29.05.2025, 18:04
Überschüssige Stromexporte aus der Persischen Golfregion fördern Energieallianzen
Zaid M. Belbagi
28. Mai 2025, 17:00 Uhr
Arabnews
Die Umstellung der Persischen Golfregion auf saubere Energiequellen in den letzten Jahren wurde von der internationalen Gemeinschaft gelobt (Datei/AFP)
[Bild: https://www.arabnews.com/sites/default/f...k=qfWSq_Jb]
Die Umstellung der Golfregion auf saubere Energiequellen in den letzten Jahren wurde von der internationalen Gemeinschaft gelobt. Die Staaten der Region investieren rasch in erneuerbare Energien, insbesondere Solar- und Windenergie, um ihre Wirtschaft zu diversifizieren und ihre traditionelle Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Diese Initiativen decken nicht nur den heimischen Bedarf nachhaltig, sondern setzen auch Kohlenwasserstoffe und überschüssige Energie für den Export frei, wodurch die Region zu einem integralen Bestandteil der globalen Energiewende wird.
Traditionell dominieren Öl und Gas die Exporte der Region, wobei Saudi-Arabien der weltweit größte Ölexporteur ist. Im Einklang mit der wirtschaftlichen Diversifizierung der Region und der Abkehr von der Abhängigkeit von Kohlenwasserstoffen ist jedoch ein Anstieg der Exporte von überschüssigem Strom aus den Staaten des Golf-Kooperationsrats zu verzeichnen. Obwohl Kohlenwasserstoffe weiterhin den Export der Golfstaaten dominieren, ist der Handel mit erneuerbaren Energien ein Pfeiler ihrer langfristigen Visionen, und sie investieren zunehmend in nachhaltige Projekte, um ihre Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen.
Da diese Projekte dank erheblicher Investitionen in den letzten Jahren Früchte tragen, sieht sich die Region insbesondere in der Nebensaison mit einem Überschuss an nachhaltiger Energie konfrontiert. Die Golfstaaten nutzen diese Gelegenheit, um ihren Export von überschüssiger sauberer Energie in Märkte mit Versorgungsengpässen oder wachsender Nachfrage auszuweiten. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind Vorreiter dieser Entwicklung, wobei letztere über fast 50 Prozent an freien Erzeugungskapazitäten verfügen. Tatsächlich wird sich die Kapazität der Vereinigten Arabischen Emirate im Bereich saubere Energie bis 2030 voraussichtlich verdoppeln.
Angesichts der anhaltenden Investitionen in diesem Sektor wird die Kapazität der Region im Bereich saubere Energie weiter wachsen. In Saudi-Arabien umfasst das NEOM-Projekt eine 8,4 Milliarden US-Dollar teure Anlage für grünen Wasserstoff, die täglich 650 Tonnen produzieren soll. Die VAE sind durch Masdar ebenfalls führend in der nachhaltigen Entwicklung und produzieren grünen Wasserstoff für Flugkraftstoffe und die Schifffahrt. Hyport Duqm, ein Hafen in Oman, ist eines der weltweit größten Gigawatt-Projekte für grünen Wasserstoff.
In diesem Zusammenhang prüfen die Vereinigten Arabischen Emirate die Machbarkeit einer Verbindung ihres Stromnetzes mit Indien über ein Unterseekabel. Saudi-Arabien hingegen wird im nächsten Monat eine 3-Gigawatt-Hochspannungs-Gleichstromverbindung nach Ägypten in Betrieb nehmen und prüft ebenfalls eine mögliche Verbindung mit Indien.
Die Hinwendung zu asiatischen Partnern ist kein Zufall, sondern eine strategische Chance. Der Energiebedarf Asiens steigt stetig, wobei der asiatisch-pazifische Raum heute mehr als 40 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs ausmacht. Angesichts der geopolitischen Instabilität und der Störungen der globalen Lieferketten aufgrund der US-Zölle hat sich der Golf-Kooperationsrat als zuverlässiger Markt- und Handelspartner etabliert. Erneuerbare Energiequellen, insbesondere Solar- und Windenergie, sind der Schlüssel zur Deckung der wachsenden Nachfrage in Asien.
Bis zum nächsten Monat wird der Strombedarf Indiens voraussichtlich einen Spitzenwert von 273 GW erreichen, was vor allem auf den steigenden Kühlbedarf im Sommer zurückzuführen ist. Ähnlich verhält es sich in China, das mit fast 10.000 Terawattstunden im Jahr 2024 den weltweit höchsten Strombedarf haben wird. Dieser Bedarf steigt jährlich um etwa 7 Prozent, was vor allem auf den starken Stromverbrauch der Industrie zurückzuführen ist.
Der wachsende Energiebedarf in diesen Märkten bietet eine wertvolle Chance für die Golfstaaten, die sich rasch positionieren, um die Nachfrage zu decken.
Auch die europäischen Märkte haben einen wachsenden Appetit auf alternative Energiequellen. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Jahr 2022 versucht die EU, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern. Die Golfstaaten spielen eine Rolle bei der Schließung dieser Lücke und schmieden neue Partnerschaften mit europäischen Partnern wie Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden.
Die VAE prüfen eine verstärkte Zusammenarbeit, beispielsweise durch eine 1 Milliarde US-Dollar teure Unterwasserverbindung für erneuerbare Energien zwischen Italien und Albanien. Außerdem haben sie in Xlinks investiert, eine geplante wegweisende Stromverbindung zwischen Marokko und Großbritannien. Und die Region untersucht das Potenzial der Elmed-Verbindung zwischen Tunesien und Sizilien, um sowohl den Golf als auch Nordafrika mit Energie für die EU-Märkte zu versorgen.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Region auf geopolitische Umbrüche und strategische Risiken vorbereitet. Veränderungen wie die steigende Energienachfrage in Indien und China, niedrige Ölpreise, die zunehmende Unabhängigkeit der USA und Kanadas von Öl aus Schiefervorkommen, der Brexit und regionale Konflikte haben die Golfstaaten dazu veranlasst, ihre Handelsbeziehungen auszubauen, um ihre wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken. Sie wenden sich zunehmend multipolaren Allianzen zu, um ihre strategische Autonomie zu bewahren.
Da die traditionellen westlichen Partner Anzeichen für ein nachlassendes Engagement zeigen, stärkt die Region ihre Beziehungen zu anderen Mächten wie China, Indien und der EU. Sie nutzt ihre wachsenden Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien, um sich als zukünftige Exporteure von Strom zu positionieren. Investitionen in Solar- und Windenergie in Verbindung mit Fortschritten bei der Netzanbindung und Energiespeicherung ermöglichen es den Golfstaaten, Stromüberschüsse zu erzeugen. Angesichts der langjährigen Erfahrung der Region im Handel mit Kohlenwasserstoffen verfügt sie über die erforderliche Risikobereitschaft für diese neue Exportphase.
Durch den Aufbau transnationaler Stromnetze und den Abschluss von Energiebeteiligungsabkommen können die Golfstaaten ihre überschüssigen Strommengen verwalten und nicht aus Öl stammende Einnahmequellen sichern. Sie wollen nicht nur ihre erneuerbaren Ressourcen monetarisieren, sondern auch ihre geopolitische Bedeutung in der globalen Energiewende stärken.
Der Export von überschüssigem Strom aus der Golfregion in die wachsenden Märkte Asiens und Europas unterstreicht die Entstehung multipolarer Allianzen und diversifizierter Handelspartnerschaften.
Durch die Verknüpfung ihrer Energieinfrastruktur mit diversifizierten Gebieten verringern die Golfstaaten ihre Abhängigkeit von traditionellen westlichen Märkten und vertiefen ihre Beziehungen zu Märkten mit Versorgungsengpässen. Dies ist entscheidend für die Stärkung der strategischen Autonomie der Region und positioniert sie als wichtigen Akteur in der globalen Energiewende.
Gleichzeitig verändert dieser Wandel das Image der Region als ölabhängig, da globale Partner den Wert des Golfs in anderen wichtigen Sektoren erkennen.
Zaid M. Belbagi
28. Mai 2025, 17:00 Uhr
Arabnews
Die Umstellung der Persischen Golfregion auf saubere Energiequellen in den letzten Jahren wurde von der internationalen Gemeinschaft gelobt (Datei/AFP)
[Bild: https://www.arabnews.com/sites/default/f...k=qfWSq_Jb]
Die Umstellung der Golfregion auf saubere Energiequellen in den letzten Jahren wurde von der internationalen Gemeinschaft gelobt. Die Staaten der Region investieren rasch in erneuerbare Energien, insbesondere Solar- und Windenergie, um ihre Wirtschaft zu diversifizieren und ihre traditionelle Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Diese Initiativen decken nicht nur den heimischen Bedarf nachhaltig, sondern setzen auch Kohlenwasserstoffe und überschüssige Energie für den Export frei, wodurch die Region zu einem integralen Bestandteil der globalen Energiewende wird.
Traditionell dominieren Öl und Gas die Exporte der Region, wobei Saudi-Arabien der weltweit größte Ölexporteur ist. Im Einklang mit der wirtschaftlichen Diversifizierung der Region und der Abkehr von der Abhängigkeit von Kohlenwasserstoffen ist jedoch ein Anstieg der Exporte von überschüssigem Strom aus den Staaten des Golf-Kooperationsrats zu verzeichnen. Obwohl Kohlenwasserstoffe weiterhin den Export der Golfstaaten dominieren, ist der Handel mit erneuerbaren Energien ein Pfeiler ihrer langfristigen Visionen, und sie investieren zunehmend in nachhaltige Projekte, um ihre Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen.
Da diese Projekte dank erheblicher Investitionen in den letzten Jahren Früchte tragen, sieht sich die Region insbesondere in der Nebensaison mit einem Überschuss an nachhaltiger Energie konfrontiert. Die Golfstaaten nutzen diese Gelegenheit, um ihren Export von überschüssiger sauberer Energie in Märkte mit Versorgungsengpässen oder wachsender Nachfrage auszuweiten. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind Vorreiter dieser Entwicklung, wobei letztere über fast 50 Prozent an freien Erzeugungskapazitäten verfügen. Tatsächlich wird sich die Kapazität der Vereinigten Arabischen Emirate im Bereich saubere Energie bis 2030 voraussichtlich verdoppeln.
Angesichts der anhaltenden Investitionen in diesem Sektor wird die Kapazität der Region im Bereich saubere Energie weiter wachsen. In Saudi-Arabien umfasst das NEOM-Projekt eine 8,4 Milliarden US-Dollar teure Anlage für grünen Wasserstoff, die täglich 650 Tonnen produzieren soll. Die VAE sind durch Masdar ebenfalls führend in der nachhaltigen Entwicklung und produzieren grünen Wasserstoff für Flugkraftstoffe und die Schifffahrt. Hyport Duqm, ein Hafen in Oman, ist eines der weltweit größten Gigawatt-Projekte für grünen Wasserstoff.
Zitat:Der Handel mit erneuerbaren Energien ist ein Pfeiler der langfristigen Visionen der Golfstaaten, die zunehmend in nachhaltige Projekte investieren.
Zaid M. Belbagi
In diesem Zusammenhang prüfen die Vereinigten Arabischen Emirate die Machbarkeit einer Verbindung ihres Stromnetzes mit Indien über ein Unterseekabel. Saudi-Arabien hingegen wird im nächsten Monat eine 3-Gigawatt-Hochspannungs-Gleichstromverbindung nach Ägypten in Betrieb nehmen und prüft ebenfalls eine mögliche Verbindung mit Indien.
Die Hinwendung zu asiatischen Partnern ist kein Zufall, sondern eine strategische Chance. Der Energiebedarf Asiens steigt stetig, wobei der asiatisch-pazifische Raum heute mehr als 40 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs ausmacht. Angesichts der geopolitischen Instabilität und der Störungen der globalen Lieferketten aufgrund der US-Zölle hat sich der Golf-Kooperationsrat als zuverlässiger Markt- und Handelspartner etabliert. Erneuerbare Energiequellen, insbesondere Solar- und Windenergie, sind der Schlüssel zur Deckung der wachsenden Nachfrage in Asien.
Bis zum nächsten Monat wird der Strombedarf Indiens voraussichtlich einen Spitzenwert von 273 GW erreichen, was vor allem auf den steigenden Kühlbedarf im Sommer zurückzuführen ist. Ähnlich verhält es sich in China, das mit fast 10.000 Terawattstunden im Jahr 2024 den weltweit höchsten Strombedarf haben wird. Dieser Bedarf steigt jährlich um etwa 7 Prozent, was vor allem auf den starken Stromverbrauch der Industrie zurückzuführen ist.
Der wachsende Energiebedarf in diesen Märkten bietet eine wertvolle Chance für die Golfstaaten, die sich rasch positionieren, um die Nachfrage zu decken.
Auch die europäischen Märkte haben einen wachsenden Appetit auf alternative Energiequellen. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Jahr 2022 versucht die EU, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern. Die Golfstaaten spielen eine Rolle bei der Schließung dieser Lücke und schmieden neue Partnerschaften mit europäischen Partnern wie Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden.
Die VAE prüfen eine verstärkte Zusammenarbeit, beispielsweise durch eine 1 Milliarde US-Dollar teure Unterwasserverbindung für erneuerbare Energien zwischen Italien und Albanien. Außerdem haben sie in Xlinks investiert, eine geplante wegweisende Stromverbindung zwischen Marokko und Großbritannien. Und die Region untersucht das Potenzial der Elmed-Verbindung zwischen Tunesien und Sizilien, um sowohl den Golf als auch Nordafrika mit Energie für die EU-Märkte zu versorgen.
Zitat:Angesichts der langjährigen Erfahrung der Region im Handel mit Kohlenwasserstoffen verfügt sie über die notwendige Risikobereitschaft für diese neue Phase der Exporte.
Zaid M. Belbagi
In den letzten zehn Jahren hat sich die Region auf geopolitische Umbrüche und strategische Risiken vorbereitet. Veränderungen wie die steigende Energienachfrage in Indien und China, niedrige Ölpreise, die zunehmende Unabhängigkeit der USA und Kanadas von Öl aus Schiefervorkommen, der Brexit und regionale Konflikte haben die Golfstaaten dazu veranlasst, ihre Handelsbeziehungen auszubauen, um ihre wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken. Sie wenden sich zunehmend multipolaren Allianzen zu, um ihre strategische Autonomie zu bewahren.
Da die traditionellen westlichen Partner Anzeichen für ein nachlassendes Engagement zeigen, stärkt die Region ihre Beziehungen zu anderen Mächten wie China, Indien und der EU. Sie nutzt ihre wachsenden Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien, um sich als zukünftige Exporteure von Strom zu positionieren. Investitionen in Solar- und Windenergie in Verbindung mit Fortschritten bei der Netzanbindung und Energiespeicherung ermöglichen es den Golfstaaten, Stromüberschüsse zu erzeugen. Angesichts der langjährigen Erfahrung der Region im Handel mit Kohlenwasserstoffen verfügt sie über die erforderliche Risikobereitschaft für diese neue Exportphase.
Durch den Aufbau transnationaler Stromnetze und den Abschluss von Energiebeteiligungsabkommen können die Golfstaaten ihre überschüssigen Strommengen verwalten und nicht aus Öl stammende Einnahmequellen sichern. Sie wollen nicht nur ihre erneuerbaren Ressourcen monetarisieren, sondern auch ihre geopolitische Bedeutung in der globalen Energiewende stärken.
Der Export von überschüssigem Strom aus der Golfregion in die wachsenden Märkte Asiens und Europas unterstreicht die Entstehung multipolarer Allianzen und diversifizierter Handelspartnerschaften.
Durch die Verknüpfung ihrer Energieinfrastruktur mit diversifizierten Gebieten verringern die Golfstaaten ihre Abhängigkeit von traditionellen westlichen Märkten und vertiefen ihre Beziehungen zu Märkten mit Versorgungsengpässen. Dies ist entscheidend für die Stärkung der strategischen Autonomie der Region und positioniert sie als wichtigen Akteur in der globalen Energiewende.
Gleichzeitig verändert dieser Wandel das Image der Region als ölabhängig, da globale Partner den Wert des Golfs in anderen wichtigen Sektoren erkennen.