25.08.2025, 12:46
Zitat: Die Quadratur des Kreises ist es hier deshalb immer, die rein militärische Logik und die politischen Umstände in Übereinklang zu bringen, darin besteht das Problem. Natürlich gibt es echte oder vermeintliche politische Notwendigkeiten, ganz viel aber in der rein politischen Ebene beeinträchtigt die militärisch-strategische Ebene negativ, und genau deshalb unterscheide ich derart scharf zwischen diesen beiden.Weitgehende Zustimmung zu dem allermeisten hier. Ich würde es aber eingeschränkter beschreiben wollen: Das Bestreben politische Umstände überzubetonen wird dann ein Problem, wenn es unter Ausblendung von bzw. im Widerspruch zu militärischen Realitäten geschieht. Gleichzeitig müssen militärische Handlungsabsichten eingebettet politisch eingebettet sein, um überhaupt militärische Handlungsfähigkeit herzustellen bzw. zu erhalten.
Insofern wäre es durchaus vertretbar bzw. auch geboten Schwerpunkte der Zwangsrekrutierung nach politischen Überlegungen zu setzen und bestimmte Gebiete zu verschonen wenn ein alternatives Vorgehen die politische Basis der Regierung zusehr zu erodieren droht.
Andererseits ist das Seitens Zelenskys promotete Mindset zur Verzettelung der Kräfte nicht zu rechtfertigen. Eine difuse politische Motivation (Hurra wir befreien auch gleich Bakhmut! Auf zum großen Sieg an allen Fronten! Kein Quadratmeter vor Kharkiv an die Russen!) führte dazu, dass man die realen Kräfteverhältnisse ausblendete und im Süden völlig unzureichend mit zwei Brigaden im Schwerpunkt antrat. Hinzukommend noch, hätte man im Süden erfolgt gehabt wenn man alles dorthin geworfen hätte, hätte man das Schwarze Meer erreicht usw. usf. dann hätte es hinsichtlich des politischen Nutzen exakt gar keinen Unterschied gemacht, ob man Bakhmut befreit hätte oder nicht. Es verbockte politische Grundsatzentscheidung die (wie es dann halt auch immer gerne passiert) noch militärische Rechtfertigungen gesucht und gefunden hat. Wie so oft sollte man daraus lernen, dass das Politische die Operative Ebene nicht erreichen darf. Zumindest in Konflikten dieser Größenordnung zwischen Near-Peers.
Der vorangegangene Haltebefehl in Bakhumt kann unter den gleichen Gesichtspunkten bewertet werden. Richtig und sinnvoll solange das Austauschverhältnis dort günstig gewesen ist, falsch sobald die Niederlage nur noch unnötigerweise aus politischen Gründen hinausgezögert wird.
Zur Gegenoffensive und ihrem Scheitern aufgrund mangelnder Konzentration gibt es übrigens hier eine sehr gute Zusammenfassung: https://www.deadcarl.com/p/a-retrospecti...Share=true
Zitat:Erfolge auf dem Schlachtfeld sind nämlich nicht nur in Quadratmetern herstellbar, sondern beispielsweise auch darin, dass man die Wehrkraft des Feindes tatsächlich vernichtet. Die Quadratmeter ergeben sich dann daraus im weiteren ganz von selbst.Das ist schon richtig aber die Situation heute ist jetzt wie sie ist. Die Frage ist nun, wie die mittlerweile durch Bevölkerung (und dem Ausland) wahrgenommene Perspektivlosigkeit durchbrochen werden kann wenn man nicht auf die Alternative des Trumpschen Diktatfriedens eingehen möchte. Ein neues Kharkiv 22 wäre hier eine Antwort, zu der es aber halt den entsprechenden militärischen Fähigkeiten und wichtiger, den Willen sie einzusetzen benötigt.
Hätte man den Russen viel größere Verluste bei viel geringeren eigenen Verlusten zugefügt - was möglich gewesen wäre - dann wäre nämlich hier und jetzt die von dir genannte Perspektivlosigkeit eben nicht so gegeben.
Zitat:Es gibt im Krieg einfach Kipppunkte, an denen dann selbst das größte militärische Genie nichts mehr weiter ausrichten kann, als den Gesamtzustand irgendwie zu verwalten. Ab solchen Kipppunkten ist es kaum noch möglich, die Lage herum zu reißen und meiner Ansicht nach hat die Ukraine einen solchen Kipppunkt dieses Jahr erreicht.Wenn ich einen Kippunkt suche würde ich ihn eher der Ablösung Zaluzhnyis und der anschließenden Kurskoffensive 2024 ansetzen. Wieder ein rein politisch getriebenes Vorhaben, mit dem man signalisierte, dass es nur noch darum ging die eigenen Karten in kommenden Verhandlungen zu verbessern.
Rein die militärische Lage ist vom politischen Nichtwillen getrieben. In der Ukraine durch die Weigerung die notwendigen personellen Kräfte einzuziehen und im Westen das notwendige Material zu liefern. Ausschlaggebend ist letzteres, ein Aufwuchs der AUF macht nur Sinn wenn die notwendige Ausrüstung vorhanden ist. Und die kommt halt nicht weil man im Westen nie über die Ukraine darf nicht verlieren hinausgekommen und die jetzige Situation mit dieser Prämisse voll konform geht.