27.05.2025, 09:20
@spooky
Die APAR + SMART-L Kombo hat in der deutschen Marine anfangs eingeschränkt bis gar nicht funktioniert und über die Jahre immer wieder Zicken gemacht. Bzw das SMART-L eigentlich weniger aber das APAR war in der deutschen Marine ein ganz schönes Sorgenkind. Die Gründe dafür waren vielfältig aber alles in allem lang das an Folgendem:
Zitat:Von welchen Problemen sprecht ihr konkret?Ich Versuchs mal möglichst simpel zu erklären.
Die APAR + SMART-L Kombo hat in der deutschen Marine anfangs eingeschränkt bis gar nicht funktioniert und über die Jahre immer wieder Zicken gemacht. Bzw das SMART-L eigentlich weniger aber das APAR war in der deutschen Marine ein ganz schönes Sorgenkind. Die Gründe dafür waren vielfältig aber alles in allem lang das an Folgendem:
- 1. Das APAR Block 1 war nicht wirklich ausgereift
Alles in allem hat sich das APAR Block 1 einen ganz schönen Ruf erarbeitet. Als das System „auf den Markt“ kam, war es eigentlich nicht wirklich fertig. Thales hatte vorher diese Art von Radar noch nicht entwickelt, musste aber nen strengen Zeitplan einhalten was dazu führte, dass man die Testphase des Systems massiv verkürzt hat. Dementsprechend war das System voller Kinderkrankheiten die erstmal auftreten mussten bevor man sich an eine Lösung machen konnte. Heißt in den Anfangsjahren herrschte ein gezwungenermaßen reger Austausch zwischen den Betreibern und Thales um diese Fehler irgendwie zu kompensieren. Wenn das System mal lief, lief es fantastisch, aber es war eben fragil und unausgereift. Thales hat das schon relativ früh erkannt und sich an ein APAR Block 2 gesetzt, dass diese Kinderkrankheiten behoben hat. Mit der Zeit hat man auch die Probleme des Block 1 unter Kontrolle bekommen aber es bleibt nach wie vor ein empfindliches System.
- 2. APAR und SMART-L haben sich gegenseitig gebissen
So doof das klingt aber gerade in der Anfangsphase haben sich die verschiedenen Frequenzen der beiden Systeme gerne mal gegenseitig gebissen. Im Einzelbetrieb war das kein Problem aber wenn beide Systeme gleichzeitig gelaufen sind gabs häufig Probleme oder verminderte Leistung als Nebeneffekt. Hat man aber relativ schnell behoben bekommen.
- 3. Die Marine hat sich wieder selbst ein Bein gestellt
Das ist mit der Hauptgrund warum das SMART-L in der Marine so unbeliebt ist, ironischerweise obwohl das SMART-L dafür überhaupt nichts kann. Marinetypisch hat man Ersatzteile und Verschleißmaterialien für das System schön auf Kante bestellt was dazu geführt hat, dass immer irgendwas gravierendes kaputt war weil man es nicht rechtzeitig reparieren konnte. Und der Frust diesbezüglich richtet sich dann nicht gegen sich selbst (denn Selbstkritik kann die Marine nicht) sondern gegen den Zulieferer (also Thales).
Dazu hat man sich, ebenfalls Marinetypisch, den Nebeneffekt eungebrockt, dass das SMART-L auf der F124 nicht ersetzt werden kann… …weil das MM/N zu schwer ist und man nicht die nötigen strukturellen Reserven eingeplant hat.
- Integrationsprobleme
Und jetzt kommen wir zum Eingemachten. Wir Deutsche haben in unseren Rüstungsprojektej ja bekanntlich die Angewohnheit, solange an etwas rumzufummeln bis es kaputt geht. Und das war 1999 kein bisschen anders. Als die F124 langsam Form annahm kam unausweichlich die Frage nach dem zu verwendenden CMS auf. Man hätte ein bereits in der Marine existierendes CMS nehmen können, mit dem man vertraut war. Man hätte Tacticos nehmen können, für das die Kombo ja mal gedacht war. Die Marine hingegen entschied sich dazu, für die F124 ein eigenes, endemisches CMS zu entwickeln (warum auch immer). Und oh junge, hätten sie es doch einfach gelassen. Long story short, der Wisch funktioniert bis heute nur dann wenn er seine umgangssprachlichen 8h Schönheitsschlaf hatte. Dieses System ist fragiler als ein Entenküken, Integrationsunfreudiger als das Sylver VLS (was du erstmal schaffen musst) und so schlecht optimiert dass es sich nach Augenzeugenberichten aufhängt wenn man einen Input zu schnell hintereinander gibt.
Und jetzt nimmst du dieses CMS (Ich nenne es ja liebevoll „CME“ für „Combat Management Error“) und sagst ihm, dass es sich bitte mit dem APAR und SMART-L vertragen soll. Kannst dir wahrscheinlich vorstellen wie gut das funktioniert hat. Diese Integrationsprobleme haben auch bspw zu den Misslungenen Abschussversuchen im Roten Meer geführt, da die Kommunikation zwischen CMS und Radar bis heute nicht verlässlich ist.
Die Dänen haben ein ähnliches Problem, hier im Kontext des Flex CMS. Wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum man die Iver Huitfeldts nun vorzeitig außer Dienst stellen will.
Zusammengefasst:
APAR und SMART-L hatten gerade in der Anfangszeit einiges an Problemen, die erst nach Monaten bis Jahren behoben werden konnten. Das APAR Block 1 bleibt ein fragiles System, das vergleichsweise störanfällig ist. Die langfristigen Probleme mit der Kombo in der deutschen Marine rühren aber nicht von den Komponenten selber sondern davon, dass man sie auf eine fehlerhafte digitale Architektur gesetzt hat, die nichtmal mit sich selbst im Reinen ist, geschweige denn mit Fremdkomponenten. Auf soliden digitalen Basen wie Tacticos, PAAMS und SeaViper liefern SMART-L und teilweise sogar APAR Block 1 inzwischen hingegen fantastische Resultate, besonders die späteren Generationen beider Systeme. Insofern wäre es falsch zu sagen, dass Thales Komponenten nicht funktionieren oder unbeliebt sind (gerade letzteres entspricht überhaupt nicht der Realität), aber es sind eben Systeme die viel Potential für Probleme liefern wenn man nicht weiß was man tut. Was man inzwischen aber von den meisten vergleichbaren Systemen ebenfalls sagen kann.
Hoffe das beantwortet deine Frage