03.07.2025, 15:15
Ich pack's mal hier rein, weil es um die Plattform Leopard 2 bzw. deren Zukunft geht:
Wenn Rheinmetall hier eine eigene "Leopard-2-kompatible" Wanne auf den Markt bringen würde, was hieße das dann konkret?
Für mein Verständnis wäre das nur dann möglich, wenn sie es schaffen würden, ein Wanne zu entwerfen, die zwar einerseits sämtliche für aktuelle Leo2-Derivate verwendeten Grundkomponenten von Zulieferern (Antrieb, Laufwerk etc.) unverändert aufnehmen und von ihrer Geometrie her auch als Grundlage der von Rheinmetall angebotenen Leo2-Umbauten (wie eben dem BPz3) dienen könnte, während sie andererseits keinen Rechten von KMW widerspricht. Das erscheint mir erstmal eine Herausforderung.
Allerdings hat Papperger ja schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass Rheinmetall die Rechte an einem alten Entwicklungsstand des Leo2A4 hätte. Wenn das stimmt, könnte man natürlich darauf basierend so eine Modernisierung deutlich einfacher herstellen, insbesondere hinsichtlich der erforderlichen Unterschiede zur aktuellen KNDS-Wanne. Ein Rechtsstreit bleibt jedoch sicher.
Für die Kunden hätte das sowohl Vor- als auch Nachteile. Zum einen gäbe es zwei nicht untereinander beliebig austauschbare Leo2-Wannen, weil ggf. z.B. ein Leo2A8 nicht ohne Anpassungen zu einem BPz3A2 umgebaut werden könnte und evtl. auch kleinere Unterschiede in der Instandhaltung auftreten könnten. Andererseits würde es die Konkurrenz zwischen KNDS und Rheinmetall verstärken, was natürlich Preisvorteile mit sich bringen kann.
Extrem relevant wird das aber mMn für den KF51 Panther. Denn der baut ja wohl auf der Abwandlung einer Leopard2-Wanne auf. Wenn es sich dabei um eben diese, vermutlich auf dem alten Leo2A4 basierende, neue Rheinmetall Leo2-Wanne handelt, dann wäre der KF51 logistisch ein Leo2 und somit direkt sehr viel interessanter für die LeoBen-Gemeinschaft und solche, die erst noch Teil davon werden wollen.
Für KMW hingegen wäre das fatal. Die Einbindung in KNDS scheint sich langfristig gesehen nicht unbedingt auszuzahlen, wie man mMn u.a. aus dem Scheitern der geplanten Kooperation mit den Italienern in der Ariete-Nachfolge ablesen kann. Entsteht nun noch die Möglichkeit, neue gebaute, Leopard-2-basierte Panzer zu beschaffen, ohne dafür bei KMW vorstellig werden zu müssen, wäre das der Verlust einer Gelddruckmaschine.
Zitat:Bergepanzerbeschaffung der Bundeswehr – Zweikampf oder doch strategischer Dreikampf? (Hartpunkt)Das eigentliche Thema hatten wir schon an anderer Stelle, hier ist für mich jetzt der Aspekt dieser neuen Wanne viel relevanter.
Die jüngsten Ereignisse rund um die aktuelle Bergepanzerbeschaffung der Bundeswehr, bei der zwei an die Ukraine abgegebene Bergepanzer 3 Büffel sowie 21 Bergepanzer 2 ersetzt werden sollen, schlagen hohe Wellen. Ausgangspunkt ist die kolportierte Entscheidung der Bundeswehr, die 23 Bergepanzer mittels einer Direktvergabe durch eine modernisierte Variante des Bergepanzers 3 Büffel von Rheinmetall ersetzen zu wollen, die in einem Brandbrief der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) an Abgeordnete des Bundestages kritisiert wird, hartpunkt berichtete.
FFG fordert in dem Brandbrief die Möglichkeit eines Wettbewerbes, da es seine eigene Bergeplattform Wisent 2 als das bessere Angebot betrachtet. FFG zufolge soll der Wisent 2 nicht nur die Forderungen der Bundeswehr besser erfüllen, er soll im Vergleich zu dem Bergepanzern 3 A2 – so die korrekte Bezeichnung des modernisierten Büffels – schneller lieferbar sein und ungefähr die Hälfte kosten.
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bei der aktuellen Bergepanzerbeschaffung geht es nicht, wie in dem FFG-Brandbrief zu lesen ist, ausschließlich nur um die nun zum Kauf anstehenden 23 Bergepanzersysteme, die – dieser Teil ist im Brandbrief nicht enthalten – als Präjudiz für ein viel größeres Beschaffungsvorhaben dienen könnten: In den nächsten Jahren wird gut informierten Kreisen zufolge ein weiteres Vorhaben erwartet, bei dem rund 100 zur Ausmusterung vorgesehene Bergepanzer 2 durch eine neue, leistungsfähigere Bergeplattform ersetzt werden sollen.
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Entgegen der landläufigen Auffassung, wonach es in Deutschland drei Panzerbauer – FFG, Rheinmetall und KNDS Deutschland – gibt, ist es streng genommen nur ein einziger. Denn der einzige fertigentwickelte und in den Streitkräften eingeführte moderne Kampfpanzer deutscher Bauart ist der Leopard 2. Rheinmetall liefert hier zwar wichtige Komponenten wie beispielsweise die Waffenanlage zu, entwickelt wurde der Panzer jedoch von ehemals Krauss-Maffei Wegmann, nun KNDS Deutschland. Auch die Rechte an der Panzerwanne, welche als Basis für alle auf dem Leopard-Chassis aufgebauten Unterstützungsfahrzeuge – wie beispielsweise dem Büffel und Wisent 2 – dient, liegen bei KNDS Deutschland.
Will ein Panzerbauer also ein neues Fahrzeug der Leopard-2-Familie auf den Markt bringen, muss er eine alte Wanne eines bereits in Nutzung befindlichen Leopard 2 nutzen oder bei KNDS eine neue Wanne bestellen.
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Beobachter gehen davon aus, dass der von FFG kolportierte Preis des Bergepanzers 3 A2 nur deshalb so hoch ist, weil Rheinmetall das Fahrzeug auf einer eigenentwickelten Leopard-2-Wanne anbietet, welche frei von KNDS-Rechten wäre. Sollte diese Annahme tatsächlich zutreffen, könnte die Panzerwanne des Düsseldorfer Rüstungskonzerns über die aktuelle Bergepanzerbeschaffung in der Bundeswehr qualifiziert und zertifiziert werden.
Wenn Rheinmetall hier eine eigene "Leopard-2-kompatible" Wanne auf den Markt bringen würde, was hieße das dann konkret?
Für mein Verständnis wäre das nur dann möglich, wenn sie es schaffen würden, ein Wanne zu entwerfen, die zwar einerseits sämtliche für aktuelle Leo2-Derivate verwendeten Grundkomponenten von Zulieferern (Antrieb, Laufwerk etc.) unverändert aufnehmen und von ihrer Geometrie her auch als Grundlage der von Rheinmetall angebotenen Leo2-Umbauten (wie eben dem BPz3) dienen könnte, während sie andererseits keinen Rechten von KMW widerspricht. Das erscheint mir erstmal eine Herausforderung.
Allerdings hat Papperger ja schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass Rheinmetall die Rechte an einem alten Entwicklungsstand des Leo2A4 hätte. Wenn das stimmt, könnte man natürlich darauf basierend so eine Modernisierung deutlich einfacher herstellen, insbesondere hinsichtlich der erforderlichen Unterschiede zur aktuellen KNDS-Wanne. Ein Rechtsstreit bleibt jedoch sicher.
Für die Kunden hätte das sowohl Vor- als auch Nachteile. Zum einen gäbe es zwei nicht untereinander beliebig austauschbare Leo2-Wannen, weil ggf. z.B. ein Leo2A8 nicht ohne Anpassungen zu einem BPz3A2 umgebaut werden könnte und evtl. auch kleinere Unterschiede in der Instandhaltung auftreten könnten. Andererseits würde es die Konkurrenz zwischen KNDS und Rheinmetall verstärken, was natürlich Preisvorteile mit sich bringen kann.
Extrem relevant wird das aber mMn für den KF51 Panther. Denn der baut ja wohl auf der Abwandlung einer Leopard2-Wanne auf. Wenn es sich dabei um eben diese, vermutlich auf dem alten Leo2A4 basierende, neue Rheinmetall Leo2-Wanne handelt, dann wäre der KF51 logistisch ein Leo2 und somit direkt sehr viel interessanter für die LeoBen-Gemeinschaft und solche, die erst noch Teil davon werden wollen.
Für KMW hingegen wäre das fatal. Die Einbindung in KNDS scheint sich langfristig gesehen nicht unbedingt auszuzahlen, wie man mMn u.a. aus dem Scheitern der geplanten Kooperation mit den Italienern in der Ariete-Nachfolge ablesen kann. Entsteht nun noch die Möglichkeit, neue gebaute, Leopard-2-basierte Panzer zu beschaffen, ohne dafür bei KMW vorstellig werden zu müssen, wäre das der Verlust einer Gelddruckmaschine.