07.05.2004, 13:11
Zitat:Um kurz auf das Waffenembargo gegenüber China einzugehen; Warum muss Europa einem Staat Waffen liefern, der aus europäischer Sicht die Menschenrechte verletzt? Wenn der Staat nicht dem eigenen Weltbild entspricht kann man Europa doch kaum dazu zwingen, diesen zu unterstützen. Btw. finde ich die europäische Politik gegenüber China momentan geradezu abstoßend anbiedernd.Yep, das nenne ich einfach Opportunismus. Im Prinzip schon geradezu ironisch. Einerseits hat man Angst vor Chinas Aufstieg zur Weltmacht, andererseits möchte man im globalen Wirtschaftswettlauf auch nicht verlieren und macht daher natürlich Geschäfte mit China. Was ich daran amüsant finde, ist, dass hier am deutlichsten wird, dass das Thema Menschenrechte bei weitem kein Thema ist, das um seiner selbst willen verfolgt wird.
Allerdings gibt es da auch noch eine weitere Komponente: Man erhofft sich ja (und ich denke, das hoffen die meisten wirklich), dass man auf die Art und Weise der Wirtschaftskontakte auch einen Wandel in China bewirken kann.
Auch wenn dieser Aspekt oft in Erklärungen westlicher Politiker überbetont wird, ist er trotzdem existent, die Frage ist nur, wie wirksam ist er, und zweitens, ist das überhaupt der richtige Weg. Denn diese Theorie setzt wieder auf die Assimilationskraft des Westens, nicht aber auf Annäherung und Verständigung im ursprünglichen Sinn.
Was Chinas Geschichte angeht und das "Reich der Mitte"-Konzept, so lässt sich dazu IMO sagen, dass China niemals eine klare expansive koloniale Politik verfolgt hat. Vielmehr war es doch so, dass China im Laufe der Jahrtausende von vielen anderen Mächten angegriffen worden ist, die auch die Macht übernommen hatten, nur um dann von der sehr ausstrahlungskräftigen chinesischen Kultur assimiliert zu werden. Das ist ein Verteidigungskonzept erster Güte, das auch bis ins 19. Jhd. funktioniert hat.
Inwieweit sich chinesische Sicherheitspolitik in Zukunft verändern wird, mag dahingstellt sein, aber ich denke nicht, dass China wie die USA oder der Westen den Anspruch erheben wird, die Welt seinen Regeln zu unterwerfen. Nicht solange es seine eigene Existenz bedroht sieht, zumindest, die Bewahrung der eigenen Integrität war immer das Hauptinteresse Chinas, und durch die traumatischen Erfahrungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jhd. ist es darin nur bestärkt worden.
Mir liegt es fern, China hier in Schutz zu nehmen. Jeder hat so seine Leichen im Keller, aber der Eindruck, der sich bei vielen angesichts der wachsenden chinesischen Stärke manifestiert, ist der einer aggressiven, expansiven Macht.
Das ist definitiv ein verzerrtes Urteil, denn geht man von Tibet bis Taiwan, so handelt es sich hier um Territorien, die seit jeher eng mit dem chinesischen Territorium und seiner Geschichte verzahnt sind. Ob sich daraus ein Anspruch Chinas auf Tibet begründet, mag dahingestellt sein, aber China hat bekanntlich niemals Ambitionen ausserhalb dieses Gebietskreises verfolgt und etwa versucht, Kolonien am Horn von Afrika zu gründen oder dergleichen.
Zitat:Dabei sollte man in E/A nicht vergessen, dass man das Elend insbesonderes in der "3 Welt", wenn es geht, bekämpfen und lindern sollte.Dem stimme ich zu (wer nicht? ), aber die gegenwärtigen Maßnahmen halte ich für nutzlos. Gerade wenn man sich Afrika anschaut, so zeigt sich dort, dass 50 Jahre Entwicklungspolitik keine brauchbaren Resultate gebracht haben. Damit will ich nicht die harte Arbeit der Entwicklungshelfer herabwürdigen, sondern eher die Konzept- und Interessenlosigkeit der Politiker.
Fakt ist doch, in Afrika gibt es für den Westen nichts zu holen, daher ist dieses Gebiet ein schwarzes Loch der Außenpolitik. Hin und wieder erlässt man mal wieder einen Kredit oder baut ein paar Brunnen, und das war es dann schon. An der Anarchie in weiten Teilen Afrikas wird diese "Entwicklungshilfe" gar nichts ändern, im Gegenteil. Die Alternative wäre, den Kontinent abgesehen von den stabilen Ländern wie Ägypten, SA, auch Libyen etc. mit Kriseninterventionstruppen aufzurollen, die Warlords zu entfernen, die Länder dann zukzessive aufzubauen (Schulen etc.) und stabile Verhältnisse zu schaffen in Zusammenarbeit mit lokalen stabilen Staaten. Das hört sich natürlich aggressiv an, aber einen anderen Weg, kurz- und mittelfristig stabile Verhältnisse zu schaffen, sehe ich nicht. Im Gegensatz zum Irak ist der größte Teil von Afrika tatsächlich "interventionswert".