Vor 8 Stunden
- Ich sehe keinen wie auch immer gearteten Knick in Trumps Online-Verhalten. Was du wahrnimmst ist eher den (stetigen) Wandel der Internetkultur insgesamt. Seine Wählerkoalition hatte sich dabei zwischen 2016 und 2020 nicht signifikant gewandelt oder erweitert. Im Gegensatz zu 2024 und ein Grund warum er 2020 verloren hat.
- Ich gehe ebenso davon aus, das Trump die Idee der gestohlenen Wahl benutzt hat um sich eine Ausrede für seine Niederlage zu schaffen. Einerseits um seinen Narzismus zu befriedigen, andererseits weil er es für politisch notwendig hielt. Mir fällt die Quelle nicht mehr ein, aber ich habe die Jahre mal von einem Insider gelesen, der mit Trump darüber gesprochen und ihn empfohlen hätte, einfach in Würde abzutreten und in vier Jahren erneut anzutreten. Trump soll sich das ernsthaft überlegt, sich dann aber für die Wahllügenstory entschieden haben.
- Ich glaube nicht, dass der 6. Januar für das weitere politische Wirken Trumps so entscheidend gewesen ist. Viel eher halte ich es für möglich, dass er schon verstanden hat, dass ihm sein Verhalten eine ganze Menge Ärger eingebracht und er nicht deswegen, sondern trotzdem wieder gewählt wurde.
Ich kann dementsprechend grundsätzlich nicht erkennen, dass Trump vor 2021 so anders sein soll als Trump nach 2021. Der wesentliche Unterschied zwischen damals und heute ist, dass er den Laden kennt und besser vorbereitet mit kompetenteren Minions wieder ins Weiße Haus eingezogen ist. Plus, dass der parteiinterne Widerstand so einfach nicht mehr existiert wie 2016.
- Das Chaos im Weißen Haus zog sich durch die komplette erste Amtszeit von Trump und rührte daher, dass er sich mangels ernsthafter Vorbereitung am klassischen republikanischen Parteiestablishment bedienen musste um die Regierungsposten aufzufüllen. Damit hat er sich zu viele Gegenpositionen ins Haus geholt. Es ist dabei aber nicht so, dass ihm der Laden erst am Ende seiner ersten Amtszeit auseinandergefallen ist, im Gegenteil, die deutliche Mehrheit der Personalwechsel fand in den ersten beiden Amtsjahren statt.
- Trump hatte ziemlich viel Glück nicht juristisch unter die Räder gekommen zu sein, hauptsächlich weil seine Gegner zu langsam gewesen sind bzw. davon ausgingen, dass Trump eh schon politisch tot war. Wenn Trump nicht völlig jenseits steht (und da denke ich halt nicht) versteht er das auch. Historische Vergleiche sind schwierig. Es ist halt so, dass heute niemand mehr für Watergate zurücktreten würde. Auf beiden Seiten.
- Ja, Trump hat in den Jahren vor seiner Wiederwahl relativ geschickt seine Machtbasis konsolidiert. Die Beobachtung, dass externe Prozesse ihm dabei in die Karten gespielt haben ist auch richtig. Den größten Fehler hat dabei aber die Gegenseite begangen, als man ihn erst nach den Midterms in den beginnenden Vorwahlkampf hinein vor Gericht gezerrt hat. Das war einfach zu spät, der Schock des 6. Januars war lange verflogen und Trump konnte sich gegenüber der eigenen Basis gekonnt als Opfer darstellen, was ihm die Vorwahlen gesichert hat.
- Die Wahl 2024 wurde in meinen Augen durch zwei Faktoren entschieden: Bidens Untätigkeit in Sachen Inflation und Migration (in dieser Reihenfolge) sowie seinem unwürdigen Abgang. Es ist davon auszugehen, dass auch gemäßigtere Republikaner wie DeSantis oder Halley gewonnen hätten. Wie deutlich sei dahingestellt, aber das interessiert am Ende nu politisch versierte Menschen.
- Niemand ist heute so wie er mal vor 8 Jahren gewesen ist. Insofern ist die Erkenntnis, dass Trump heute nicht mehr derselbe ist wie in seinem ersten Amtsjahr eine ziemliche Binse. Das was du als Persönlichkeitsveränderung oder Erkenntnisgewinn in Sachen Unantastbarkeit beschreibst ist in meinen Augen schlicht dem Umstand geschuldet, dass er jetzt die richtigen Leute für das hat was er schon 2016 hat durchziehen wollen. Das funktionierte damals nicht, aber er scheint halt aus seinen Fehlern gelernt und ziemlich viele Mängel abgestellt zu haben.
- Ich sehe nicht, dass das was Trump so anstellt am Ende so wahnsinnig extrem, illegitim oder verfassungswidrig ist. Man kann da über jeden Punkt einzeln diskutieren, aber um vllt eines im Sinne der Forumsthematik herauszugreifen: Was ist etwa so furchtbar daran, dass Hegseth das Militär „ideologisch auf Kurs“ bringt? Hat das die Gegenseite nicht gemacht? Der woke Reigen der dort insb unter Biden eingezogen ist wurde politisch genauso gepusht wie die Kurskorrektur von Hegseth jetzt. Das mag vma jeder bewerten wie er will, aber man sollte doch bitte nicht so tun, als ob nicht auch die Demokraten die Streitkräfte als Projektionsfläche für ihre progressiven Gesellschaftsideen gebrauchen.
- Was du als Nepotismus und Personenkult skizzierst ist in meinen Augen der laufenden gesellschaftlichen Wachablösung geschuldet. Politkulturell ist mit Trump erstmals wieder seit Ronald Reagan die Rechte dominierend. Das führt in einer entsprechend zu verortende Administration zwangsläufig dazu, dass im gesellschaftlichen Sinne links geprägte Strukturen geschleift werden. Wer politisch auf der anderen Seite steht sieht in diesem Prozess natürlich eine große Katastrophe, da die mit soviel Hingabe geschaffenen Strukturen untergehen und die allermeisten das so noch nie hatten beobachten können. Ist aber ein sehr normaler Vorgang als Folge eines politkulturellen Umschwungs.
- Was speziell Trumps Umgang mit der Judikative angeht fällt es mir schwer deine Bedenken nachzuvollziehen. Ich sehe nicht, dass die Trump-Admin die Judikative nicht akzeptiert. Noch weniger, dass man sich nicht um die Verfassung kümmert. Was ich sehe sind jede Menge politisch gefärbte Urteile aus niederrangigen Gerichten, die zum allergrößten Teil von höheren Instanzen revidiert werden. Siehe etwa das Theater um die Nationalgarde in Portland, das hier schon zum beginnenden Bürgerkrieg hochgejazzt wurde. Das entsprechende gerichtliche Verbot wurde vom 9th Circuit gestern sang und klanglos aufgehoben. Ein sehr normaler Vorgang.
- Schlussendlich um mich zu wiederholen, mehr Gelassenheit. Es ist der klaren Analyse nicht zuträglich, vermeintlich oder tatsächlich negative Entwicklungen im Sinne eines linksliberalen Weltbildes zu dramatisieren und sich in TDS zu verlieren. Trump ist schlicht ein Politiker, der in Opposition zu den etablierten Strukturen des Staates sein Programm durchzieht. Momentan auch halbwegs erfolgreich. Das ist nicht verboten und in einer Demokratie eigentlich ein sehr heilsamer Prozess, ganz gleich wie man das inhaltlich bewertet.
- Ich gebe die tatsächlich recht, dass die USA zunehmen autokratischer werden. Oder um es neutraler zu formulieren, dem Präsidenten noch mehr Macht zukommen wird. Der primäre Grund hierfür sind allerdings nicht die Machenschaften Trumps sondern eine Legislative die in ihrer Dysfunktionalität ein Machtvakuum generiert, dass die Exekutive schier ausfüllen muss, völlig unabhängig davon wer im Weißen Haus sitzt. Wobei die Dysfunktionalität der Legislative auch nur ein Symptom viel tiefgreifender Entwicklungen ist. Genauso wie Trump selbst. Ich habe dazu meine Sicht in Beitrag 3205 ausführlicher beschrieben.
- Ich gehe ebenso davon aus, das Trump die Idee der gestohlenen Wahl benutzt hat um sich eine Ausrede für seine Niederlage zu schaffen. Einerseits um seinen Narzismus zu befriedigen, andererseits weil er es für politisch notwendig hielt. Mir fällt die Quelle nicht mehr ein, aber ich habe die Jahre mal von einem Insider gelesen, der mit Trump darüber gesprochen und ihn empfohlen hätte, einfach in Würde abzutreten und in vier Jahren erneut anzutreten. Trump soll sich das ernsthaft überlegt, sich dann aber für die Wahllügenstory entschieden haben.
- Ich glaube nicht, dass der 6. Januar für das weitere politische Wirken Trumps so entscheidend gewesen ist. Viel eher halte ich es für möglich, dass er schon verstanden hat, dass ihm sein Verhalten eine ganze Menge Ärger eingebracht und er nicht deswegen, sondern trotzdem wieder gewählt wurde.
Ich kann dementsprechend grundsätzlich nicht erkennen, dass Trump vor 2021 so anders sein soll als Trump nach 2021. Der wesentliche Unterschied zwischen damals und heute ist, dass er den Laden kennt und besser vorbereitet mit kompetenteren Minions wieder ins Weiße Haus eingezogen ist. Plus, dass der parteiinterne Widerstand so einfach nicht mehr existiert wie 2016.
- Das Chaos im Weißen Haus zog sich durch die komplette erste Amtszeit von Trump und rührte daher, dass er sich mangels ernsthafter Vorbereitung am klassischen republikanischen Parteiestablishment bedienen musste um die Regierungsposten aufzufüllen. Damit hat er sich zu viele Gegenpositionen ins Haus geholt. Es ist dabei aber nicht so, dass ihm der Laden erst am Ende seiner ersten Amtszeit auseinandergefallen ist, im Gegenteil, die deutliche Mehrheit der Personalwechsel fand in den ersten beiden Amtsjahren statt.
- Trump hatte ziemlich viel Glück nicht juristisch unter die Räder gekommen zu sein, hauptsächlich weil seine Gegner zu langsam gewesen sind bzw. davon ausgingen, dass Trump eh schon politisch tot war. Wenn Trump nicht völlig jenseits steht (und da denke ich halt nicht) versteht er das auch. Historische Vergleiche sind schwierig. Es ist halt so, dass heute niemand mehr für Watergate zurücktreten würde. Auf beiden Seiten.
- Ja, Trump hat in den Jahren vor seiner Wiederwahl relativ geschickt seine Machtbasis konsolidiert. Die Beobachtung, dass externe Prozesse ihm dabei in die Karten gespielt haben ist auch richtig. Den größten Fehler hat dabei aber die Gegenseite begangen, als man ihn erst nach den Midterms in den beginnenden Vorwahlkampf hinein vor Gericht gezerrt hat. Das war einfach zu spät, der Schock des 6. Januars war lange verflogen und Trump konnte sich gegenüber der eigenen Basis gekonnt als Opfer darstellen, was ihm die Vorwahlen gesichert hat.
- Die Wahl 2024 wurde in meinen Augen durch zwei Faktoren entschieden: Bidens Untätigkeit in Sachen Inflation und Migration (in dieser Reihenfolge) sowie seinem unwürdigen Abgang. Es ist davon auszugehen, dass auch gemäßigtere Republikaner wie DeSantis oder Halley gewonnen hätten. Wie deutlich sei dahingestellt, aber das interessiert am Ende nu politisch versierte Menschen.
- Niemand ist heute so wie er mal vor 8 Jahren gewesen ist. Insofern ist die Erkenntnis, dass Trump heute nicht mehr derselbe ist wie in seinem ersten Amtsjahr eine ziemliche Binse. Das was du als Persönlichkeitsveränderung oder Erkenntnisgewinn in Sachen Unantastbarkeit beschreibst ist in meinen Augen schlicht dem Umstand geschuldet, dass er jetzt die richtigen Leute für das hat was er schon 2016 hat durchziehen wollen. Das funktionierte damals nicht, aber er scheint halt aus seinen Fehlern gelernt und ziemlich viele Mängel abgestellt zu haben.
- Ich sehe nicht, dass das was Trump so anstellt am Ende so wahnsinnig extrem, illegitim oder verfassungswidrig ist. Man kann da über jeden Punkt einzeln diskutieren, aber um vllt eines im Sinne der Forumsthematik herauszugreifen: Was ist etwa so furchtbar daran, dass Hegseth das Militär „ideologisch auf Kurs“ bringt? Hat das die Gegenseite nicht gemacht? Der woke Reigen der dort insb unter Biden eingezogen ist wurde politisch genauso gepusht wie die Kurskorrektur von Hegseth jetzt. Das mag vma jeder bewerten wie er will, aber man sollte doch bitte nicht so tun, als ob nicht auch die Demokraten die Streitkräfte als Projektionsfläche für ihre progressiven Gesellschaftsideen gebrauchen.
- Was du als Nepotismus und Personenkult skizzierst ist in meinen Augen der laufenden gesellschaftlichen Wachablösung geschuldet. Politkulturell ist mit Trump erstmals wieder seit Ronald Reagan die Rechte dominierend. Das führt in einer entsprechend zu verortende Administration zwangsläufig dazu, dass im gesellschaftlichen Sinne links geprägte Strukturen geschleift werden. Wer politisch auf der anderen Seite steht sieht in diesem Prozess natürlich eine große Katastrophe, da die mit soviel Hingabe geschaffenen Strukturen untergehen und die allermeisten das so noch nie hatten beobachten können. Ist aber ein sehr normaler Vorgang als Folge eines politkulturellen Umschwungs.
- Was speziell Trumps Umgang mit der Judikative angeht fällt es mir schwer deine Bedenken nachzuvollziehen. Ich sehe nicht, dass die Trump-Admin die Judikative nicht akzeptiert. Noch weniger, dass man sich nicht um die Verfassung kümmert. Was ich sehe sind jede Menge politisch gefärbte Urteile aus niederrangigen Gerichten, die zum allergrößten Teil von höheren Instanzen revidiert werden. Siehe etwa das Theater um die Nationalgarde in Portland, das hier schon zum beginnenden Bürgerkrieg hochgejazzt wurde. Das entsprechende gerichtliche Verbot wurde vom 9th Circuit gestern sang und klanglos aufgehoben. Ein sehr normaler Vorgang.
- Schlussendlich um mich zu wiederholen, mehr Gelassenheit. Es ist der klaren Analyse nicht zuträglich, vermeintlich oder tatsächlich negative Entwicklungen im Sinne eines linksliberalen Weltbildes zu dramatisieren und sich in TDS zu verlieren. Trump ist schlicht ein Politiker, der in Opposition zu den etablierten Strukturen des Staates sein Programm durchzieht. Momentan auch halbwegs erfolgreich. Das ist nicht verboten und in einer Demokratie eigentlich ein sehr heilsamer Prozess, ganz gleich wie man das inhaltlich bewertet.
- Ich gebe die tatsächlich recht, dass die USA zunehmen autokratischer werden. Oder um es neutraler zu formulieren, dem Präsidenten noch mehr Macht zukommen wird. Der primäre Grund hierfür sind allerdings nicht die Machenschaften Trumps sondern eine Legislative die in ihrer Dysfunktionalität ein Machtvakuum generiert, dass die Exekutive schier ausfüllen muss, völlig unabhängig davon wer im Weißen Haus sitzt. Wobei die Dysfunktionalität der Legislative auch nur ein Symptom viel tiefgreifender Entwicklungen ist. Genauso wie Trump selbst. Ich habe dazu meine Sicht in Beitrag 3205 ausführlicher beschrieben.