Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
BenStöger:

Zitat:Darf man in Westeuropa die Frage stellen, ob das nicht das Ziel des organiserten Islamismus ist?

Hat der Islamismus hierzulande überhaupt reale praktische Ziele die über nebulöse Absichten im allgemeinen hinaus gehen?

Ist der Islamismus hierzulande ausreichend organisiert ?! Sind die höchst verschiedenen islamistischen Gruppen ausreichend geeint? Wäre eine Einigung unter bestimmten Umständen denkbar? Wird die islamische Bevölkerung überhaupt einen ausreichenden Anteil hierzulande erreichen? Wird sie sich durch eine feindliche, islamistische Organisation ausreichend unterwandern und einnehmen lassen?

Die Herrschaft des Islam - DAS Kalifat (welches?) - die Herrschaft der Scharia - usw. sind ungeeignete Ziele und genügen nicht ansatzweise um als Insurgent erfolgreich zu sein. Es geht immer um ganz konkrete, reale, praktische Handlungen, und die Ausbreitung konkreter Strukturen.

Wenn die Vorstellungen der Islamisten, was DER Islam ist, zu weit auseinander klaffen, ethnische, kulturelle, sozialkulturelle und sonstige Unterschiede der verschiedenen Gruppen von Muslimen nicht ausreichend überwunden werden können, dann wird es für eine feindliche islamistische Organisation sehr schwer werden, eine entsprechende Schattenregierung / Parallelregierung aufzubauen.

Man könnte nun darauf verweisen, dass es ja bereits entsprechende Parallelgesellschaften gibt. Scharia-Richter und Imane anstelle des demokratischen Rechtsstaates Urteile fällen und Recht sprechen, also entsprechende Parallelstrukturen bereits vorhanden sind.

Nur müssen diese auch organisiert werden, zentral geführt werden, auf ein Ziel hin ausgerichtet werden. Dafür genügen höchst abstrakte ungefähre Maximalziele (Kalifat) keineswegs.

Man könnte es überspitzt so sagen, dass hier und jetzt noch zu viele verschiedene, zu stark unterteilte Parallelgesellschaften vorhanden sind.

Ob und inwieweit sich das ändern wird ist schwer zu sagen. Das hängt von einer immensen Vielzahl von Faktoren ab, von der wirtschaftlichen Entwicklung bis zur Entwicklung komplett anderer Gruppen hierzulande.

Aber nehmen wir einmal an, eine feindliche islamistische Organisation würde alle Voraussetzungen als Insurgent erfüllen können und ein entsprechender Aufstand ausbrechen. So wäre diese aufgrund der Struktur der Bevölkerung stark an die Städte gebunden. Es wäre eine Urbane Guerilla.

Und gerade Betz stellt immer wieder sehr schön dar, dass die Städte in einem solchen Szenario empfindlicher sind und viel leichter ausschaltbar. Die Machtübernahme in einer Stadt führt daher keineswegs zum strategischen Vorteil, sondern bedingt strategische Nachteile. Im Land außerhalb der Städte aber werden auch in Zukunft die Rahmenbedingungen nicht so sein, dass dort eine islamistische feindliche Organisation sich wird durchsetzen können.

Im übrigen bedingt selbst eine (mal rein theoretisch angenommene) Bevölkerungsmehrheit keineswegs, dass sich der Insurgent durch die Zugehörigkeit zur Bevölkerungsmehrheit automatisch durchsetzen muss.

Rhodesien ist beispielsweise ein Extrembeispiel dafür, wie selbst eine extrem kleine Minderheit gegen den erklärten Willen einer absoluten Mehrheit fast den Sieg als Konterinsurgent erlangen kann, was hier nur aufgrund einiger weniger besonderer strategischer Umstände nicht gelang. Da hätte ganz wenig gefehlt und der Konterinsurgent hätte schlussendlich gegen 92% der Bevölkerung gesiegt. So weit wird es hier in Mitteleuropa aber nie kommen, respektive ich halte eine solche Bevölkerungsverschiebung aufgrund der massiven Einwanderung auch anderer Gruppen und deren Demographie für sehr unwahrscheinlich.

Das Ziel "des" Islamismus (ich lasse den Begriff organisiert mal bewusst weg) ist natürlich die Scharia respektive das Kalifat. Aber schon da fängt es an, dass verschiedene Strömungen von Islamisten darunter verschiedenes verstehen, dass Sektierertum und mangelnde Einheit die Islamisten stark behindern und dass alles viel zu unkonkret, zu wenig durchdacht, viel zu wenig strategisch ist. Statt konkreter Pläne hat man nur diffusen dumpfen Glauben, dass man irgendwie schon irgend etwas erreichen wird.

Das ist völlig unzureichend um als Insurgent erfolgreich zu sein.

Natürlich ist in Zukunft massenhafter Terrorismus eine mögliche Folge, wobei man das übrigens nicht allein auf Islamisten beschränkt sehen darf. Auch von Rechtsextremisten könnte es solchen geben. Aber dieser Terrorismus bedeutet keineswegs die Niederlage des Konterinsurgenten nur weil der Feind ein Fanatiker / Überzeugungstäter / religiös motivierter Idealist ist.

Es ist in Wahrheit schier unvorstellbar schwer einen Aufstand zu starten (dafür benötigt man viele ganz spezifische Umstände die alle zugleich vorliegen müssen). Es ist noch viel schwerer einen Aufstand am Leben zu erhalten und auszuweiten. Und es ist nochmals schwieriger ihn überhaupt zu gewinnen.

Man hat hier heute - gerade im Westen - eine völlig falsche Perspektive, in welcher die Insurgenten stark erscheinen, und ein Aufstand / Guerillakrieg usw. nicht gewinnbar erscheint. Tatsächlich aber ist es exakt umgekehrt.

Und es ist genau diese defätistische, bürokratische Mentalität im Westen, welche es dem Feind (wer auch immer dieser dann sein wird) überhaupt erst ermöglicht ernsthaft eine solche Entwicklung anzustoßen. Wenn es irgendwann zu solchen bürgerkriegsartigen Unruhen und einer Guerilla im Inneren kommen wird, so wird der Anfang und dass diese Entwicklung dann außer Kontrolle geriet ganz allein unser Verschulden sein.

Der Westen TM ist sich selbst nicht ehrlich genug in folgender einfacher Frage:

Sollen wir unser strategisches Ziel erreichen ?

Wenn die Antwort darauf ja ist, müssen wir die notwendigen Konsequenzen akzeptieren.
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RE: David Betz - Der Bürgerkrieg erreicht den Westen - von Quintus Fabius - 14.07.2025, 13:43

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