Gestern, 18:18
(02.09.2025, 11:41)Nightwatch schrieb: Der Schwerpunkt in der Berichterstattung ist weniger einem Glamourfaktor geschuldet als dem Umstand, dass FPVs halt Kameras haben und jeder Treffer propagandistisch über den Äther geblasen wird. Die gescheiterten Angriffe meistens auch nicht, genauswenig die Wirkung anderer Systeme ohne integrierte Kameras.Die Sichtbarkeit spielt natürlich eine Rolle, aber ich würde schon von einem Glamourfaktor sprechen. Bereits im Bergkarabach-Krieg wurde das Zeitalter des Drohnenkrieges eingeläutet, in völliger Verkennung der Schwächen der Armenier in puncto Taktik und Ausrüstung; und seit 2022 kriegen sich selbst viele Experten, die es besser wissen müssten und privilegierten Zugang zu Informationen haben, nicht mehr ein.
Unsere Wahrnehmung ist also erst mal sehr verzerrt, was nicht heißt, dass Drohnen eine erhebliche Wirkung haben.
Die ukrainische Propaganda hat die Drohe zur Wunderwaffe überhöht; im Westen fühlen wir uns nackt, weil wir diese Technologie völlig vernachlässigt haben; der Gedanke an kriegführende Roboter bereitet uns solches Unbehagen, dass schon vor Jahrzehnten Filme darüber gedreht wurden; und gerade in Europa, speziell in Deutschland, werden Drohnen mit gezielten Tötungen, mit Unrecht, assoziiert.
Nicht zuletzt lässt sich die Drohne politisch ausschlachten, z.B. kommt sie in "Expertisen" wie denen von Douglas Macgregor (der letzthin behauptete, die Ukrainer hätten mehrere Millionen Tote zu beklagen), als Grund vor, sich bloß nicht in diesen Konflikt einzumischen.
Nachdem ich alles auswerten konnte, was ich mit Sammelwut und rudimentären Russischkenntnissen im Internet zum Thema vorfinden konnte, glaube ich inzwischen, dass die westliche Wahrnehmung weitgehend falsch ist.
Fazit eins: Drohnen dominieren das ukrainische Gefechtsfeld, weil es statisch ist. Der logistische Footprint ist immer noch so hoch, dass Drohnen im Bewegungskrieg zumindest in absehbarer Zukunft (10-20 Jahre) keine große Rolle spielen dürften. Die Herausforderung wird darin bestehen, künftige Fronten nicht erstarren zu lassen.
Fazit zwei: Drohnen ergänzen das Arsenal der Landstreitkräfte, einstweilen werden sie keine Systeme verdrängen.
Fazit drei: Der größte Vorteil liegt in den Anschaffungskosten gegenüber anderen Waffensystemen und der Kombination von Aufklärung und Wirkung in einer Plattform, die selbst auf Truppebene eingesetzt werden kann.
Fazit vier: Die psychologische Wirkung von Drohnen ist immens und dürfte unterm Strich relevanter sein als die reine militärische Wirkung im Ziel. Sobald der Warnruf "FPV!" ertönt, lassen selbst Infanteristen mit langjähriger Erfahrung, die bei Mörserbeschuss nicht mal mehr zucken, alles stehen und liegen, und suchen den Himmel nach der Bedrohung ab. Drohnen bergen ein immenses Potenzial, das Vorgehen des Gegners nachhaltig zu stören.
(02.09.2025, 11:41)Nightwatch schrieb: Maschinenkanonensysteme machen zum Schutz individueller schwerer Gefechtsfahrzeuge Sinn, auf der Verbandsebene dann mobile Lasersysteme.Laser würde ich eher im Objektschutz platzieren. Der Energieverbrauch der entsprechenden Systeme ist zumindest derzeit so hoch, dass mobile Anwendungen aufgrund ihres logistischen Footprints kaum Vorteile gegenüber herkömmlichen Systemen (z.B. Rohrwaffen) haben dürften.