bestes heer der antike
#35
Die Entwicklung der römischen Armee

In der frühen Königszeit kämpften die Römer in einem dichten einzigen Block mit relativ großen aber noch nicht so massiven Schilden und Wurfspeeren. Dazu kamen dann einige Leichtbewaffnete an den Flanken und die latinisch/sabinische Adelsreiterei. Diese kämpfte als einzige zum Teil in Rüstung, aber ebenfalls mit Wurfspeeren, in der Frühzeit Roms kamen auch noch Äxte als Schlagwaffen häufig vor, ansonsten verwendete man die Speere auch im Nahkampf bzw Dolche. Rüstungen bei der Infanterie waren sehr selten und man trug noch keine Tunika sondern nur einen Lendenschurz, den Subligar, häufig waren die Krieger auch noch Barfuß.

Die Kampfweise mit großen Schilden zum Schutz gegen die anderen Speerwürfe und mit Wurfspeeren war die typisch alte italische Kampfweise, die sich bei den mittelitalischen, damals noch primitiven Völkern lange hielt. Entscheidend für die Römer war die Reiterei, die Römer verzichteten schon sehr früh auf die noch gängigen Streitwägen und die Adligen kämpften ausschließlich beritten.

Aus dieser Frühzeit stammt eine der vielen Namensverwirrungen, die dann lange zu schaffen machten. Und zwar: der Name Hastati. Die Hasta die anfängliche griechische Hoplitenlanze, die Hastati aber sind die einzige römische Truppe, die niemals diese Lanzen führte. Wieso also hießen sie Hastati? Die Antwort liegt im Altlatinischen, das Altlatinische Wort für Wurfspeer ist ebenfalls Hasta, die Hastati waren also die Speerwerfer. Später ist den Römern diese Namensherkunft selber nicht mehr klar gewesen.

Rom kämpfte in dieser Zeit ununterbrochen um sein Überleben gegen andere latinische Stämme, die Herniker, die Volsker, die Aqueaer, die Sabiner und viele andere. Obwohl sich die Römer selber als Latiner betrachteten, wurden sie von den anderen Latinern nicht als gleichwertig angesehen, da sie sich mit den Sabinern vermischten.

Die Römer hatten aber damals in Italien gleich nach den Kampaniern die stärkste Kavallerie und die Kavallerie war es, die Rom am Leben erhielt und die Schlachten entschied. Auch in den Legenden taucht überall die Reiterei als Retter in höchster Not auf, auch in göttlicher Verklärung z.b. als das Halbgötterpaar Castor und Pollux, denen die römischen Reiter stets weiter verbunden blieben.

Die vielfältigen Stämme in Mittelitalien fungierten als Puffer zwischen den Etruskern im Norden und den Griechen im Süden von Italien. Im Verlauf der Ausweitung der Kämpfe zwischen den Etruskern und Karthagern auf der einen, und den Griechen auf der anderen Seite, besetzten dann die Etrusker diese Gebiet um die Griechen in Süditalien direkt anzugreifen.

Die Etrusker kämpften damals vom Kern ihrer Armee her auch schon als Hopliten mit typisch griechischer Ausrüstung. Die Hoplitenphalanx ergänzten sie dann in der Schlacht durch Leichtbewaffnete in alter italischer Ausrüstung, die Römer konnten den Etruskischen Phalangiten nichts entgegensetzen und so besetzten die Etrusker Rom.

Die Etrusker waren aber numerisch in Latium relativ schwach und suchten nun nach Wegen, ihre Phalanx zu vergrößern, um mit den Südlatinern und den Griechen aus Cumae fertig zu werden. Sie kamen nun auf die Idee, das es ja reichen würde, wenn nur die ersten Reihen der Phalanx die Hoplitenausrüstung hätten, den hinteren Teil der Phalanx konnten ja auch Leichtgerüstetere übernehmen. Solange alle eng zusammenblieben und einen dichten Block bildeten kämpften ja nur die vorderen Reihen. Aus dieser Idee ergaben sich aber zwei Probleme:

Zum einen war das Hoplitentum nicht nur eine Militärische Angelegenheit, sondern auch Teil der politischen Organisation, mit einer Aufnahme der unterworfenen Römer in die Phalanx würden diese auch politisch Gewicht erhalten müssen, zum anderen stellte sich die Frage, wie man die starke Kavallerie beibehalten konnte, ohne dem alten Adel weiter Gewicht zu belassen.

Daher kam es in Rom unter Servius Tullius zu einer umfassenden Reform. Die Römer wurden mitsamt den Etruskern in 5 Gesellschaftsklassen aufgeteilt und zwar nach dem Vermögen und nur nach dem Vermögen, nicht nach der Herkunft. Die erste Klasse, zum absolut größten Teil etruskisch stellte die Hopliten, die anderen 3 Klassen stellten je nach Vermögen immer schlechter bewaffnet die hinteren Reihen der also viergliedriegen Phalanx, die 5 Klasse diente als leichte Plänkler.

Die Reiterei wurde für jeden geöffnet, der sich unabhängig von der Herkunft ein Pferd leisten konnte, in der Folge wurde die Ritterklasse geschaffen, diese war aber in ihrem Anfang eine rein militärische Zuordnung, und ihr gehörten Mitglieder verschiedener gesellschaftlicher Schichten an, in der Frühzeit zum größeren Teil immer noch Adlige, also Nobiles.

Die 2 bis 4 Klasse kämpfte in der Phalanx ebenfalls mit der Hasta, also der griechischen Hoplitenlanze, aber nicht mit dem runden Hoplitenschild sondern mit dem alten, italischen Schild. Die 4 Klasse hatte zudem keinen Helm und keinerlei Rüstung und war häufig auch mit Wurfspeeren ausgestattet.

Mit der Gliederung erhielten die nun zum Militärdienst verpflichteten auch politische Rechte, aber eben nicht alle das Gleiche, sondern je nach Ausrüstung gestaffelt. Wer die besseren Waffen stellte und mitbrachte hatte mehr politische Rechte. Dabei hatten die Ritter und die Erste Klasse, also die etruskischen Hopliten zusammen etwas über 50 % der Stimmen und daher die absolute Macht, vorausgesetzt sie hielten zusammen. So minderten die Etrusker den Einfluß des alten latinisch/sabinischen Adels und verbanden zugleich ihre und dessen politische Interessen indem beide Seiten aufeinander angewiesen waren.

Es enstand so eine Milizarmee, die im Vergleich zu den anderen Phalangen in der Region sehr groß war und eine numerisch sehr starke Phalanx und Reiterei stellen konnte. In der Folge setzte sich Rom militärisch unter seinen Nachbarn langsam durch und began zu wachsen.

Die gesamte römische Armee wurde nun nach etruskischen Vorbild in Einheiten aufgeteilt, und zwar Hundertereinheiten, die folglich den Namen Centurien erhielten. Die gesamten Streitkräfte umfassten 172 Centurien Infanterie also im Maximalfall 17 200 Mann. Im Ernstfall wurde diese Masse zweigeteilt, wobei die Älteren zuhause blieben um als Reserve zu dienen und die Jungen zogen ins Feld. Dabei waren die Centurien selber vom Alter her gemischt, weshalb schlicht und einfach ein Teil der Centurie zuhause blieb und die Centurie im Feld um die 60 Mann umfasste. Es kam aber in Notzeiten durchaus vor, daß die gesamte Masse in den Krieg zog.

Die Centurien gliederten sich in den Klassen wie folgt: die erste Klasse umfasste anfänglich 80 Centurien, die zweite bis vierte jeweils 20, die fünfte Klasse 30. Wobei die Etrusker von den 80 Centurien der ersten Klasse im Feld meist nur um die 40 einsetzten, so daß die Phalanx in einem Verhältnis von 4 zu 6 aus Latinern bestand. Die erste Klasse trug nun bald den latinischen Namen Principes.

Die Etrusker gerieten dann im Verlauf der Zeit immer mehr unter Druck. Im Süden wurden sie von den immer weiter expandierenden Griechen mehrmals vernichtend geschlagen und von Norden her wurde ihr Land von den Kelten überrannt. Die Etruskische Phalanx ging im Massennahkampf der Kelten unter, die Kelten kämpften in bisher nicht dagewesenem Ausmaß mit Schwerten, Langschwertern und in vergleichsweise lockerer Formation. Sie bildeten viele bewegliche Einheiten, die aber jede für sich massiv zusammengedrängt den Nahkampf suchte. Dabei konnten sie die Phalanx nie frontal durchstoßen, aber sie fluteten einfach zu den Flanken und rollten sie von dort auf. Die Keltische Kavallerie wiederum fegte die italischen Reiter die diese Flanken schützen sollten ebenfalls durch Masse weg.

Die Etrusker gaben daher die Phalanx auf und stellten ihre Armeen ebenfalls auf kleinere, flexibelere Einheiten um. Und sie rüsteten diese mit einer völlig neuen Waffe aus, dem Pilum. Die Kelten setzten im Nahkampf auf ihre Schwerter und auf den Schutz ihrer Schilde, waren aber selber gar nicht gerüstet. Die Etrusker behielten ihre schwere Hoplitenrüstung und ihre runden Hoplitenschilde, und nutzten nun das Pilum um die Schilde der Kelten unbrauchbar zu machen.

Trotzdem konnte dass das Blatt nicht mehr wenden und die Etrusker gingen als Großmacht im Keltensturm unter. Sie konnten zwar ihre Kerngebiete halten, ihre Macht aber war dahin, in der Folge kam es unter den mittelitalischen Völkern zu Aufständen. Dann bekämpften sich die Etrusker in dieser Situation mangels zentraler Führung auch noch untereinander, während eines solchen Machtkampfes vertrieben die Latiner ihre etruskischen Herrn und machten sich unabhängig.

Mit dem Abzug der Etrusker ging ein großer Teil der ersten Klasse Roms ebenso nach Etrurien zurück, in der Folge fehlte die erste Reihe der Phalanx und Rom brach Militärisch ein. Die Römer stellten nun ihrerseits Hopliten auf, denen aber das Können und eine ausreichende Panzerung abgingen, in der Folge unterlagen die Römer ebenso den Kelten und wurden von ihnen überrannt.

Die Römer adaptierten nun die von den Etruskern gewonnen, aber nicht mehr umsetzbaren Erkenntnisse und führten eine zweite entscheidende Heeresreform durch. Diese erfolgte durch den Feldherrn Camillus.
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