08.01.2005, 15:28
Wenn ein Mensch, wie nun die Ägypter im Kampf nicht einmal Kleidung trägt, so geht er nur ungern in den dichten Nahkampf und weicht vor Scharfen Klingenwaffen zurück, er kämpft vorsichtig und eher mit einer Rückwärtsbewegung als im Vorangehen. Es gibt zwar in der Geschichte Ausnahmen wie z.B. die Zulus, aber die Ägypter wiesen bei weitem nicht deren Radikalität auf, daher, und aus anderen Gründen kann man annehmen, dass die Kriegsführung in Ägypten stark ritualisiert war, der Kampf wurde durch Religiöse Tabus und Rituale entschärft und die Masse der Truppen musste wohl lange nicht wirklich in den Nahkampf gehen. Daher gab es anfangs auch keine wirklich ausdifferenzierte Taktik in der Schlacht.
Nach den Hyksos und mit den Kämpfen gegen die Völker in Syrien änderte sich das dann rasant, wobei die Taktik der Ägypter eine Reaktion auf diese Gegner darstellt.
Die Ägypter stellten ihre Armee nach Divisionen, ich würde diese aber Armee Korps nennen, getrennt auf. Dabei agierten häufig zwei bis vier der vier Armeekorps zusammen. Jeder dieser Truppenkörper umfasste leichte und schwere Infanterie und zahllose Söldner und Hilfssoldaten von anderen Völkern, eine sehr kleine Reitertruppe und eine große Streitwagentruppe. Jedes der Korps verblieb unter dem Befehl eines hohen Offiziers und eines der Korps war das führende, d.h. es wurde vom Oberbefehlshaber persönlich kommandiert und bildete dann auch stets die Spitze der Armee oder ging den anderen Korps voran. Der Oberbefehlshaber kommandierte auch die anderen Korpsführer, in dem er ihnen Befehle erteilte, es unterstand ihm für das Führungskorps aber kein gesonderter Befehlshaber sondern dieses befehligte er selbst und führte es vorneweg gegen den Feind. Diese Konstellation erkennt man auch gut bei Kadesh, wo Ramses mit seinem Korps der ägyptischen Armee voraus in den Hinterhalt der Hethiter vorstürmt.
Jedes Korps massierte die gesamte schwere Infanterie im Zentrum, und stellte an deren Flanken die Schleuderer und Bogenschützen auf. Hinter der Infanterie, die ein massives Echelon bildete, stellte man dann die Streitwägen auf. An die Linke und die Rechte Flanke der Streitwägen dann folgten die Läufer, also die leichte Infanterie die die Streitwägen begleitete. Zuerst stießen dann in der Schlacht die Streitwägen links und rechts an der Infanterie vor, und setztem dem Gegner mit Pfeilen zu. Kämpften mehrere Korps nebeneinander, so gab es dazu breite Lücken zwischen den Blöcken der Infanterie, in denen leichte Bogenschützen, Speerwerfer und Schleuderer standen, diese folgten den Streitwägen und den Läufern nach vorne und feuerten so viel wie es ging auf den Feind. Wenn dieser stehenblieb wurde er weiter beschossen, ging er vor, zogen sich die Streitwägen vor gegnerischer Infanterie schießend zurück, gegnerische Streitwägen aber wurden attackiert, dabei vermied man trotzdem den eigentlichen Nahkampf und schoß auf die Pferde und die Fahrer der Gegner. Wenn das nicht möglich war oder der Gegner so nicht aufgehalten werden konnte fiel man hinter die eigene schwere Infanterie zurück die dann den geschwächten Gegner abfangen sollte. Während sich diese im Kampf mit dem Gegner befand fungierten die Streitwagentruppen als mobile Reserve und griffen unterstützend dort ein, wo es nötig war oder sie gingen um die eigenen Flanken herum und griffen den Gegner von dessen Flanken und Rücken her mit dem Bogen an. Diese Taktik setzt eine numerische Überlegenheit voraus, die die Ägypter aber meistens hatten. Gerade in begrenztem, hügeligen oder bergigen Terrain oder gegen Gegner die wie die Hethiter auf den Nahkampf setzten und mehr Masse einsetzen konnten versagt diese Taktik häufig. So nahmen die Hethiter auf ihren schwereren Streitwägen bei Kadesh ihre Läufer auf den Wägen mit und hatten so viel mehr Kämpfer im Streitwagengefecht zur Verfügung, was den Ägyptern schwer zusetzte, da ihre Läufer zur Fuß hinter den Streitwagen hermussten und wegen des schnellen Vorstoßes der Wagen nicht mitgekommen waren. Die ägyptischen Wagen waren aber für Drei Mann zu leicht gebaut.
Zu den Ägyptischen Streitwagen kamen dann noch weitere Kontingente von Verbündeten und Vasallen dazu, vor allem aus dem Syrischen und Kanaaitschen Raum. Diese Streitwagenkämpfer nannte man Maryannu, was man mit adliger Streitwagenkrieger übersetzen kann. Besser noch würde von der Einstellung wie von der Sozialen Stellung her Streitwagen Ritter passen. Diese Maryannu rekrutierten sich aus den Staaten von Karkhemisch, Alalakh, Kadesh, Khaleb (heute Allepo), Ugarit (Phönizien), Kizzuwatna und Naharin (Mitanni). Maryannu ist eigentlich ein hurritisches Wort und stammte ursprünglich aus dem Mittani Reich. Die Ägypter bezeichneten auch die Streitwagentuppen der Hethiter und deren Verbündeter als Maryannu. Manche der Verbündeten Staaten verfügten wie die Ägypter oder die Hethiter selbst über besondere Eliteeinheiten von Streitwagenkämpfern die meist die königliche Leibgarde bildeten, so z.B. die Nearim/n von den Amurru und Habiru (Amoriter und Hebräer?) odere die Martiannu der Mitanni, die Repaim und Gazerim der frühen Phönizier und Phillister.
In der Zeit des Neuen Reiches setzten die Ägypter auch erstmals echte Reiter ein, diese ritten noch ohne Sattel und saßen nicht rittlings auf dem Pferd sondern auf dessen Hinterteil. Sie kämpften, wenn sie überhaupt kämpften abgesessen mit dem Kompositbogen, dienten aber ansonsten nur als Späher und Boten.
Die Masse der ägyptischen Armeen des Neuen Reiches war immer noch die Infanterie. Diese teilte sich in Nahkampftruppen die man Nakhtu Aa nannte, was man mit „Starken Waffen“ übersetzen kann, sie waren mit Schilden und Speeren bewaffnet und trugen manchmal noch Helme aus Leder oder Sehnen. Viele trugen zum Speer eine Axt oder eine ähnliche Klingenwaffe, die häufig sich wie eine Mischung aus einer Axt und einem Schwert ausnahm. Bekannt ist vor allen anderen der Khepesch, obwohl dieses Schwert eigentlich recht selten war. Ab der 26 Dynastie trugen die Nakhtu Aa auch lange Speere und regelrechte Lanzen und diese wurden dann zur Hauptwaffe. Einige Regimenter fochten auch mit schwereren Zweihandwaffen wie langen Stabkeulen oder schweren und großen Äxten die sie mit beiden Händen führten, diese Truppen hatten dann keine Speere und hängten sich im Nahkampf den Schild auf den Rücken. Die Speere waren vergleichsweise kurz und wurden sowohl werfend als auch im Nahkampf als Hauptwaffe eingesetzt, viele Truppen führten auch zwei Speere, wobei dann der erste geworfen wurde und man den zweiten für den Nahkampf aufsparte.
Die Bogenschützen waren noch leichter gerüstet und kämpfen aber ebenfalls häufig in dichten Formationen, die Ägypter setzten sehr viel auf massiertes Bogenschützenfeuer und wehrten so sogar gegnerische Streitwagenattacken ab indem sie die Pferde ausschalteten.
Es gab innerhalb der ägyptischen Armee auch Truppen, die primär für den Kampf auf Schiffen und für Landungsunternehmen gebraucht und ausgebildet wurden, obwohl diese Truppen primär auf dem Nil zum Einsatz kamen, kann man von einer Art Marineinfanterie sprechen. Es gibt eine ganze Reihe Darstellungen von Truppen die unter Feindkontakt sich von Schiffen bei Landungsunternehmen vorkämpfen, diese Truppen sind meist auch etwas anders bewaffnet und besser gerüstet als die Masse der normalen Truppen. Auch bei den vielen Unternehmen gegen Nubien im Süden und in begrenztem Umfang auch entlang der Mittelmeerküste bis nach Phönizien kamen diese Truppen zum Einsatz. Sie führten als Standarte ein Schiff auf einer langen Stange und trugen häufiger Rüstung, meist aus Leder.
Seit Ramses dem II gab es dann auch die Sherden Garde. Die Sherden waren extrem gefürchtete Piraten die den ganzen Mittelmeerraum heimsuchten, inzwischen vermutet man, dass es sich um Leute von Sardinien handelt, die der Nuraghen Kultur angehörten. Diese frühe Kultur war extrem kriegerisch und zerstritten, was dann zum Bau der Nuraghen führte.
Ramses der II stellte aus Sherden Söldnern eine persönliche Garde Einheit auf. Die Sherden trugen Hörnerhelme, Schienenrüstungen und lange Schwerter und kleine Rundschilde sowie Speere. Sherdenkrieger in Ägypten trugen auf den Helmen zwischen den kurzen Hörnern eine Sonnenscheibe.
Dann dienten auch viele Nubier, Lybier und Kushiten im Ägyptischen Heer. Die Nubischen Truppen kämpften als leichte Stammesmilizen oder auch nach ägyptischen Vorbild, häufig wurden sie wie reguläre ägyptische Truppen eingezogen und gedrillt. Die meisten kamen aus den nubischen Stämmen der Iretjet, Inu, Yam, Setju, Kau und von den Medja. Letztere, die Medja galten als die besten Späher der gesamten ägyptischen Armee, sie trugen häufig Leoparden und Löwenfelle und benutzten Speere und einfache Bögen.
Die Lybier erkannte man an den besonderen Bärten und der Haartracht sowie den Straußenfedern im Haar, sie kämpften ausschließlich als leichte Infanterie und meist auch gezwungen im ägyptischen Heer als Speerwerfer. Die Ägypter rekrutierten aus den Stämmen der Esbeh, Keykesh, Shai, Hes und Beken. Viele Lybier färbten sich ihre Haare oder Haut Rot ein. Während der Regierungszeit von Merenptah und Ramses dem III gab es viele Einfälle von Lybiern nach Ägypten bei denen dann nach dem Sieg der Ägypter die Gefangenen in Ägyptischen Diensten an anderen Fronten eingesetzt wurden.
Das Gebiet von Kush wiederum lag am Oberen Nil neben Nubien und die Kushiten waren während der Zeit des Mittleren Reiches die größte Gefahr an der Grenze zu Nubien. Während der Hyksos Zeit eroberten die Kushiten Nubien vollständig und wurden zu engen Verbündeten der Hyksos, nach deren Untergang fielen ihre Gebiete an das Neue Reich und die Ägypter rekrutierten auch Truppen von diesen Völkern, die ebenfalls als leichte Speerwerfer im ägyptischen Heer dienten.
Die syrischen Staaten stellten nicht nur Streitwägen sondern zum Teil auch Infanterie für die Ägypter. Diese kämpfte als leichte wie auch zur Verstärkung ägyptischer Echeolone als schwere Infanterie, war aber meist genau so schlecht gerüstet und bewaffnet wie die Ägypter. Auch viele Söldner aus diesen Gebieten standen in ägyptischen Diensten, sie rekrutierten sie alle aus den Staaten der Kanaaniter, Aamu (Amoriter), Kharu (Hurriter und Mitanni), Habiru (Hebräer, Juden?), Shosu (Edomiter) oder aus den frühen Phönizischen Stadtstaaten. In den Bergen des Libanon und in den Grenzregionen zwischen Ägypten und dem Hethiterreich gab es viele Räuber und Banden, die seit dem Mittleren Reich im Krieg eben auch als Söldner angeheuert wurden. Sie stellten vor allem Schleuderer für die Ägyptische Armee. Teilweise kämpften sie auch auf Schiffen, so gibt es Darstellungen von Schleuderern auf Schiffen bei den Schlachtszenen vom Sieg über die Seevölker unter Ramses dem III.
Beschließend noch über diese Seevölker: viele Kämpfer dieser Völker dienten auch den Ägyptern dann als Söldner oder traten schon vor deren Invasion in ägyptische Dienste. Sie stammten aus Lukka (Lykien?), Teresh, oder Ekwesh, oder gehörten den Stämmen der Tjeker, Sherden, Peleset (Phillister), Sheklesh (Sikelioten?), Denyen und Weshwesh an. Sie verwendeten auch Speere und Langschwerter und große Rundschilde oder Schilde mykenischer Form, dazu Hörnerhelme oder Federhelme, typisch waren auch Helme aus Eberzähnen, ebenfalls nach mykenischen Vorbild, ebenso steht es mit den Bronzepanzern, man kann ohnehin vermuten, dass überhaupt ein Gros der Seevölker aus solchen Mykenern bestand, die bei dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur über das Meer und an der Küste entlang dann bis nach Ägypten zogen.
Literaturangabe:
Die Kultur des Krieges von John Keegan
Chariot Wars von Nigel Stillman
Armies of the Ancient Near East von N. R. Stillman
Armies of the Pharaohs von M. Healy / Osprey
= <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ospreypublishing.com/tit...e=P2080&ser=ELI">http://www.ospreypublishing.com/tit...e=P2080&ser=ELI</a><!-- m -->
Nach den Hyksos und mit den Kämpfen gegen die Völker in Syrien änderte sich das dann rasant, wobei die Taktik der Ägypter eine Reaktion auf diese Gegner darstellt.
Die Ägypter stellten ihre Armee nach Divisionen, ich würde diese aber Armee Korps nennen, getrennt auf. Dabei agierten häufig zwei bis vier der vier Armeekorps zusammen. Jeder dieser Truppenkörper umfasste leichte und schwere Infanterie und zahllose Söldner und Hilfssoldaten von anderen Völkern, eine sehr kleine Reitertruppe und eine große Streitwagentruppe. Jedes der Korps verblieb unter dem Befehl eines hohen Offiziers und eines der Korps war das führende, d.h. es wurde vom Oberbefehlshaber persönlich kommandiert und bildete dann auch stets die Spitze der Armee oder ging den anderen Korps voran. Der Oberbefehlshaber kommandierte auch die anderen Korpsführer, in dem er ihnen Befehle erteilte, es unterstand ihm für das Führungskorps aber kein gesonderter Befehlshaber sondern dieses befehligte er selbst und führte es vorneweg gegen den Feind. Diese Konstellation erkennt man auch gut bei Kadesh, wo Ramses mit seinem Korps der ägyptischen Armee voraus in den Hinterhalt der Hethiter vorstürmt.
Jedes Korps massierte die gesamte schwere Infanterie im Zentrum, und stellte an deren Flanken die Schleuderer und Bogenschützen auf. Hinter der Infanterie, die ein massives Echelon bildete, stellte man dann die Streitwägen auf. An die Linke und die Rechte Flanke der Streitwägen dann folgten die Läufer, also die leichte Infanterie die die Streitwägen begleitete. Zuerst stießen dann in der Schlacht die Streitwägen links und rechts an der Infanterie vor, und setztem dem Gegner mit Pfeilen zu. Kämpften mehrere Korps nebeneinander, so gab es dazu breite Lücken zwischen den Blöcken der Infanterie, in denen leichte Bogenschützen, Speerwerfer und Schleuderer standen, diese folgten den Streitwägen und den Läufern nach vorne und feuerten so viel wie es ging auf den Feind. Wenn dieser stehenblieb wurde er weiter beschossen, ging er vor, zogen sich die Streitwägen vor gegnerischer Infanterie schießend zurück, gegnerische Streitwägen aber wurden attackiert, dabei vermied man trotzdem den eigentlichen Nahkampf und schoß auf die Pferde und die Fahrer der Gegner. Wenn das nicht möglich war oder der Gegner so nicht aufgehalten werden konnte fiel man hinter die eigene schwere Infanterie zurück die dann den geschwächten Gegner abfangen sollte. Während sich diese im Kampf mit dem Gegner befand fungierten die Streitwagentruppen als mobile Reserve und griffen unterstützend dort ein, wo es nötig war oder sie gingen um die eigenen Flanken herum und griffen den Gegner von dessen Flanken und Rücken her mit dem Bogen an. Diese Taktik setzt eine numerische Überlegenheit voraus, die die Ägypter aber meistens hatten. Gerade in begrenztem, hügeligen oder bergigen Terrain oder gegen Gegner die wie die Hethiter auf den Nahkampf setzten und mehr Masse einsetzen konnten versagt diese Taktik häufig. So nahmen die Hethiter auf ihren schwereren Streitwägen bei Kadesh ihre Läufer auf den Wägen mit und hatten so viel mehr Kämpfer im Streitwagengefecht zur Verfügung, was den Ägyptern schwer zusetzte, da ihre Läufer zur Fuß hinter den Streitwagen hermussten und wegen des schnellen Vorstoßes der Wagen nicht mitgekommen waren. Die ägyptischen Wagen waren aber für Drei Mann zu leicht gebaut.
Zu den Ägyptischen Streitwagen kamen dann noch weitere Kontingente von Verbündeten und Vasallen dazu, vor allem aus dem Syrischen und Kanaaitschen Raum. Diese Streitwagenkämpfer nannte man Maryannu, was man mit adliger Streitwagenkrieger übersetzen kann. Besser noch würde von der Einstellung wie von der Sozialen Stellung her Streitwagen Ritter passen. Diese Maryannu rekrutierten sich aus den Staaten von Karkhemisch, Alalakh, Kadesh, Khaleb (heute Allepo), Ugarit (Phönizien), Kizzuwatna und Naharin (Mitanni). Maryannu ist eigentlich ein hurritisches Wort und stammte ursprünglich aus dem Mittani Reich. Die Ägypter bezeichneten auch die Streitwagentuppen der Hethiter und deren Verbündeter als Maryannu. Manche der Verbündeten Staaten verfügten wie die Ägypter oder die Hethiter selbst über besondere Eliteeinheiten von Streitwagenkämpfern die meist die königliche Leibgarde bildeten, so z.B. die Nearim/n von den Amurru und Habiru (Amoriter und Hebräer?) odere die Martiannu der Mitanni, die Repaim und Gazerim der frühen Phönizier und Phillister.
In der Zeit des Neuen Reiches setzten die Ägypter auch erstmals echte Reiter ein, diese ritten noch ohne Sattel und saßen nicht rittlings auf dem Pferd sondern auf dessen Hinterteil. Sie kämpften, wenn sie überhaupt kämpften abgesessen mit dem Kompositbogen, dienten aber ansonsten nur als Späher und Boten.
Die Masse der ägyptischen Armeen des Neuen Reiches war immer noch die Infanterie. Diese teilte sich in Nahkampftruppen die man Nakhtu Aa nannte, was man mit „Starken Waffen“ übersetzen kann, sie waren mit Schilden und Speeren bewaffnet und trugen manchmal noch Helme aus Leder oder Sehnen. Viele trugen zum Speer eine Axt oder eine ähnliche Klingenwaffe, die häufig sich wie eine Mischung aus einer Axt und einem Schwert ausnahm. Bekannt ist vor allen anderen der Khepesch, obwohl dieses Schwert eigentlich recht selten war. Ab der 26 Dynastie trugen die Nakhtu Aa auch lange Speere und regelrechte Lanzen und diese wurden dann zur Hauptwaffe. Einige Regimenter fochten auch mit schwereren Zweihandwaffen wie langen Stabkeulen oder schweren und großen Äxten die sie mit beiden Händen führten, diese Truppen hatten dann keine Speere und hängten sich im Nahkampf den Schild auf den Rücken. Die Speere waren vergleichsweise kurz und wurden sowohl werfend als auch im Nahkampf als Hauptwaffe eingesetzt, viele Truppen führten auch zwei Speere, wobei dann der erste geworfen wurde und man den zweiten für den Nahkampf aufsparte.
Die Bogenschützen waren noch leichter gerüstet und kämpfen aber ebenfalls häufig in dichten Formationen, die Ägypter setzten sehr viel auf massiertes Bogenschützenfeuer und wehrten so sogar gegnerische Streitwagenattacken ab indem sie die Pferde ausschalteten.
Es gab innerhalb der ägyptischen Armee auch Truppen, die primär für den Kampf auf Schiffen und für Landungsunternehmen gebraucht und ausgebildet wurden, obwohl diese Truppen primär auf dem Nil zum Einsatz kamen, kann man von einer Art Marineinfanterie sprechen. Es gibt eine ganze Reihe Darstellungen von Truppen die unter Feindkontakt sich von Schiffen bei Landungsunternehmen vorkämpfen, diese Truppen sind meist auch etwas anders bewaffnet und besser gerüstet als die Masse der normalen Truppen. Auch bei den vielen Unternehmen gegen Nubien im Süden und in begrenztem Umfang auch entlang der Mittelmeerküste bis nach Phönizien kamen diese Truppen zum Einsatz. Sie führten als Standarte ein Schiff auf einer langen Stange und trugen häufiger Rüstung, meist aus Leder.
Seit Ramses dem II gab es dann auch die Sherden Garde. Die Sherden waren extrem gefürchtete Piraten die den ganzen Mittelmeerraum heimsuchten, inzwischen vermutet man, dass es sich um Leute von Sardinien handelt, die der Nuraghen Kultur angehörten. Diese frühe Kultur war extrem kriegerisch und zerstritten, was dann zum Bau der Nuraghen führte.
Ramses der II stellte aus Sherden Söldnern eine persönliche Garde Einheit auf. Die Sherden trugen Hörnerhelme, Schienenrüstungen und lange Schwerter und kleine Rundschilde sowie Speere. Sherdenkrieger in Ägypten trugen auf den Helmen zwischen den kurzen Hörnern eine Sonnenscheibe.
Dann dienten auch viele Nubier, Lybier und Kushiten im Ägyptischen Heer. Die Nubischen Truppen kämpften als leichte Stammesmilizen oder auch nach ägyptischen Vorbild, häufig wurden sie wie reguläre ägyptische Truppen eingezogen und gedrillt. Die meisten kamen aus den nubischen Stämmen der Iretjet, Inu, Yam, Setju, Kau und von den Medja. Letztere, die Medja galten als die besten Späher der gesamten ägyptischen Armee, sie trugen häufig Leoparden und Löwenfelle und benutzten Speere und einfache Bögen.
Die Lybier erkannte man an den besonderen Bärten und der Haartracht sowie den Straußenfedern im Haar, sie kämpften ausschließlich als leichte Infanterie und meist auch gezwungen im ägyptischen Heer als Speerwerfer. Die Ägypter rekrutierten aus den Stämmen der Esbeh, Keykesh, Shai, Hes und Beken. Viele Lybier färbten sich ihre Haare oder Haut Rot ein. Während der Regierungszeit von Merenptah und Ramses dem III gab es viele Einfälle von Lybiern nach Ägypten bei denen dann nach dem Sieg der Ägypter die Gefangenen in Ägyptischen Diensten an anderen Fronten eingesetzt wurden.
Das Gebiet von Kush wiederum lag am Oberen Nil neben Nubien und die Kushiten waren während der Zeit des Mittleren Reiches die größte Gefahr an der Grenze zu Nubien. Während der Hyksos Zeit eroberten die Kushiten Nubien vollständig und wurden zu engen Verbündeten der Hyksos, nach deren Untergang fielen ihre Gebiete an das Neue Reich und die Ägypter rekrutierten auch Truppen von diesen Völkern, die ebenfalls als leichte Speerwerfer im ägyptischen Heer dienten.
Die syrischen Staaten stellten nicht nur Streitwägen sondern zum Teil auch Infanterie für die Ägypter. Diese kämpfte als leichte wie auch zur Verstärkung ägyptischer Echeolone als schwere Infanterie, war aber meist genau so schlecht gerüstet und bewaffnet wie die Ägypter. Auch viele Söldner aus diesen Gebieten standen in ägyptischen Diensten, sie rekrutierten sie alle aus den Staaten der Kanaaniter, Aamu (Amoriter), Kharu (Hurriter und Mitanni), Habiru (Hebräer, Juden?), Shosu (Edomiter) oder aus den frühen Phönizischen Stadtstaaten. In den Bergen des Libanon und in den Grenzregionen zwischen Ägypten und dem Hethiterreich gab es viele Räuber und Banden, die seit dem Mittleren Reich im Krieg eben auch als Söldner angeheuert wurden. Sie stellten vor allem Schleuderer für die Ägyptische Armee. Teilweise kämpften sie auch auf Schiffen, so gibt es Darstellungen von Schleuderern auf Schiffen bei den Schlachtszenen vom Sieg über die Seevölker unter Ramses dem III.
Beschließend noch über diese Seevölker: viele Kämpfer dieser Völker dienten auch den Ägyptern dann als Söldner oder traten schon vor deren Invasion in ägyptische Dienste. Sie stammten aus Lukka (Lykien?), Teresh, oder Ekwesh, oder gehörten den Stämmen der Tjeker, Sherden, Peleset (Phillister), Sheklesh (Sikelioten?), Denyen und Weshwesh an. Sie verwendeten auch Speere und Langschwerter und große Rundschilde oder Schilde mykenischer Form, dazu Hörnerhelme oder Federhelme, typisch waren auch Helme aus Eberzähnen, ebenfalls nach mykenischen Vorbild, ebenso steht es mit den Bronzepanzern, man kann ohnehin vermuten, dass überhaupt ein Gros der Seevölker aus solchen Mykenern bestand, die bei dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur über das Meer und an der Küste entlang dann bis nach Ägypten zogen.
Literaturangabe:
Die Kultur des Krieges von John Keegan
Chariot Wars von Nigel Stillman
Armies of the Ancient Near East von N. R. Stillman
Armies of the Pharaohs von M. Healy / Osprey
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