Strategie & Taktik
#7
Allgemein:

Zitat:Die mechanisierte Kriegsführung (mit dem Primärziel Durchbruch) ...... als dominierende Kriegsform

Ich greif diesen Satz mal für eine allgemeine Anmerkung auf: das heißt die Antwort richtet sich nicht primär an dich und ist keine Kritik an deinen Ausführungen, sondern nur eine Ergänzung derselben:

Der Durchbruch als Ziel ist genau der Denkfehler welchen ich so oft schon über viele Jahre kritisiert habe. Nicht weil es grundsätzlich falsch wäre einen Durchbruch anzustreben (was übrigens auch ganz ohne mechanisierte Kräfte gehen würde !), sondern weil er als Ziel definiert wird. Er wird zum Selbstzweck. Er ist nicht mehr eine Merthode, ein Mittel zum Zweck, ein Teil eines größeren Prozesses, sondern für zu viele wird er zum Ziel selbst. Ich weiß dass der Satz hier nicht einmal so radikal gemeint war, aber tatsächlich ist dies bei zu vielen Soldaten inzwischen tatsächlich das Gedankengut: man muss den Durchbruch erzielen, dann siegt man - dadurch.

Das wäre also mal der erste Schritt sich gedanklich von diesem Satz zu lösen. Weder ist das Primärziel mechanisierter Kriegsführung der Durchbruch, noch benötigt man für den Durchbruch zwingend mechanisierte Verbände. Aber auch umgekehrt kann ein Durchbruch ein Baustein sein, welcher mechanisierte Kriegsführung ermöglicht, sinnvoll macht oder was auch immer.

Das wesentlichste aber in diesem ganzen Prozesse ist niemals der Durchbruch, denn dieser ist immer nur eine Übergangsphase, eine Transition. Sondern das wesentlichste ist die Explorierung des Durchbruch.

Und ursprünglich sollte die Explorierung des Durchbruches das primäre Ziel mechanisierter Kräfte sein, nicht der Durchbruch selbst. Gerade eben deshalb gab es so viele Konzepte den Durchbruch mit Artillerie und Infanterie zu erzielen (!) und dann die mechanisierten Kräfte welche an dem Durchbruch gar nicht beteiligt waren diesen ausnützen zu lassen. Diese Anordnung, dass die mechanisierten Kräfte den Durchbruch gar nicht selbst durchführen ist heute in Vergessenheit geraten.

Oder es gab schwere Panzer für den Durchbruch und leichte Panzer getrennt von diesen für die Exploration desselben (beispielsweise in der Doktrin von Tuchatschewski und entsprechender sowjetischer Doktrin welche sich daraus entwickelte).

Erst als man aufgrund der Bedrohung durch Atomwaffen anfing die gesamten Streitkräfte zu mechanisieren, und mit dem MBT Konzept welches die Typenvielfalt der Kampfpanzer im Kalten Krieg ersetzte, ging man dazu über, mit den gleichen Typen / Arten von Kräften den Durchbruch zu suchen, mit denen man diesen dann auch explorieren wollte. Das ist also eine Folge der spezifischen Umstände des Kalten Krieges, in welcher man anders die notwendigen Massen gar nicht anders hätte bereit stellen können.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass mechanisierte Kriegsführung und Luftkriegsführung eigentlich Hand in Hand gehen müssen, so eng verbunden und so eng verzahnt, dass sie überhaupt nicht ohneeinander gedacht werden können und so auch nicht gedacht werden sollten.

https://www.airuniversity.af.edu/Portals...ARFARE.pdf

Zitat:Schwer gepanzerte Kräfte waren nie Kriegsentscheidend. Sie entscheiden nicht mal den Ausgang einer Schlacht.

In diesem Kontext, insbesondere in Bezug auf den Bewegungskrieg sollte man darauf verweisen, dass die deutsche Panzerwaffe zur Zeit ihrer größten Erfolge in der Manöverkriegsführung auffallend leicht war. Die deutschen Panzer im 2WK waren selbst nach damaligen Maßstäben querschnittlich sehr leicht gepanzert und querschnittlich leichter als die der Gegner ! Und man sollte auch an dieser Stelle auf den Verbund von Luftwaffe und Panzerwaffe während der großen Anfangserfolge der Deutschen verweisen, was sich so im weiteren durch die Kriegsgeschichte fortgepflanzt hat.

Zitat:Eine Luftwaffe ist wesentlich flexibler, mobiler und die Kosten pro Einsatz sind wesentlich geringer.

Darüber hinaus sind wir im Bereich der Luftwaffe unseren Gegnern (mit der Ausnahme West-Taiwans) so weit davon geeilt, dass diese dort für geraume Zeit nicht mehr hinterherkommen werden. Das ist also eine Stärke von uns, welche wir daher noch konsequenter explorieren müssten, statt sich da auf unseren Lorbeeren auszuruhen.

Zitat:Mit mechanisierter Kriegsführung ist der frontale Panzerangriff, mit dem Ziel die feindlichen Verteidigungslinien zu durchbrechen, gemeint. So kann man es definieren.

Aber genau so sollte man es eben nicht definieren !

Das Ziel mechanisierter Truppen sollte gerade eben nicht der frontale Angriff sein (Patton verbot beispielsweise frontale Angriffe seiner Panzer grundsätzlich). Das Ziel mechanisierter Truppen sollte nicht einmal der Durchbruch sein. Das eigentliche Ziel mechanisierter Verbände müsste eigentlich ganz anders definiert werden, und viel weitreichender (wortwörtlich wie übertragen).

Die wirkliche relevante Phase aber ist ohnehin die Exploration, alles andere arbeitet dieser nur zu.
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