17.04.2004, 16:50
Süddeutsche Zeitung
Nr.85, Dienstag, den 13. April 2004 , Seite 3
Nr.85, Dienstag, den 13. April 2004 , Seite 3
Zitat:Nach dem Wahl-Triumph von Abdelaziz Bouteflika: Ein Land, das geteilt ist in ein nützliches und in ein wirkliches Algerien
Optimismus am Rande des Abgrunds
Schwache Produktivität, hohe Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot - nichts von alledem schadete dem Präsidenten, weil er den Frieden gebracht hat
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Nur langsam erholt sich die Landwirt-schaft. Vor allem in den Orangenhainen wird wieder gearbeitet und geerntet. Stellenweise wachsen Tomaten und Gurken unter Plastik-Treibhäusern. Wer mit seinem Land etwas anfangen will, dem zahlt der Staat fast alles: die Vorbereitung des Bodens, den Kauf der Bäume oder Pflanzen, die Bewässerung, den Aufwand für Kühlhäuser zur Aufbewahrung der Obsternte, die Anschaffung von Bienenstöcken zur Bestäubung - insgesamt übernimmt der Staat zwischen 80 und 100 Prozent der Kosten. Nur für Dünger und Pflanzenschutzmittel muss der Bauer - oder der Agro-Industrielle - selber aufkommen. Doch die landwirtschaftliche Produktion Algeriens hat erst wieder ein Fünftel ihrer Leistung vor der Unabhängigkeit erreicht. Und die Bevölkerung ist dreimal größer geworden.
Mehr Geld durch Erdöl
Bouteflika wird in seiner zweiten Amtszeit Geld zur Verfügung haben. Noch nie brachten Erdöl und Gas dem Land so viel ein wie jetzt. Die Devisenreserven sind auf 33 Milliarden Dollar gewachsen. Ein militärisch gesichertes Netz von Leitungen und zwei Verladehäfen funktionieren ökonomisch völlig losgelöst von der Misere des restlichen Landes. Nüchterne Fachleute unterscheiden zwischen dem ¸¸nützlichen Algerien" und dem ¸¸wirklichen Algerien". Im nützlichen Algerien der Energiewirtschaft bringen zwei Prozent der aktiven Bevölkerung drei Viertel der Staatseinkünfte hervor, den wesentlichen Teil des Bruttosozialprodukts und praktisch den gesamten Export. Das ¸¸wirkliche Algerien" der Arbeitslosen, Suventionierten und Armen profitiert vom Erdöl-Geld nur wenig.
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