25.05.2025, 10:16
@Leuco
In der Gegenwart wiederum ist es halbwegs ähnlich. Putin kann nicht einfach zurückrudern. Wenn er dies tut, würden unweigerlich Fragen nach oben drängen, wie es denn sein konnte, dass man nach drei, vier Jahren Krieg (den man ja weidlich als einen "existenziellen Konflikt" mit dem hinterlistigen Westen propagandistisch dargestellt hatte) und hunderttausenden Opfern nur ein paar verwüstete Landstriche in der Ostukraine gewonnen hat? Und wenn dann dazu noch die künstlich aufgeblähte Kriegsindustrie in die Knie geht, was eine Wirtschaftskrise und eine erhebliche Verarmung nach sich ziehen würde (und einige sehr reiche Leute in Russland würden noch reicher werden) - zumal die westlichen Sanktionen nicht über Nacht verschwinden würden -, dann würde das Eis sehr brüchig werden für die herrschenden Hasardeure im Kreml. Ich bin mir nicht sicher, ob Putin und seine Getreuen eine solche Revolte dann überleben...
Die Möglichkeit, dass radikale Kräfte dann in Russland nach oben drängen, ja dass es einen neuen Bürgerkrieg dort gibt (man hatte ja bei diesem Prigoschin-Privataufstand 2023 schon gesehen, wie dünn die Machtdecke ist), besteht dann durchaus. Und die Frage wäre dann, wie wir uns verhalten? Bzw. es wäre die Frage, wie weit die gegenwärtigen Herrscher in Moskau bereit sind zu gehen, um ihre Pfründe zu wahren?
Schneemann
Zitat:- Russland ist komplett auf Kriegswirtschaft getrimmt und könnte ohne Krieg wirtschaftlich kollabieren.Das ist in der Tat einer der komplexen Punkte. In gewisser Weise, wenn natürlich auch nicht direkt übertragbar, erinnert dies ein wenig an 1914. Seinerzeit konnte das Zarenreich nicht einfach zurückrudern angesichts der Balkankrise. Man stand quasi vor der Wahl eines Kollapses bzw. einer Revolte im Inneren - wirtschaftlich wie auch politisch (nach der Ermordung Stolypins versandeten dessen Versuche einer Reform und damit einem Erhalt des Reiches vollends) - und einem Ansehensverlust nach Außen hin oder einem Umlenken dieser Spannungsfelder im nationalistisch-"völkischen" Rahmen auf die Außenpolitik.
In der Gegenwart wiederum ist es halbwegs ähnlich. Putin kann nicht einfach zurückrudern. Wenn er dies tut, würden unweigerlich Fragen nach oben drängen, wie es denn sein konnte, dass man nach drei, vier Jahren Krieg (den man ja weidlich als einen "existenziellen Konflikt" mit dem hinterlistigen Westen propagandistisch dargestellt hatte) und hunderttausenden Opfern nur ein paar verwüstete Landstriche in der Ostukraine gewonnen hat? Und wenn dann dazu noch die künstlich aufgeblähte Kriegsindustrie in die Knie geht, was eine Wirtschaftskrise und eine erhebliche Verarmung nach sich ziehen würde (und einige sehr reiche Leute in Russland würden noch reicher werden) - zumal die westlichen Sanktionen nicht über Nacht verschwinden würden -, dann würde das Eis sehr brüchig werden für die herrschenden Hasardeure im Kreml. Ich bin mir nicht sicher, ob Putin und seine Getreuen eine solche Revolte dann überleben...
Die Möglichkeit, dass radikale Kräfte dann in Russland nach oben drängen, ja dass es einen neuen Bürgerkrieg dort gibt (man hatte ja bei diesem Prigoschin-Privataufstand 2023 schon gesehen, wie dünn die Machtdecke ist), besteht dann durchaus. Und die Frage wäre dann, wie wir uns verhalten? Bzw. es wäre die Frage, wie weit die gegenwärtigen Herrscher in Moskau bereit sind zu gehen, um ihre Pfründe zu wahren?
Schneemann