Reaktion auf einen militärischen Angriff Russlands
#30
Die Frage wäre indessen auch, ob denn die russische Seite überhaupt ein Interesse an einem direkten, offenen Angriff auf NATO-/EU-Gebiet oder auch deutsche Ziele hat?

Wenn wir die Mafialogik aufgreifen - sie wurde von Quintus ja gut umschrieben -, dann würde genau diese dem eher widersprechen. Denn wenn man sich die ("klassische") Mafia im Stile der US-Gangster von Cosa Nostra/Kosher Nostra und dem National Crime Syndicate (https://en.wikipedia.org/wiki/National_Crime_Syndicate) oder auch der Italiener anschaut, so handelt sie eher wie eine Krake, im Verborgenen, im Stillen und im Hinterzimmer.

Es gibt zwar teils heftige Gewaltausbrüche (man denke an den zweiten Mafiakrieg in Italien in den 1980ern), aber das sind eher Sonderfälle, die bei den Bossen wenig Begeisterung hervorriefen, denn das Ziel der Mafia ist es im Normalfall nicht, die staatliche Gewalt direkt gewaltsam herauszufordern. Denn dies sorgt für Aufsehen in Medien und bei den Ermittlern und sorgt für den entsprechenden staatlichen crackdown, d. h. der direkte Angriff ist schlichtweg schlecht fürs "Geschäft".

Brachiale und offene Gewalt seitens der Mafia findet sich eigentlich nur dann, wenn die staatliche Gewalt entsprechend schwach ist (man denke z. B. an Mexiko oder die Kartelle in Kolumbien in den 1980ern), aber in Bezug auf die USA oder Europa trifft dies eben nicht zu, denn hier sind die staatlichen und juristischen Organe zwar manchmal ermittlungstechnisch naiv, aber durchaus leistungsstark und vergleichsweise wenig korrumpiert.

Übertragen auf Russland würde ich insofern eher davon ausgehen, dass die russische Polit-Mafia keinen direkten Angriff unternimmt, das wäre für sie selbst auch zu riskant und wenig zielführend (zumal die russischen Kräfte derzeit auf dem Zahnfleisch daherkommen), sondern eher eine Unterwanderungsstrategie und eine asymmetrische Kriegführung verfolgen wird. Und in dieser Art von Zersetzungsstrategie sind die russischen Organe, gerade auch die Geheimdienste, nicht zu unterschätzen. D. h. wir sollten uns im Ostseeraum zwar militärisch wappnen, man denke an die Iskander-Raketen in Königsberg, aber bevor hier etwas militärisch "heißes" passiert, werden wir eher eine Vielzahl von Hackerangriffen, Propagandashows, Zahlungen an linke und rechte Politiker und "Interessengruppen" zwecks der innenpolitischen Destabilisierung europäischer Staaten, GPS-Störungen, zerrissenen Unterseekabeln und qualmenden Schrotttankern erleben.

Schneemann
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Reaktion auf einen militärischen Angriff Russlands - von Schneemann - 25.05.2025, 09:02

Gehe zu: