12.01.2005, 22:24
Zitat:Der Tagesspiegel: Kampfpiloten der Bundeswehr üben zu wenigQuelle:
12.01.2005 - 19:17 Uhr
Berlin (ots) - Die jährliche Flugstundenzahl der Kampfpiloten
liegt deutlich unter den Vorgaben der Nato und wird in diesem Jahr
noch einmal dramatisch abnehmen. Die Sparmaßnahmen bei der Luftwaffe
drohen deshalb zu einem Sicherheitsrisiko zu werden, sagen Experten.
Auch beim Absturz eines Tornado am 3. Dezember bei Lechfeld scheint
mangelndes Training eine Rolle gespielt zu haben. Der
Luftfahrzeugführer, der bei einem riskanten Flugmanöver die Kontrolle
über den Überschalljet verlor, hatte nach Tagesspiegel- Informationen
kaum Flugpraxis. Eine Stellungnahme der Luftwaffe war zunächst nicht
erhältlich. Ursprünglich hatte die Nato eine Flugpraxis von 240
Jahresstunden vorgeschrieben. Weil dieser Wert aber „höchstens von
den Amerikanern“ erreicht wurde, so ein Sprecher des
Nato-Oberkommandos für Europa Shape in Belgien, wurden 180 Stunden
als absolute Untergrenze festgelegt. Dagegen soll der
Luftwaffen-Durchschnitt von rund 150 Stunden in diesem Jahr nur für
die den Nato- Reaktionskräften zugeordneten Piloten gelten, so Thomas
Wassmann, Vorsitzender des Verbandes der Besatzungen
strahlgetriebener Kampfflugzeuge (VBSK). Für alle übrigen
Flugzeugführer, einschließlich der Nachwuchspiloten, sind
beispielsweise beim Jagdbombergeschwader „Boelcke“ in Nörvenich nur
noch 100 bis 120 Stunden vorgesehen, so der VSBK-Vorsitzende. Dem
Vernehmen nach steht Deutschland damit im Durchschnitt der Nato auf
einem der hintersten Plätze. Die Zahlen werden laut Nato nicht
publiziert. Offenbar befürchtet man, dass sonst auch andere Staaten
ihre Übungsflüge reduzieren würden. Beim Unfall in Lechfeld hatte
eine Tornado-Besatzung beim Formationsstart den Sichtkontakt zur
Führungsmaschine verloren. Vier Sekunden nach Einleitung des
Landeverfahrens raste der Jet in ein Waldstück, Pilot und
Waffensystemoffizier kamen ums Leben. Der letzte Formationsflug des
Unglückspiloten lag 14 Monate zurück. Insgesamt hatte der
Luftfahrzeugführer im Jahr 2004 nur 19 Stunden und 40 Minuten
Flugpraxis. Als so genannter „In-Übung-Halter“, der seinen Dienst an
anderer Stelle versieht und nur zur Lizenzerhaltung beim Geschwader
startet, hätte er ein Jahresminimum von 80 Flugstunden erfüllen
müssen. „In der Fliegerei gilt in besonderem Maße, dass Übung des
Meister macht“, sagte ein erfahrener Flugkapitän, der ungenannt
bleiben will. Für Verkehrspiloten seien 60 bis 120 Flugstunden im
Monat normal. Er bezweifle deshalb „ganz massiv“, dass die Flugpraxis
normaler Militärpiloten in Deutschland ausreiche, um ein
Kampfflugzeug im Ernstfall ausreichend beherrschen zu können. Früher
wurden die Flugstunden nach der Zahl der vorhandenen Besatzungen
festgelegt, so Wassmann. Jetzt werden sie nach dem von der Politik
bewilligten Budget ermittelt. Der Luftwaffeninspekteur – davor
verantwortlicher General für die Flugsicherheit – beuge sich dem
Sparzwang auf Kosten der Flugsicherheit, heißt es im Verbandsblatt
„Jet News“. Auch der mangelnde technische Klarstand der Flugzeuge
sorgt für Beschränkungen. So musste nach Tagesspiegel- Informationen
2004 beim Aufklärungsgeschwader 51 in Schleswig- Holstein etwa jede
achte geplante Flugstunde ausfallen. Und der neue Eurofighter erwies
sich als so anfällig, das beim Testflugprogramm zur Truppeneinführung
in Laage bei Rostock 58,5 Prozent der geplanten 584 Flugstunden
ausfielen.
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