Iranisches Atomprogramm
Special Disptach, 26. November 2004 Dieser Artikel im pdf-Format


Iranische Stimmen zur Aussetzung des Atomprogramms

--------------------------------------------------------------------------------

In Wien beraten derzeit iranische Vertreter und EU-Diplomaten über eine Resolution zur Atomakte des Iran. Der vor wenigen Tagen von Großbritannien, Frankreich und Deutschland vorgelegte erste Resolutions-entwurf wurde sowohl von Teheran als auch von Washington abgelehnt. Während den USA der Entwurf nicht weit genug geht, fordert Teheran die vollständige Streichung der Entwurfsartikel 2, 3 und 8 und droht damit, das soeben erzielte Abkommen von Paris für ungültig zu erklären.[1] Offensichtlich beharrt das iranische Regime auf einem Atomprogramm, dass auch die Anreicherung von Uran umfasst - der Prozess also, den die Europäer langfristig ausgliedern wollen, weil dabei auch waffenfähiges Material entsteht. Ensprechende Positionen veröffentlichte etwa die Tageszeitung Jame Jam sowie die konservative Jomhurie Eslami, die Präsident Muhammad Khatami und den Sprecher der iranischen Verhandlungsgruppe Hussein Musavian zitieren:

In der Zeitung Jame Jam hieß es unter dem Titel "Die Sitzung der Atomenergiebehörde und das Imponiergehabe Europas":

"(1) […] Die Atomtechnik ist Teil des Nationalstolzes unseres Landes und wurde durch den wissenschaftlichen Nachwuchs dieser Nation ermöglicht. Die Erhaltung und Ausweitung dieser Fähigkeiten ist auf diese Weise zu einem nationalen Anliegen und zu einer Notwendigkeit geworden. Verhandlungen [über die Atomtechnik] sowie jede Art des Zurücksteckens von bestehenden Positionen sind vor diesem Hintergrund inakzeptabel.

(2) Die Islamische Republik Iran [hat sich auf die Gespräche eingelassen], um zu verhindern, dass die Atomakte zu einer endlosen Krise wird. Die öffentliche Meinung im Land und in der Welt wurde zufrieden gestellt, indem Teheran deutlich gemacht hat, dass ihm nicht an einer Verschlechterung der Lage gelegen ist. Man kennt die Prioritäten der nationalen Interessen gut genug und zeigte sich pragmatisch. Darauf zielten die Kooperation mit der IAEO, die Verhandlungen mit einflussreichen europäischen Staaten, die Übereinkunft von Saadabad und die Gespräche von Paris.

(3) Der nun in den Medien erschienene Resolutionsentwurf des Gouverneursrates der Atomenergiebehörde ist ein Zeichen dafür, dass London, Paris und Bonn sich nicht an ihre gegenüber der Islamischen Republik gemachten Versprechungen halten wollten oder es unter amerikanischem Druck nicht konnten. Die neuen Themen, die in diesem Entwurf auftauchen, gehen weiter als alle vorhergehenden Einverständniserklärungen und Versprechen, die in den Gesprächen von Paris gemacht wurden.

(4) Diese Unmoral gegenüber Teheran zog die Wut gemäßigter Mitgliedstaaten der IAEO und insbesondere der Nichtunterzeichner nach sich. Alle unparteiischen Beobachter haben die guten Absichten der Regierung in Teheran erkannt und sehen nun, dass diese unterdrückt wird. Und obwohl ihre Meinung bei der endgültigen Fassung der Resolution nicht ohne Einfluss bleiben wird, haben die drei genannten europäischen Staaten mit ihrem Verhalten gegenüber Teheran das Ansehen, dass sie etwa durch die Unterstützung des irakischen Volkes oder durch die Arafat erwiesene Ehre gewonnen hatten, ernsthaft in Gefahr gebracht.

(5) Vielleicht drängen die europäischen Staaten unter anderem aus Angst vor dem amerikanischen Unilateralismus in Richtung eines vereinten Europas. Logischerweise müssen sie daher versuchen, ihren Einfluss bei internationalen und schicksalsschweren Fragen zu stärken, um aus ihrer gegenwärtigen passiven Lage herauszukommen und als einflussreicher Spieler auftreten zu können. [...]" [2]

weiter hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.memri.de/uebersetzungen_analysen/laender/iran/iran_atomprog_26_11_04.html">http://www.memri.de/uebersetzungen_anal ... 11_04.html</a><!-- m -->
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: