17.06.2004, 12:13
Die extreme und wahnhafte Züge annehmende Verbissenheit der Römer als Folge dieser Schlacht konnte er jedenfalls nicht voraussehen, selbst die Römer waren im nachhinein davon überrascht und diese übertriebenen Aktionen wie Menschenopfer waren ihnen dann später auch sehr unangenehm. Am besten dokumentiert diesen Wahn die Reaktion auf die Rückkehr des überlebenden Konsuls Gaius Terrentius nach Rom. Dieser kam in der Absicht nach Rom, dort Bericht zu erstatten und sich dann selbst für die Schande des Überlebens selbst zu töten. Sofern ihn nicht das Volk vorher mit bloßen Händen in Stücke riss, was karthagischen Abgesandten nach der Schlacht angeblich passiert ist. Wie auch immer, er war sicher bei seiner Rückkehr zu sterben, stattdessen strömte ihm das Volk entgegen, und bejubelte ihn, dafür, dass er nicht am Durchhalten und am unabwendbaren Sieg des Volkes und des Staates von Rom zweifeln würde. Er wurde sofort wieder mit einem militärischen Oberbefehl betraut und in den Kampf gegen Karthago entsandt.
Noch eine Überlegung zum Zustand der Karthager nach dem Sieg: Wenn man Schlachten mit ähnlichen Verlustverhältnissen aus späterer Zeit nimmt, die auch im Nahkampf durch Infanterie entschieden wurden, muß man davon ausgehen, dass trotz der nur sehr geringen karthagischen Verluste ein Gros des karthagischen Heeres verwundet war. Wahrscheinlich hatte auch die Kavallerie sehr viele Pferde verloren und später gingen dann noch weitere Soldaten an Wundbrand und Infektionen zugrunde, so entsandte Karthago ein Jahr später per Schiff 4000 weitere Reiter, die Gesamtstärke der karthagischen Reiterei in Italien soll aber dann wieder ein Jahr später geringer als zur Zeit der Schlacht gewesen sein, wenn man also noch die Bundesgenossen Kavallerie die Hannibal aus Kampanien und Capua zukam nimmt, müssen nach der Schlacht noch erhebliche Ausfälle zustande gekommen sein, dem gegenüber gab es aber bei weitem nicht genug Kämpfe. Die Totalverluste, die meist im Kontext mit Cannae angegeben werden, betrachten ja nur diejenigen, die direkt auf dem Schlachtfeld getötet wurden, lassen aber die überlebenden Krüppel, die Verwundeten und die durch Krankheit und Infektion längere Zeit außer Gefecht gesetzten außer Acht. Aus den vergleichbaren Schlachten kann man annehmen, dass mindestens 50% aller Karthagischen Soldaten so verwundet waren, dass sie nicht sofort weiterkämpfen konnten, wenn man nicht riskieren wollte, sie alle durch Wundbrand und Infektion zu verlieren. Wahrscheinlich waren aber sogar über 70 % des karthagischen Heeres verwundet worden. Das es nicht wesentlich mehr Tote gegeben hatte lag wohl an der besseren Ausstattung der Karthager mit Rüstungen im Vergleich zu den Römern, die bei Cannae kaum mit Körperpanzern ausgestattet waren.
Cannae war also keine Entscheidungsschlacht, obwohl die Römer vernichtend geschlagen wurden, und obwohl diese Schlacht die schwerste Niederlage Roms aller Zeiten war. Dennoch konnten die Römer selbst diesen Schlag noch kompensieren. Die Folge war aber, das Rom keine Reserven mehr hatte, die verbliebenen Streitkräfte waren alles was übrig war und Rom hätte sich daher nach Cannae nicht auch nur einen einzigen Fehler leisten dürfen. Hätte Rom noch irgendwo einen einzigen massiven Fehler gemacht wäre es untergegangen, der Kampf war nach Cannae nicht für Karthago entschieden und Hannibal verschenkte dann diesen Sieg, sondern diese Schlacht machte beide Militärmächte erstmals gleichstark!! Aber die Römer brachten es nach Cannae bis zum Ende Karthagos tatsächlich fertig, keinen einzigen weiteren Fehler mehr zu machen. Etwas, was die Römer wie auch Hannibal selbst direkt nach Cannae nicht vorhersehen konnten.
Noch zum Abschluß Diskussion zu genannten Punkten:
>>>>...in Cannae meine ich erstens das Hannibal die bessere Position hatte eine Anhöhe...>>>>
Diese Anhöhe war in seinem Rücken und spielte in der Schlacht selbst keine Rolle. Hannibal ging ja offensiv in die Ebene vor, dort wo sich diese Anhöhen befanden, war nicht genug Platz, hätte er dort seine Stellung bezogen, dann wären die Römer von links bis ganz nach rechts auf der kompletten Front mit Infanterie vorgestoßen und Hannibals Armee wäre von ihnen von den Hügeln heruntergeschoben und in der Enge mit Fluß im Rücken zusammengeschlagen worden. Die Hügel ermöglichten aber wohl das Ausspähen der römischen Flanken, in der Folge konnte Hannibal darauf vertrauen, dass er auf seiner linken Flanke nicht mit römischer Infanterie hinter der Kavallerie rechnen musste, daher konnte er auf den Hauptdurchbruch links setzen. Rechts scheiterten die Numider ja anfangs.
>>>> und er mehr und schwerer Reiterei hatte (glaube Söldner). Diese waren ausschlaggebend denn die Römer hatten an den Flanken auch Reiterei zum schutze.>>>>
Ja, es waren Söldner. Aber die Kavallerie ermöglichte nur den Siegzug, sie führte ihn nicht selbst aus, man kann der Kavallerie auch deshalb nicht die Hauptrolle zusprechen, weil auf beiden Seiten die Kavallerie zum Teil offenbar abgesessen und zur Fuß kämpfte. Der entscheidende Durchbruch links von Hannibal aus war wahrscheinlich ein Kampf zur Fuß, nur dass die Karthager dann wieder aufstiegen um hinter den römischen Linien so schnell wie möglich nach rechts den Numidern zur Hilfe zur kommen. Aber auch wenn sie links aufgesessen gekämpft hätten, war das Hauptmoment der Stoß der Phalanx in die Flanken.
>>>>>Danach war der Weg für Hannibal frei nach Rom und hätte nur noch einige kleine Einheiten besiegen müssen aber Hannibal dachte das nach diesem Sieg die Verbündeten Roms sich abwenden würden und Rom sich selbst auflösen würde.>>>>
Das war sein Fehler er hat spekuliert und verloren,anstatt es selbst zu erledigen und einzumarschieren.>>>>>
Das hoffe ich wiederlegt zu haben, es standen in sehr starker Befestigung immer noch ungefähr 4 Legionen in Rom und im Weg nach Rom. Hannibal hätte Rom nicht einfach so einnehmen können, er hätte sich in zähe und langwierige Belagerungen verwickelt, was für seine Abgekämpften und zum Großteil verwundeten Soldaten sehr schwierig gewesen wäre. Er hat nicht spekuliert sondern im Angesichts des Sieges Eilboten nach Karthago um Verstärkung gesandt. Karthago lehnte aber diese Verstärkungen aus heute nicht mehr bekannten Gründen ab, vielleicht musste man diese erst rekrutieren, vielleicht war die römische Flotte im Weg, aber warum forderte Hannibal direkt nach seinem Sieg alle nur denkbaren Verstärkungen an, wenn es so leicht gewesen wäre, einfach so nach Rom zu spazieren? Tatsächlich entsandte Karthago ein Jahr später dann 4000 Mann Kavallerie und 40 Elefanten nach Italien und eine Armee von 25 000 Mann Infanterie, 8000 Mann Kavallerie und 14 Elefanten unter dem Kommando von Himilko nach Sizilien. Die gleichen Truppen ein Jahr früher nach Italien, und Karthago hätte gewonnen. Auch hätte Hannibal gewonnen, wenn die Makedonen, mit denen er ja nach dem Sieg einen Vertrag geschlossen hatte nicht gezögert hätten und sofort mit dem Gros ihrer Streitkräfte nach Italien gekommen wären.
Er hatte also die Wahl, erstens sofort und sehr risikoreich mit der Belagerung Roms zu beginnen und damit die römischen Auslandstruppen heimzuholen, in der Folge hätten dann auch Verstärkungen aus Makedonien oder Karthago ihn nicht mehr erreichen können, weil in seinem Rücken einige sehr starke Festungen gewesen wären,
oder zweitens auf den Überraschungscoup mit den Makedonen zu setzen, in Rom war man ohne Ende überrascht und entsetzt als man davon erfuhr, eine Zeitlang dachte man, man hätte verloren, hätten die Makedonen sich an die Vereinbarungen mit Hannibal gehalten, hätte er ohne Risiko gesiegt, ebenso wenn Karthago gleich, wie von ihm gefordert alle verfügbaren Truppen, auch aus Spanien nach Italien geworfen hätte.
Das Verschulden, den Sieg verschenkt zu haben trifft also nicht Hannibal selbst, der auch nach dem Sieg weiter eine fehlerlose, makellose Strategie verfolgte, sondern an Makedonien und dann vor allem auch an Karthago selbst, dass ihm im Entscheidenden Moment die Verstärkung verweigerte. Es ist also ein Versagen der Zivilen Führung gewesen, auf die Hannibal nicht genug Einfluß hatte, als es ihm dann ein Jahr später gelang, in Karthago einen Stimmungsumschwung zu erreichen und sich karthagische Truppen auf den Weg nach Italien machten hatte Rom die Niederlage bereits kompensiert und die Gelegenheit war vorbei, es blieb nur noch die Option, dass ausreichend Bundesgenossen abfielen oder Rom einen weiteren massiven Fehler machte, das beides nicht Eintrat war das Unwahrscheinlichere Ergebnis, aber trotzdem ist es so gekommen.
Sic transit gloria mundi......
Noch eine Überlegung zum Zustand der Karthager nach dem Sieg: Wenn man Schlachten mit ähnlichen Verlustverhältnissen aus späterer Zeit nimmt, die auch im Nahkampf durch Infanterie entschieden wurden, muß man davon ausgehen, dass trotz der nur sehr geringen karthagischen Verluste ein Gros des karthagischen Heeres verwundet war. Wahrscheinlich hatte auch die Kavallerie sehr viele Pferde verloren und später gingen dann noch weitere Soldaten an Wundbrand und Infektionen zugrunde, so entsandte Karthago ein Jahr später per Schiff 4000 weitere Reiter, die Gesamtstärke der karthagischen Reiterei in Italien soll aber dann wieder ein Jahr später geringer als zur Zeit der Schlacht gewesen sein, wenn man also noch die Bundesgenossen Kavallerie die Hannibal aus Kampanien und Capua zukam nimmt, müssen nach der Schlacht noch erhebliche Ausfälle zustande gekommen sein, dem gegenüber gab es aber bei weitem nicht genug Kämpfe. Die Totalverluste, die meist im Kontext mit Cannae angegeben werden, betrachten ja nur diejenigen, die direkt auf dem Schlachtfeld getötet wurden, lassen aber die überlebenden Krüppel, die Verwundeten und die durch Krankheit und Infektion längere Zeit außer Gefecht gesetzten außer Acht. Aus den vergleichbaren Schlachten kann man annehmen, dass mindestens 50% aller Karthagischen Soldaten so verwundet waren, dass sie nicht sofort weiterkämpfen konnten, wenn man nicht riskieren wollte, sie alle durch Wundbrand und Infektion zu verlieren. Wahrscheinlich waren aber sogar über 70 % des karthagischen Heeres verwundet worden. Das es nicht wesentlich mehr Tote gegeben hatte lag wohl an der besseren Ausstattung der Karthager mit Rüstungen im Vergleich zu den Römern, die bei Cannae kaum mit Körperpanzern ausgestattet waren.
Cannae war also keine Entscheidungsschlacht, obwohl die Römer vernichtend geschlagen wurden, und obwohl diese Schlacht die schwerste Niederlage Roms aller Zeiten war. Dennoch konnten die Römer selbst diesen Schlag noch kompensieren. Die Folge war aber, das Rom keine Reserven mehr hatte, die verbliebenen Streitkräfte waren alles was übrig war und Rom hätte sich daher nach Cannae nicht auch nur einen einzigen Fehler leisten dürfen. Hätte Rom noch irgendwo einen einzigen massiven Fehler gemacht wäre es untergegangen, der Kampf war nach Cannae nicht für Karthago entschieden und Hannibal verschenkte dann diesen Sieg, sondern diese Schlacht machte beide Militärmächte erstmals gleichstark!! Aber die Römer brachten es nach Cannae bis zum Ende Karthagos tatsächlich fertig, keinen einzigen weiteren Fehler mehr zu machen. Etwas, was die Römer wie auch Hannibal selbst direkt nach Cannae nicht vorhersehen konnten.
Noch zum Abschluß Diskussion zu genannten Punkten:
>>>>...in Cannae meine ich erstens das Hannibal die bessere Position hatte eine Anhöhe...>>>>
Diese Anhöhe war in seinem Rücken und spielte in der Schlacht selbst keine Rolle. Hannibal ging ja offensiv in die Ebene vor, dort wo sich diese Anhöhen befanden, war nicht genug Platz, hätte er dort seine Stellung bezogen, dann wären die Römer von links bis ganz nach rechts auf der kompletten Front mit Infanterie vorgestoßen und Hannibals Armee wäre von ihnen von den Hügeln heruntergeschoben und in der Enge mit Fluß im Rücken zusammengeschlagen worden. Die Hügel ermöglichten aber wohl das Ausspähen der römischen Flanken, in der Folge konnte Hannibal darauf vertrauen, dass er auf seiner linken Flanke nicht mit römischer Infanterie hinter der Kavallerie rechnen musste, daher konnte er auf den Hauptdurchbruch links setzen. Rechts scheiterten die Numider ja anfangs.
>>>> und er mehr und schwerer Reiterei hatte (glaube Söldner). Diese waren ausschlaggebend denn die Römer hatten an den Flanken auch Reiterei zum schutze.>>>>
Ja, es waren Söldner. Aber die Kavallerie ermöglichte nur den Siegzug, sie führte ihn nicht selbst aus, man kann der Kavallerie auch deshalb nicht die Hauptrolle zusprechen, weil auf beiden Seiten die Kavallerie zum Teil offenbar abgesessen und zur Fuß kämpfte. Der entscheidende Durchbruch links von Hannibal aus war wahrscheinlich ein Kampf zur Fuß, nur dass die Karthager dann wieder aufstiegen um hinter den römischen Linien so schnell wie möglich nach rechts den Numidern zur Hilfe zur kommen. Aber auch wenn sie links aufgesessen gekämpft hätten, war das Hauptmoment der Stoß der Phalanx in die Flanken.
>>>>>Danach war der Weg für Hannibal frei nach Rom und hätte nur noch einige kleine Einheiten besiegen müssen aber Hannibal dachte das nach diesem Sieg die Verbündeten Roms sich abwenden würden und Rom sich selbst auflösen würde.>>>>
Das war sein Fehler er hat spekuliert und verloren,anstatt es selbst zu erledigen und einzumarschieren.>>>>>
Das hoffe ich wiederlegt zu haben, es standen in sehr starker Befestigung immer noch ungefähr 4 Legionen in Rom und im Weg nach Rom. Hannibal hätte Rom nicht einfach so einnehmen können, er hätte sich in zähe und langwierige Belagerungen verwickelt, was für seine Abgekämpften und zum Großteil verwundeten Soldaten sehr schwierig gewesen wäre. Er hat nicht spekuliert sondern im Angesichts des Sieges Eilboten nach Karthago um Verstärkung gesandt. Karthago lehnte aber diese Verstärkungen aus heute nicht mehr bekannten Gründen ab, vielleicht musste man diese erst rekrutieren, vielleicht war die römische Flotte im Weg, aber warum forderte Hannibal direkt nach seinem Sieg alle nur denkbaren Verstärkungen an, wenn es so leicht gewesen wäre, einfach so nach Rom zu spazieren? Tatsächlich entsandte Karthago ein Jahr später dann 4000 Mann Kavallerie und 40 Elefanten nach Italien und eine Armee von 25 000 Mann Infanterie, 8000 Mann Kavallerie und 14 Elefanten unter dem Kommando von Himilko nach Sizilien. Die gleichen Truppen ein Jahr früher nach Italien, und Karthago hätte gewonnen. Auch hätte Hannibal gewonnen, wenn die Makedonen, mit denen er ja nach dem Sieg einen Vertrag geschlossen hatte nicht gezögert hätten und sofort mit dem Gros ihrer Streitkräfte nach Italien gekommen wären.
Er hatte also die Wahl, erstens sofort und sehr risikoreich mit der Belagerung Roms zu beginnen und damit die römischen Auslandstruppen heimzuholen, in der Folge hätten dann auch Verstärkungen aus Makedonien oder Karthago ihn nicht mehr erreichen können, weil in seinem Rücken einige sehr starke Festungen gewesen wären,
oder zweitens auf den Überraschungscoup mit den Makedonen zu setzen, in Rom war man ohne Ende überrascht und entsetzt als man davon erfuhr, eine Zeitlang dachte man, man hätte verloren, hätten die Makedonen sich an die Vereinbarungen mit Hannibal gehalten, hätte er ohne Risiko gesiegt, ebenso wenn Karthago gleich, wie von ihm gefordert alle verfügbaren Truppen, auch aus Spanien nach Italien geworfen hätte.
Das Verschulden, den Sieg verschenkt zu haben trifft also nicht Hannibal selbst, der auch nach dem Sieg weiter eine fehlerlose, makellose Strategie verfolgte, sondern an Makedonien und dann vor allem auch an Karthago selbst, dass ihm im Entscheidenden Moment die Verstärkung verweigerte. Es ist also ein Versagen der Zivilen Führung gewesen, auf die Hannibal nicht genug Einfluß hatte, als es ihm dann ein Jahr später gelang, in Karthago einen Stimmungsumschwung zu erreichen und sich karthagische Truppen auf den Weg nach Italien machten hatte Rom die Niederlage bereits kompensiert und die Gelegenheit war vorbei, es blieb nur noch die Option, dass ausreichend Bundesgenossen abfielen oder Rom einen weiteren massiven Fehler machte, das beides nicht Eintrat war das Unwahrscheinlichere Ergebnis, aber trotzdem ist es so gekommen.
Sic transit gloria mundi......