Iran
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Zitat:Islamischer Feminismus in der Islamischen Republik Iran


Konfrontiert mit einem patriarchialischen System vereinigen sich religiöse und
nicht-religiöse Iranerinnen heute im Schulterschluss. Auch erklärte Säkularistinnen wie die Anwältinnen Mehrangiz Kar und Shirin Ebadi, die Journalistin Nahid Mosavi und die Soziologie-Professorin Zale Shaditalab publizieren heute in den erwähnten Zeitschriften. Sie sind wie viele nichtreligiöse Intellektuelle mittlerweile davon überzeugt, dass die Islamische Revolution die Stellung der Frauen in mancherlei Hinsicht verbessert hat. Heute gibt es viele Frauen, die aus traditionellen Familien kommen und doch studieren und am politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen. Früher wurden diese Frauen von ihren Vätern daran gehindert, das Haus zu verlassen, weil sie die Universitäten für einen Hort der Unmoral hielten. Heute haben Frauen ein Drittel aller akademischen Doktorgrade inne.
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Ein nicht unbeträchtlicher Faktor für die Bewusstwerdung der islamischen Frauen war außerdem gerade die religiöse Autokratie: Sie provozierte die Forderungen nach Gleichberechtigung durch ihre rigide, frauenfeindliche Politik. Dieser Auffassung schließt sich auch Ziba Mir-Hosseini an. Sie behauptet, dass - im Gegensatz zu der in der frühen Literatur verbreiteten Meinung - die Islamische Revolution emanzipatorische Auswirkungen hatte. Sie habe den Weg für ein öffentliches feministisches Bewußtsein bereitet.

Das neue System formulierte das Familienrecht im Geiste der Religionsgesetze neu:
Nun wurde das Tragen des Schleiers obligatorisch, das Recht auf Scheidung und das Sorgerecht geschiedener Frauen für die Kinder wurden eingeschränkt, das Mindestalter für die Verheiratung von Mädchen wurde zunächst auf dreizehn, dann auf zehn Jahre herabgesetzt. Polygamie wurde erlaubt, die Frau hatte sich dem Willen des Mannes zu beugen und durfte keine Stellung mehr bekleiden, die Urteilsvermögen und Entscheidungskraft erfordern. Die Frauen verloren also bürgerliche Rechte, aber es blieben ihnen die politischen Rechte, die sie unter dem Schah erworben hatten. Mittlerweile stellen die iranischen Frauen ein Drittel aller Arbeitskräfte im Land. An den Universitäten sind fast die Hälfte Frauen.
Und was das Wichtigste ist: Sie gehen wählen und besetzen politische Ämter: als stellvertretende Staatspräsidentin, Beraterin des Präsidenten, Bürgermeisterin eines Teheraner Stadtteils und als weibliche Mitglieder des Parlaments.
Diese 14 Frauen haben den Wählerauftrag, für die Beseitigung der rechtlichen Ungerechtigkeiten zu streiten. Ihre Erfolge im Parlament sind für iranische Verhältnisse beachtlich: Frauen bekommen neuerdings nach der Scheidung eine Abfindung, ein viermonatiger Mutterschaftsurlaub wurde eingeführt. Per Gesetz wurden gleiche Arbeitschancen festgeschrieben und es trat ein Gesetz in Kraft, das eine Abtreibung erlaubt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Außerdem wurde den Frauen der Eintritt ins Berufsleben durch die neue Bevölkerungspolitik erleichtert. Als Reaktion auf die Bevölkerungsexplosion bekommt - gemäß einem Regierungsdekret vom Juli 1991 - das vierte Kind keine Lebensmittel-Coupons mehr. Damit wurde die Politik der 80er Jahre, der zufolge sich Frauen hauptsächlich dem Gebären von Kindern widmen sollen, in ihr Gegenteil verkehrt. Das Kinderkriegen wird nicht mehr staatlich gefördert und verliert in der Gesellschaft an Akzeptanz. Neuerdings müssen sich Paare, die heiraten wollen, einem sechsstündigen Kursus unterziehen, der sie über die verschiedenen Verhütungsmittel informiert, und in Teheran verkünden Schriftzuge auf öffentlichen Gebäuden die Vorteile der Kleinfamilie.
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