Kulturen im Konflikt
#68
also ich fang mal an, meinen Beitrag aus dem anderen Thread <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=1141&pagenum=2&time=1088722797">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1088722797</a><!-- m --> hier rüber zu kopieren; der nächste wäre vom 30.06.2004, 22:02 Uhr von Shahab3 , dann Azrail, dann Thomas Wach, Tom, TimuCin, Cluster, Marc 79 und Merowig ...usw...

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@lini
Zitat:erich .. bist .. auch .. machmal etwas naiv
hab Dir ja eine Antwort per PM versprochen, und ausserdem sollte Mero mal wieder ne Möglichkeit haben, seine Pamphlete loszuwerden
Wink also:

Ich frage mich wer naiv ist:
Bei der heutigen Waffentechnik - ich spreche da nicht nur von den A-Waffenbesitzern wie Britannien, China, Frankreich, Indien, Israel, Pakistan, Russland und den USA oder den Staaten, die in Verdacht stehen (NKorea) oder kürzester Zeit solche Waffen haben könnten (Brasilien, Deuschland, Japan ...) - sondern auch von den B- und C-Waffen oder irgendwelchen wahnsinnigen Terroristen und der Verwundbarkeit unserer auch zivilen Infrastruktur ist jeder Krieg heute (nicht mehr wie im Mittelalter die "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" sondern) ein unendliches Risiko und das Versagen der Politik.
Vergiss die modernsten Fighter, Kriegsschiffe, Panzer ....
Da braucht nur jemand irgendwo einen nervösen Finger zu haben, ein Computerprogramm falsch laufen und noch ein paar andere Fehler mehr (Chaostheorie: "Alles was schief gehen kann geht irgendwann mal schief") und bei dem x-fachen "Overkill" den die MEnschheit auf dieser Erde angesammelt hat, werden nicht nur ganze Kontinente "ausradiert" (wer zuerst schießt stirbt als zweiter) sondern die Erde, wie wir sie kennen, vernichtet.
Irgend ein Terrorist, der (vielleicht noch mit ner Kofferladung Uran im Gepäck) sein entführtes Flugzeug in den nächsten Atommeiler jagt, kann die ganze Schweiz unbewohnbar machen (Tschernobyl lässt grüßen). Da hilft die ganze Neutralität nix. Ein paar Risse im "3-Schluchten-Damm" und der ganze Jangtze nimmt bis weit ins Delta heinein (mit den Millionenstädten Nanjing und Shanghai) eine gigantische Flutwelle auf ....

In der Vergangenheit hat das "Gleichgewicht des Schreckens" in Europa die längste Friedensperiode der Geschichte gesichert, und die Stärke zur glaubhaften Selbstverteidigung muss auch erhalten bleiben; aber wer heute (wie Condie) mit dem Bipolaren Weltbild der Vergangenheit in verantwortliche Positionen geht, der übersieht die Entwicklung, die sich seit dem Zusammenbruch des Ostblocks in beinahe rasender Weise weltweit abzeichnet. Rize ist brilliant - aber zu sehr (zumindest war sie es anfänglich) auf den "alten Gegner Kommunismus" fixiert. Wer heute Verantwortung hat, muss verstehen und akzeptieren, dass wir eine Multipolare Welt haben, eine Pluralität, die verlangt, dass mit mehreren Bällen gleichzeitig jongliert wird. Das ist wie ein Schachspiel auf einem Brett. an dem sich eine Vielzahl von Spielern gemeinsam in einem SPiel betätigen. Der eine ist schwächer, der andere stärker, aber jeder Zug eines Spielers beeinflusst alle anderen.

In dieser Situation eine Krieg zu verhindern und Frieden zu sichern erfordert mehr als nur militärische Stärke. Dazu gehört das Wissen um die Befindlichkeiten des anderen, und der Respekt vor dem anderen Mitspieler, sowie die Einhaltung der Spielregeln.

Damit ich richtig verstanden werde - Massenvernichtungswaffen in falschen Händen ist das Schlimmste, was ich mir in der Internationalen Politik vorstellen kann. Aber wenn schon jemand oder gar ein Staat "entwaffnet" werden soll,
dann muss gesichert sein, dass auch nicht das kleinste Risíko besteht, dass diese Waffen eingesetzt werden.
Mich stört weniger, dass diese Massenvernichtungswaffen wohl nur ein Vorwand waren; mich stört auch nicht besonders, dass die "Denke" der Planer in Washington nur bis zum Sturz Saddams ging - und alles andere offensichtlich nicht einmal angedacht worden war (keinerlei schlüssiges Konzept für "nach dem Sieg"; und auch, dass Georgie nicht gewählt sondern - gegen die Mehrheit der Wähler - "ins Amt gerichtet" worden ist, ist eine Sache, die überweigend erst mal die US-Bürger was angeht. Sollen die sich die Köpfe zerschlagen, ob es der Rechtsprechung zusteht, (ausser rechtlichen Streitigkeiten zu entscheiden) auch zu bestimmen, ob eine Wahl ausgezählt wird und wer eine Wahl ohne Stimmenzählung gewonnen hat.

Was mich gewaltig stört, ist, dass Bush und seine Gehilfen - wenn denn deren Angst vor Massenvernichtungswaffen, die in kürzester Zeit eingesetzt werden könnten, echt und ehrlich war - wie die Blinden losmarschiert sind, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wo sich diese Waffen befinden. Noch Monate (!) nach dem Krieg wurde gesucht. Das ist kein "gezielter Entwaffnungsschlag", das ist (wenn denn solche Waffen auch nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit zu vermuten gewesen wären) grob fahrlässige Stümperei. Offensichtlich hatte niemand ausser irgendwelchen abstrusen Informanten und laienhaft zeichnerischen Darstellungen von "mobilen (!) Waffenfabriken" auch nur den Hauch einer Ahnung, wo sich diese angeblichen Waffen befinden sollten.
Wer vor diesem Hintergrund so leichtfertig gegen die gemeinsamen Spielregeln einen Krieg vom Zaun bricht, wie Georgie im Irak, der hat entweder die Komplexität des Spieles nicht verstanden, dann ist er dumm, oder borniert, er ist grob fahrlässig oder aber er ist bösartig.
In keinem Fall aber ist er geeignet, die Führung der stärksten Macht der Welt zu haben.

Wer sich wie Mero darüber freuen kann, dass sich ein Spieler über sämtliche Spielregeln hinwegsetzt, dass Folterverbot und Menschenrechte umgangen werden, der hat überhaupt nicht kapiert, welche Gefahren in solchen Missbräuchen stecken.
Genau diese Handhabung ist "Wasser auf die Mühle des Terrors". Bush hat den Irak erst für Al Kaida geöffnet, die Regierung Bush hält mit ihrer bornierten "Verprellung" auch der wohlmeinenden Partner im arabisch-islamischen Kulturkreis die Büchse der Pandorra geöffnet. Die ignorante Handhabung im Irak oder in Gitmo treibt der Al Kaida die Bewerber geradezu in die Hände - um es kurz zu machen: die Regierung Bush fördert die Entwicklung des Terrorismus! (und dabei ist es völlig egal, ob das aus Dummheit oder Ignoranz oder was weis ich welchen Gründen geschieht).

Ich frage mich, wer naiv ist - jemand wie Mero, oder jemand, der sich bemüht (ich weiss, dass ich das nicht immer schaffe), die Befindlichkeiten einer mulitpolaren und multikulturellen Welt ernst zu nehmen und zu berücksichtigen.
Ich bin jedenfalls überzeugt, dass das Bemühen um Verständnis und Toleranz der kulturellen Eigenheiten und Befindlichkeiten langfristig mehr bringt, als die "lonesome Cowboy" Methode eines wild gewordenen Texassprösslings.
Wobei ich nix gegen Irre habe, die im Suff Bekehrungserlebnisse hatten oder blaue Mäuse an der Wand laufen sehen - solange diese Irren nicht auch noch die Möglichkeit haben (und diese ausnützen), Kriege mit Tausenden von Toten vom Zaun zu brechen.
:baeh:

Anmerkung: edit war nur Tipfehler und Hervorhebungen
PS: mein Sohn dröhnt mich mit den Onkelz auch ständig zu - stöhn - Rolleyes
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Kulturen im Konflikt - von Erich - 05.05.2004, 21:27
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