Krieg im 21. Jahrhundert
Zitat:Du denkst immer nur in der jetzigen Situation in der Ukraine.

Nicht wirklich, auch wenn dieser Vorwurf schon von mehreren erhoben wurde. Ich bin eigentlich viel zu radikal und reformbesessen als dass ich auch nur ansatzweise eine solche Denkweise verfolgen würde. Stattdessen:

Zitat:Es geht darum genau diese zu vermeiden.

wäre genau das mein primäres Ziel, weil es exakt diese Erkenntnis ist, dass man das dem Gegner verweigern muss, was dieser wechselseitig ablaufen lassen möchte, die im Krieg wesentlich ist.

Zitat:Das heißt Räume zu opfern um den Feind zu binden, in Bereichen die er als Riesenraumgewinn nach oben melden kann. Die ihn aber komplett ins leere laufen lassen. Auf der anderen Seite aber den Schwung den er braucht um den Raumgewinn zu erlangen, nutzt um ihn abzuschneiden.

Das ist doch exakt das, was ich schon mehrfach und ausführlich hier beschrieben habe, explizit und insbesondere auch in Bezug auf die Ukraine. Das entspricht doch genau dem was ich seit Jahren diesbezüglich schreibe.

Und genau das meine ich mit der Überbetonung des Raumes - dass man diesen nicht hergeben will, um durch das Freigeben von Raum Manöver zu ermöglichen, exakt mit dem Ziel der Vernichtung der feindlichen Wehrkraft.

Zitat:Aber mit Raum einnehmen und halten funktioniert Manöverkrieg. Es geht hier nicht um den Raum ansich, wie schon beschrieben ist der mir egal. Der Raum ansich ist nur das Mittel um den Gegner aufzureiben.


Exakt was ich schreibe. Im weiteren muss man den Begriff Manöver - genauer gesagt Bewegung, noch weiter denken, und eben nicht nur in Raum. Manöver findet heute vor allem auch in der Zeit statt und auch im Informationsraum.

Es ist doch genau meine Aussage, dass der Raum nur Mittel zum Zweck sein darf, und nicht das Ziel selbst, weil das eigentliche Ziel die Wehrkraft des Feindes sein muss.

Meine Kritik an der Ukraine (wie den Russen) war und ist doch gerade eben, dass hier beide Seiten den Raum als Ziel betrachten, und dies als vorrangiges Ziel selbst vor der Wehrkraft des Feindes. Es geht also dort nicht darum Raum zu verwenden, Raum zu nutzen, sondern Raum zu besetzen, als Selbstzweck.

Das war und ist meine Kritik an dem Geschehen dort.

Wenn ich damit komplett koträr zur Standartliteratur liege, gut dann ist die halt falsch

Als ob Krieg mit Standardliteratur führbar wäre. Falsch und richtig zeigen sich allein im Endergebnis. Aber in Bezug auf unsere Diskussion hier und jetzt meinen wir in Wahrheit durchaus das gleiche.

Wobei ich in Bezug auf die Raumverteidigung hier ja schon oft noch wesentlich weiterreichende Konzepte detailliert beschrieben habe, insbesondere die Netzverteidigung wie sie Brigadegeneral Afheldt zuerst beschrieben hat. Denn wenn du eine Fläche von konventionellen Streitkräften räumst um den Gegner dort hinein laufen zu lassen, so bedeutet dies nicht, dass man nicht zusätzlich dort weiter unkonventionelle Streitkräfte stehen lassen kann, was die Sache für den Gegner noch viel problematischer macht.

Zitat:Es darf kein Grabenkrieg mit Minensperren entstehen. Genau dafür ist der Manöverkrieg da.

In der Ukraine ist es kein Grabenkrieg mehr, weil Gräben dort praktisch nicht mehr haltbar sind. Das Kriegsbild hat sich dort erneut deutlich gewandelt. Und Manöverkrieg auf der kleinsten Ebene findet dort durchaus statt, denn die Russen agieren primär mit Infiltration, was ebenso Manöver ist, nur halt auf der untersten taktischen Ebene.

Zum Problem der Minensperren: die Minenmeere in der Ukraine haben ein Ausmaß angenommen, dass viele nicht verstehen, weil ihnen die gedankliche Skalierung nicht gelingt. Deshalb wurden Bundeswehrsoldaten auch zu Recht von Ukrainern während der Ausbildung hierzulande ausgelacht, als sie als Standard-Doktrin erklärten, dass man Minenfelder einfach umfährt. Die Minenmeere dort kann man nicht umfahren. Insbesondere mechanisierte Streitkräfte können deshalb dort kaum manövrieren.

Zitat: Versteckte den Durchbruch im Erdloch abwartende leichte Infanterie mit Bunkerfaust und MG3, Artillerie mit Cluster

= Netzverteidigung. Wobei das "MG" kein normales MG sein muss, die Infanterie nicht dort, wo das "MG" auf einer Lafette per Kabel ferngesteuert eingesetzt wird (zuzüglich anderer, KI gesteuerter Waffen einschließlich Bodendrohnen welche im Gelände versteckt auf den Feind lauern) und die Artillerie könnte und sollte in Form einer leichten Raketenartillerie in möglichst leichten und kompaketen Einwegbehältern ebenfalls überall im Gelände disloziert versteckt sein, womit sie nicht mehr bewegt werden muss.

Ein roboterisiertes und per Kabel ferngelenktes Gefechtsfeld, ein System maximaler Dislozierung und trotzdem extremer und konzentrierbarer Feuerkraft, in welchem sich aber praktisch nichts mehr bewegt und daher auch keine Bewegung vom Feind aufgenommen werden kann, und dass aufgrund seiner Struktur überhaupt keine sinnvollen Angriffspunkte mehr bietet, geschweige denn Angriffsflächen, weil man das Gesamtsystem in endloser Kleinarbeit abtragen muss und allein dies derart viel Zeit und Ressourcen frisst, dass man deswegen nirgends mehr voran kommt, während man verblutet.

Die Infanterie feuert daher nicht aus dem Bunker mit einem MG, sondern bedient eine Art Metal Storm System mit Granaten per Kabel aus sicherer Distanz, während sie komplett unter der Erde bleibt. Und statt Raketenwerfer selbst abzufeuern, sind diese im Boden senkrecht eingegraben, nicht aufspürbar und auf eine Reihe Ziele voreingestellt abfeuerbar, ebenso aus der Distanz. Dazu noch Drohnen, Minen und vieles mehr und schon wird es sich der Gegner überlegen, ob er überhaupt in den von konventionellen Truppen freien Raum eindringen kann, ohne genau dadurch seine Vernichtung herbei zu führen.

Dieses System wäre im weiteren über gewaltige Flächen ausdehnbar und dies zu geringen Kosten und würde selbst einem Angriff mit taktischen Nuklearwaffen problemlos standhalten, weil es keinerlei Ziele für Nuklearwaffen bietet. Es wäre noch darüber hinaus günstiger als die aktuellen konventionellen gepanzerten Großkampfverbände.

Und es wäre nicht offensiv-fähig, was es ermöglichen würde massivste Aufrüstung in unmittelbarer Nähe zum Gegner zu betreiben, ohne einen Präventivschlag von diesem dadurch zu provozieren, bis es für den Gegner praktisch zu spät ist, und unsere Raum für ihn konventionell nicht mehr eroberbar ist.

Solche Konzepte habe ich schon vor vielen Jahren beispielsweise fürs Baltikum vorgeschlagen, schon viele Jahre vor dem Ukrainekrieg.

Mir wäre ein Knotenpunkt den ich mit wenigen Mitteln halten kann durch geografische Gegebenheiten, aber gerade mal 5000 Einwohner hat, mir aber See, Bahn und Autobahnkreuzverbindung gibt zehnmal so viel wert wie eine Großstadt ohne Nutzen.

Absolut richtig. Zumal man solche Großstädte auch zu einer regelrechtem Falle für den Gegner umbauen kann, insbesondere wenn dieser von Raum-zentrischen Strategien besessen ist. Der Besitz der Großstadt wird damit für ihn schnell zum Problem, insbesondere weil die Infrastruktur von Großstädten so labil ist und leicht dann von außen ausgeschaltet werden kann (Strom, Trinkwasser etc) und man die Bevölkerung in der Stadt dann zu einem Problem für den Gegner machen kann, zuzüglich der üblichen Methoden wie mit Sprengladungen vorpräparierter Häuser mit Zeitzünder, urbane Guerilla etc etc

In diesem Kontext habe ich schon öfter das Konzept der offenen Städte als einen möglichen Teil einer Strategie beschrieben und wie man Offene Städte für sich nutzen kann, um dem Gegner damit ein Ei zu legen.
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