06.12.2025, 21:11
(06.12.2025, 20:06)DopePopeUrban schrieb: Da hast du mich glaube ich falsch verstanden, ich Frage nach dem konkreten Einsatz gemäß dem Fall, dass eine allgemeine Wehrpflicht (in welcher Form auch immer) beschlossen wird.Aber da hakt es doch schon. Der konkrete Einsatz kann gar nicht ohne Kenntnis der konkreten Form der Wehrpflicht benannt werden, weil Einsatz und Form sich gegenseitig bedingen.
Natürlich verstehe ich dich, und du hast ja recht, wenn du sagst, dass zuerst der Bedarf, also der Einsatzzweck, benannt werden muss, aber dann kann man deine Frage nicht so allgemein beantworten, sondern muss sich dabei schon konkret auf eine Form des Wehrdienstes beziehen, z.B.:
A. Eine allgemeine Dienstpflicht.
B. Ein allgemeiner Wehrdienst "alter Art", wie im KK.
C. Ein Minimalwehrdienst, wie ihn die aktuellen Bemühungen der BW/Politik vorsehen.
Für alle drei Formen gibt es völlig unterschiedliche Einsatzzwecke, die auch nur in der jeweiligen Form erreicht werden können.
A. dient einer gesamtgesellschaftliche Resilienz und stellt im Prinzip eine Mischung aus THW und Heimatschutz dar, die allein für Aufgaben im Heimat- und Zivilschutz bzw. der Zivil- und Gesamt-Verteidigung vorgesehen ist. Diese Dienstleistenden würden im Kriegsfall nahezu unabhängig von den regulären Streitkräften eingesetzt, um Sicherheit, Ordnung und vor allem Versorgung gegenüber hybrider Kriegsführung zu schützen und aufrecht zu erhalten.
Die regulären Streitkräfte könnten davon mehrfach profitieren. Sie würden von eben diesen Aufgaben entlastet, sie könnten motivierte Bewerber erhalten, die sich alternativ zum allgemeinen Pflichtdienst für einen freiwilligen Wehrdienst in den Streitkräften entscheiden, und die BW könnte auf diese Pflichtdienst-Organisationen zurückgreifen hinsichtlich Unterstützungsleistungen, die sie dann selbst nicht im vollen Umfang vorhalten müssen. Das könnte z.B. auch Aspekte der Drehscheibe Deutschland betreffen, die derzeit einige unserer militärischen Ressourcen bindet.
B. ist die klassische Vorstellung davon, Soldaten für die Aufgaben der unteren Mannschaftsdienstgrade zu verpflichten, um damit Zeitsoldaten frei zu bekommen für anspruchsvollere Aufgaben, wodurch sich der Gesamtumfang der Truppen tatsächlich signifikant vergrößern ließe. Will man das einschätzen, kann man ja ganz einfach mal in die Vergangenheit schauen, wo wir im KK überall Wehrpflichtige eingesetzt haben, deren Aufgaben heute Zeit- und Berufssoldaten übernehmen. In Infanterieeinheiten kann das schnell mal die Hälfte des Personals ausmachen.
Das ist ja eigentlich das, was sich die Befürworter der Wehrpflicht wünschen. Nur funktioniert das halt erst ab einer gewissen Mindestdauer des Wehrdienstes, da kann es mMn keine halbgaren Kompromisse geben.
Womit wir bei C. wären.
Zitat:Inwiefern helfen diese zusätzlichen Personalresourcen, den Stellenbedarf der Bundeswehr in welchen Posten wie und wie lange zu Decken und ist das realistisch?In dieser Wehrdienstform decken die WDL nicht den Bedarf der aktiven Truppe. Im Gegenteil entziehen sie der Truppe noch Personal.
Man hofft halt einfach, dass man über den Wehrdienst mehr Leute für die reguläre Truppe motivieren kann, als man dafür abstellen muss. Also nein: das ist nicht realistisch.
Zitat:Das Frage ich deswegen weil ich bis jetzt zwar einiges an Argumenten auf der reinen Konzeptebene gesehen habe, aber noch kein einziges Anwendungsbeispiel inwiefern WDL wo und warum helfen.Das liegt halt daran, dass Wehrdienst-Befürworter meist die Variante B anstreben, in der es relativ klar ist, wozu die Kräfte dienen: als Mannschafter. In allen entsprechenden Verwendungen in jeder Truppengattung. Das würde natürlich auch helfen, die Personalnot zu bekämpfen, man kann also durchaus dafür sein. Nur ist das halt nicht das, was aktuell geplant ist.
Zitat:Denn die Wehrpflicht soll ja, zumindest offiziell *hust, eingeführt werden um dem Personalmangel der Bundeswehr entgegenzuwirken und Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu erhalten.Das, was jetzt gemacht wird, hat mMn zwei reale Zwecke:
1. Die Zahlen erhöhen. Auf dem Papier, das ist geduldig. Wir sollen unsere Zahl an Reservisten erhöhen, was schwierig ist, wenn kaum Zeitsoldaten ausscheiden. Dafür brauchen wir die WDL, nicht um sie in der BW irgendwo einzusetzen.
2. Wir müssen jetzt die Musterung wieder einführen, als Vorbereitung darauf, später mal eine Wehrpflicht umsetzen zu können, wenn das politisch durchsetzbar ist.
Und um fair zu sein: Man stärkt schon den Heimatschutz, dort kann man dann im Zweifelsfall auch WDL einsetzen. Mir fehlt allerdings ein bisschen die Fantasie, was die im Ernstfall tatsächlich leisten können sollen. Da braucht es mMn schon konkrete Konzepte für bestimmte Szenarien, die dann in der kurzen Dienstzeit auch fokussiert ausgebildet werden müssen.
Zitat:Dafür drehen sich hingegen nahezu 100% der Argumente hier und im öffentlichen Diskurs um alles außer darum inwiefern die Verteidigungsfähigkeit so erhöht wird.Weil die aktuell politisch umsetzbaren Maßnahmen bzgl. des Wehrdienstes nicht geeignet sind, tatsächlich die Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.
