05.07.2025, 21:14
Mit dem kommenden BRICS-Gipfel, dem Abwesenden russischen Präsidenten und den Widersprüchen der wichtigsten Gründungsstaaten befasst sich dieser Artikel:
Zitat: „Für Russland geradezu absurd“: Zwei Experten erwarten Dämpfer für Putin beim BRICS-GipfelKopie hier
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Wenig BRICS-Gemeinsamkeiten:
„Für Russland ist das geradezu absurd, weil es gegen jegliche Inklusion im eigenen Land vorgeht und das Interesse auf Geopolitik und Militärmacht liegt – notfalls auf Kosten der eigenen Bevölkerung“, erklärt der Experte für politische Ökonomie: „Insofern zeigt auch der aktuelle Gipfel die Unterschiedlichkeit der Mitgliedsstaaten. Ich erwarte dementsprechend keine großen inhaltlichen Durchbrüche.“Brasiliens und Indiens Schwerpunkt sind für Russland „geradezu absurd“
Inhaltlich werden gravierende Unterschiede deutlich. Brasilien setzt bei seinen Gipfel-Themen stark auf inklusives und nachhaltiges Wachstum und moderne Technologie wie KI. „In Ländern wie Brasilien und Indien gibt es eine jahrhundertelange Tradition von Entwicklungsstaatlichkeit mit dem Ziel, Menschen aus der Armut holen zu wollen“, sagt Hoppe (Anm. Sebastian Hoppe vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien - ZOiS).
„Es wird gerne argumentiert, hier bilde sich politisch der globale Süden zu einem Block gegen den Westen. Das ist ökonomisch nicht haltbar. Die BRICS-Staaten sind kein eigener Block, sondern ein zusätzliches Netzwerk, das die Weltwirtschaft ergänzt und sich dort integriert“, so der Experte.
„Dass ihre Teilnehmer darüber nachdenken, ihre Handelsbeziehungen zu vereinfachen, bedeutet nicht, dass Länder wie Indien, Brasilien, China und Südafrika die Beziehungen zu den westlichen Ländern abbrechen – eher im Gegenteil. Das Handelsvolumen zwischen der EU und China, zwischen Brasilien und der EU nimmt weiter zu“, sagt Hoppe. „Ich sehe hier starke ökonomische Verflechtungen, die Separierung und Blockbildung widersprechen.“
Maihold (Anm. Politikwissenschaftler Günther Maihold von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Experte des Lateinamerika-Instituts der Freien Universität Berlin) pflichtet bei: „Gerade Staaten wie Brasilien, Südafrika und Indien haben kein Interesse daran, in eine Systemkonfrontation hineingezogen zu werden und sich zwischen USA und Russland entscheiden zu müssen.“
Nächster BRICS-Fehlschlag für Putin? Zu viele Hürden für gemeinsame Währung
Das gilt wohl auch für die Suche nach einer gemeinsamen Währung als Alternative zum Dollar. „Der Handel der BRICS-Staaten ist primär ein bilateraler Handel mit China, weil es das eindeutig größte und international aktivste Handelsimperium ist“, sagt Maihold. Darum sei Russlands Forderung nach einer eigenen BRICS-Währung der Versuch Russlands, sich für Unabhängigkeit vom Dollar zu positionieren. China habe aber mehr Gewicht und ein größeres Interesse daran, die eigene Währung zu stärken, sind sich die Experten einig. „Das heißt nicht, dass die Zentralbanken nicht auf niedrigem Niveau im Handel kooperieren werden, aber für eine gemeinsame BRICS-Währung gibt es zu viele widersprechende Interessen und Hürden“, sagt Hoppe.
Entscheidend werden bei dem Gipfel Maihold zufolge eher die drei Staaten Brasilien, Indien und Südafrika. „Sie haben die einmalige Chance, in Abwesenheit von Russland und China ein paar Pflöcke einzuschlagen und eigene Schwerpunkte zu setzen, um sich als aufstrebende Nationen unabhängig vom Einfluss Chinas oder Russlands zu präsentieren“, sagt Maihold.