21.12.2004, 20:01
Zitat:Neue Foltervorwürfe gegenüber US-Soldaten
Nach Angaben der Bürgerrechtsorganisation ACLU soll es auch einen Fall geben, in dem das Weiße Haus direkt grünes Licht für inhumane Verhörmethoden gegeben hat
Am Boden befestigte Handschellen, die bei Verhören von Gefangenen zum Einsatz kommen
Foto: AP
Washington - In den USA sind neue Berichte über massive Mißhandlungen von Gefangenen bekannt geworden. So sollen US-Soldaten im Irak Häftlingen brennende Zigaretten ins Ohr gesteckt haben. Das geht nach Angaben der „New York Times“ vom Dienstag aus bisher geheimen Memoranden des Bundeskriminalamts FBI an die Regierung hervor. Nach weiteren Dokumenten sollen US-Soldaten auch Gefangene auf dem Stützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba gequält haben, indem sie sie bis zu 24 Stunden lang in extrem unbequemen Positionen an den Boden ketteten, ihnen Nahrung verweigerten und es zuließen, daß sie sich selbst beschmutzten.
Die Memoranden in Form von E-Mails wurden der Bürgerrechtsorganisation ACLU im Zuge eines Gerichtsverfahrens ausgehändigt. Der Gruppe zufolge wird in einer der Botschaften auch auf eine Anweisung direkt aus dem Weißen Haus Bezug genommen, in der grünes Licht für inhumane Verhörmethoden gegeben worden sei. Dazu gehörten Schlafentzug und Einschüchterung durch Hunde. Die ACLU forderte Präsident George W. Bush auf, klar zu sagen, ob es eine derartige Anordnung gegeben habe oder nicht.
Den Medienangaben zufolge beruhen die Mißhandlungsvorwürfe, über die die Regierung zum Teil im Juni informiert wurde, auf Augenzeugenberichten. Wann die Mißhandlungen vorkamen und wer der Informant oder die Informanten waren, sei aber nicht bekannt.
Das US-Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, daß es im Zuge einer Überprüfung zwei von 230 Guantánamo-Gefangenen aus der Haft entlassen habe. Die beiden Männer würden nicht mehr als sogenannte feindliche Kämpfer eingestuft, sagte Marineminister Gordon England in Washington. Das Pentagon untersucht zurzeit die Fälle von mehr als 550 Inhaftierten auf dem amerikanischen Militärstützpunkt, nachdem das höchste US-Gericht ihre Gefangenschaft außerhalb jeder Kontrolle als rechtswidrig eingestuft hatte.
Nach den Worten von England müssen sich viele Gefangene auf eine langjährige Haft einrichten. „Üblicherweise werden Gefangene bis zum Ende des Krieges festgehalten. Dieser Krieg kann noch eine lange Zeit dauern“, sagte England. Nach Angaben des Ministers sind zwölf von rund 200 Gefangenen, die bereits vor den Überprüfungsverfahren freigelassen worden waren, zum Terrorismus zurückgekehrt. Nach derzeitigem Stand sollen 15 der mehr als 550 Gefangenen wegen ihrer mutmaßlichen Verstrickung in den Terrorismus angeklagt werden. WELT.de
