünschen umzugestalten, machen Beobachtern und Politikern Bauchschmerzen. Denn diese amerikanische Politik könnte aus türkischer Sicht auf Jahrzehnte der Kriege und der Instabilität in der Region hinauslaufen – eine Befürchtung, die von den bisherigen Erfahrungen im Irak bestätigt wird. Und mittelfristig könnte auch noch ein dritter türkischer Nachbarstaat ins Visier der USA geraten: Syrien.
Die Türkei fühlt sich in die Zeiten vor dem Irak-Krieg zurückversetzt: US-Präsident George W. Bush spricht von Militärschlägen gegen ein unliebsames Regime in unmittelbarer Nachbarschaft der Türken; erste US-Aufklärungsmissionen soll es bereits gegeben haben; das unter Druck geratene Regime zeigt sich selbstbewusst und kampfbereit. Nur geht es diesmal um den Iran, nicht um den Irak. «Den Film haben wir doch schon mal gesehen», kommentierte eine türkische Zeitung. «Schritt für Schritt in den Krieg», lautete eine Schlagzeile. Bush benutze im Falle Irans dieselben Argumente wie vor dem Krieg gegen den Irak.
In der Türkei, einem direkten Nachbarland des Irak und des Iran, sorgen die Berichte über mögliche amerikanische Militäraktionen gegen Teheran für noch mehr Befürchtungen als anderswo. Dabei hat sich das türkisch-amerikanische Verhältnis noch nicht von den Zerwürfnissen des Irak-Kriegs erholt. Nach einer internationalen Umfrage der britischen BBC glauben 8 von 10 Türken, dass die Wiederwahl von Bush die Welt unsicherer gemacht hat.
Interesse an Incirlik in neuem Licht
Die USA versuchen schon seit längerem, ihre Militärpräsenz in der Türkei auszubauen. Gemäss inoffiziellen Berichten stehen mehrere Flughäfen, Stützpunkte und Seehäfen auf der Wunschliste Washingtons. Besondere Bedeutung hat dabei die Luftwaffenbasis Incirlik bei der südtürkischen Grossstadt Adana. Seit Jahresbeginn waren bereits der stellvertretende US-Aussenminister Richard Armitage und der Chef des US-Zentralkommandos, General John Abizaid, in Ankara. Nach Presseberichten, die von der Regierung in Ankara nicht bestätigt werden, baten die Amerikaner darum, ihre Nutzung von Incirlik ausweiten zu dürfen. Dieser angebliche Wunsch der USA erscheint nun angesichts der Entwicklungen beim Thema Iran in einem ganz neuen Licht.
Von Incirlik aus hatten US-Kampfjets vor dem Krieg gegen Saddam Hussein das Flugverbot über dem Nordirak überwacht. Derzeit wird die Basis als Drehscheibe bei der Rotation von US-Truppen im Irak genutzt. Auch Flüge in den Iran wären von Incirlik aus möglich, wenn die Militärjets in der Luft aufgetankt würden. Eine offizielle Erlaubnis der Türkei für solche Missionen ist aber ausgeschlossen. Regierung und Armeeführung wollten Nein sagen, falls die USA eine solche Anfrage stellen sollten, berichtete eine Zeitung. Schon im Irak-Krieg hatten die Amerikaner die Basis Incirlik nicht als Ausgangspunkt für Bombardierungen nutzen dürfen.
Zwar wäre es für die Türkei ein grosses Problem, wenn sich der Iran Atomwaffen beschaffen sollte. Doch eine Konfrontation mit dem Nachbarn vermeidet Ankara. Zur Lösung des Atom-Konflikts zwischen Teheran und der internationalen Gemeinschaft setzt die Türkei auf die Internationale Atom-energiebehörde (IAEA), die UNO und die Vermittlungsversuche der Europäer. Den militärischen Optionen, von denen die Amerikaner hinter verschlossenen Türen schon seit längerem sprechen, kann die Türkei dagegen nichts abgewinnen.
Und nicht nur die US-Drohung gegen den Iran an sich macht den Türken Sorgen. Auch die dahinterstehenden Bemühungen der Bush-Regierung, den gesamten Nahen Osten nach amerikanischen Wünschen umzugestalten, machen Beobachtern und Politikern Bauchschmerzen. Denn diese amerikanische Politik könnte aus türkischer Sicht auf Jahrzehnte der Kriege und der Instabilität in der Region hinauslaufen – eine Befürchtung, die von den bisherigen Erfahrungen im Irak bestätigt wird. Und mittelfristig könnte auch noch ein dritter türkischer Nachbarstaat ins Visier der USA geraten: Syrien.