10.07.2025, 09:58
(10.07.2025, 00:20)Broensen schrieb: Ohne jetzt auf die Details konkreter Systeme eingehen zu wollen: Es gäbe bspw. die Möglichkeit, das gleiche Radar beim Zerstörer als fixed Panel zu verbauen und bei der Fregatte in einer rotierenden Variante.Die Möglichkeit (wenn wir von einem neu entwickelten System reden) ja, aber ich sehe den Grund nicht.
Rotierende und Fixed Panel Arrays haben beide ihre vor- und Nachteile, für kurze und mittlere Wirkdistanzen bieten sich Panels aufgrund der höheren Update-Rate aber deutlich mehr an. Zwar sind sie dabei auch platzintensiver, aber das ist bei modernen Fregatten (egal welcher größenklasse) eigentlich kein Problem mehr.
Ein entscheidender Nachteil bei rotierenden Arrays ist aber, dass wenn man nur darauf baut, die Einheit seine 360° AAW Befähigung verliert wenn sie BMD betreibt, das Radar bleibt dabei ja „stehen“. Das ist ja gerade der Vorteil am SeaFire, Panel MM Radar für ASuW, AAW und terminates BMD, aber klein genug, dass es selbst auf 4.500t Fregatten passt.
Beim Major Air Defender hingegen ist ein potenteres BMD Radar vonnöten um nicht nur Eigen- sondern auch Verbandsschutz gegen hochkarätige Effektoren zu betreiben. Und da macht ein rotierendes Array (bspw das SMART-L) eben Sinn, weil BMD und AAW Radar in diesem Konzept getrennt sind, das rotierende BMD Radar dann im Sektor Mode arbeiten kann ohne, dass das Schiff sonst „blind“ ist. Heißt wenn eine BMD Bedrohung erkannt wird, wird diese vom BMD Radar verfolgt während das AAW Radar die Aufgaben im 360° Air Defense übernimmt.
Das kann man auf der kleineren Fregatte aber vermutlich nicht reproduzieren, weil diese nicht über den Energieoutput verfügen wird und das hinzukriegen (jedenfalls wenn wir bei 7.000t bleiben wollen). Und dank SeaFire brauch sie es auch nicht, deswegen rate ich von diesem Ansatz ab.
Zitat:Eine multinationale Kooperation im klassischen Sinne wird da im Schiffsbau nicht funktionieren. Damit haben sich ja FR+IT schon schwer getan und die sind da sehr viel pragmatischer als wir und unsere möglichen Partner.Meine Idee diesbezüglich hatte ich ja schon mal angedeutet und ich arbeite da gerade noch dran, aber persönlich halte ich dabei einen „Open Hull“ Ansatz für die beste Möglichkeit ein solches Projekt erfolgreich zu führen.
Daher würde ich das eher als deutsches Projekt sehen, dem sich Partner anschließen können. Und gerade dann ist es von enormen Wert, wenn Zerstörer und Fregatte die gleichen Systeme verwenden, weil eben kleinere Nationen dann auf die Fregatte ausweichen können, ohne auf Fähigkeiten grundlegend verzichten zu müssen. Oder eben auch beides beschaffen können, trotz geringer Stückzahlen.
Verschiedene Staaten verfolgen verschiedene Doktrinen und haben verschiedene Anforderungen an eine Einheit in diesem Wirkbereich, deswegen würde ich gar nicht versuchen, allen Beteiligten identische Schiffe aufzuzwingen.
Stattdessen würde eine Art FREMM oder MEKO-Ähnliches „Grundschiff“ erarbeitet werden, dass im Baukastenprinzip je nach Marine angepasst werden kann.
Hülle, Maschinen, Ruderanlage, Layout, innere Systeme usw wären bei allen Nutzerstaaten gleich, die BMD-fähige Radarsensorik und das einheitliche CMS bspw ebenfalls. Der Rest ist aber Sache der jeweiligen Marine.
Anstatt sich zwischen einem AE und einem Thales Sonar für alle zu entscheiden, verfügt diese Open Hull einfach über Bauraum an der Stelle in der sich jeder einrüsten kann, was er will.
Anstatt Diskussionen über RWS und CIWS Systeme zu führen verfügt die Open Hull einfach über fixe bolt-on weapon Spots auf die jeder stellen kann was er will.
Anstatt über die Anzahl der VLS Zellen zu diskutieren, verfügt die Open Hull einfach über Bauraum bis bspw 112x Zellen und jeder rüstet sich so viel ein wie er möchte.
Willst ein Thales EO oder ein Rheinmetall EO oder doch lieber eins von BAE? Hier ist ein Platz mit einem Anschluss, stell drauf was du möchtest.
Willst lieber CAMM statt IRIS-T? Hier, kompatibles EuroVLS und EuroCMS, steck rein was dein Herz begehrt.
Ich würde behaupten, dass das 90% des „Scheiterpotenzials“ von europäischen Projekten im Keim erstickt, weil jeder Beteiligte seine strategischen, politischen und industriellen Interessen und Flausen auf dieser Open Hull weitestgehend ungestört umsetzten kann.
Gleichzeitig weisen die verschiedenen Schiffe aber eine relativ hohe Kommunalität auf, weil die „Base Hull“ und der Großteil der Bordsysteme gleich ist, vermutlich wird die bei etwa 60-75% liegen, wodurch man trotzdem einen Skaleneffekt erleben wird.
Dazu lässt sich dieser Ansatz wunderbar in der vor einziger Zeit angesprochen Dachorganisation für europäische Rüstungsprojeke organisieren, die dann bspw für Planung und Support der gesamten „Base Suite“ verantwortlich sein kann und bspw auch bei der Integration von Länderwünschen in Bordsysteme und CMS helfen kann.
Die „Base Hull“ (ohne EuroCMS auf das ich ein Exportverbot für nicht-europäische Kunden legen würde) wird zudem aufgrund ihrer flexiblen Austattungsmöglichkeiten exportpotenzial haben, ähnlich wie die MEKO Schiffe jetzt. Wer also einen Major Air Defender für kleines Geld haben will wäre bei dieser Adresse gut aufgehoben.
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@Falli75
Zitat:Das Grundkonzept ist natürlich bestechend. Ganz im Sinne der WK2 Zerstörer und Geleitzerstörer. Eine Turbine raus dafür mehr Bunker, bei langsamerer Geschwindigkeit und Allroundbewaffnung gegen Geleitwaffen ersetzen.Genau das ja nicht.
Im modernen Sinne also eine Plattform in leicht verschiedenen Größen. Ein statt zwei Helis. Weniger VLS, statt großem Flugkörper den kleineren, statt zwei Schleppsonaren nur eins, statt Heck Bootsrutsche und zwei Bootsbuchten an der Seite nur Heckrutsche, aber gleiche Sensoren und allgemeiner Aufbau. Durch kürzere Länge braucht es mehr Leistung, also kann Antrieb der gleiche bleiben.
Beide Einheiten sind volldimensional durchsetzungsfähig, aber in verschiedenen Sensor- und Effektortiefen und Größen um für verschiedene Aufgabenprofile besser geeignet zu sein.
Es sind beides Lastwagen sozusagen, die beides das tun sollen, was Lastwagen tun. Aber die Mehrzweckfregatte ist eben ein 8x8, der Major Air Defender ein 10x10.
Es gibt keinen Grund nur 1 statt 2 Hubschrauber auf einer 7.000t mitzuführen oder den VLS wieder nur auf Selbstverteidigung auszulegen. Die ASW Suite ist auf beiden Einheiten ebenfalls identisch. Das muss man nicht künstlich beschneiden, Platz und Grund sind da.
Genau von diesem „high-low“ mix will ich ja weg, weil es mMn völlig sinnfrei ist, eine Flotte von 16x Fregatten zu unterhalten von denen jeweils nur 6x für ein bestimmtes Aufgabenprofil geeignet sind.