Gestern, 12:23
@Lime und @Jakob:
Ich sehe durchaus Chancen - bzw. realisiere, dass der Trump-Putin-Plan keine Chancen hat.
Was kommt dann?
Erst einmal:
Russland ist es bisher nicht gelungen, einen entscheidenden Durchbruch zu bewirken. Die ukrainische Abwehr steht. Russland kriecht zwar im Schneckentempo immer weiter auf ukrainisches Territorium, hat aber nicht einmal die beanspruchten ukrainischen Provinzen vollständig erobern können. In der besonders umkämpften Region um Pokrowsk rücken russische Truppen zwar an verschiedenen Punkten weiter "schrittweise" vor - die erfolgreichen ukrainischen Gegenvorstöße (auf der Karte gelb markiert) häufen sich aber.
In dem Tempo wird es noch ein Jahrhundert dauern, bis die Westgrenze der Ukraine erreicht ist.
Wir befinden uns in einem "Abnützungskrieg" - und da ist maßgeblich, wer den längeren Atem hat. Für mich ist das die Ukraine, auch wenn sie "nur" auf die Unterstützung der EU angewiesen und ohne jede US-Hilfe wäre. Und die Ukraine zu unterstützen ist im ureigensten Eigeninteresse der EU.
Was fehlt bei fehlendem US-Engagement:
Das sind vor allem drei Dinge - Aufklärung und Luftabwehr - und Kampfflugzeuge.
Die Aufklärung liefert die Ukraine selbst recht gut. Es gibt über Jahrzehnte gewachsene Verbindungen nach Russland, und Hunderte - wenn nicht Tausende - versteckte "Augen" zumindest in den von Russland besetzten Gebieten.
Luftabwehr - für was? Es gibt sehr unterschiedliche Bedrohungen. Die US-Amerikanische Patriot ist für ein Segment optimal - aber ohne "Alleinstellungsmerkmal". Die Systeme IRIS-T und Arrow 3 könnten die - etwas älteren - Patriot ersetzen, zumal IRIS-T inzwischen mit einer vergrößerten Reichweite zur Verfügung steht.
Für den Objektschutz gibt es genug europäischer Systeme - man braucht nicht einmal mehr auf die bewährten Gepard zu setzen, die aber auch weiterhin sehr gute Dienste für die Ukraine tun.
Verbleiben die Kampfflugzeuge: Die Ukraine hat sich primär für F-16 entschieden. Das waren nachvollziehbare Gründe - schon alleine die Anzahl von kurzfristig verfügbaren Maschinen samt Ersatzteil- und Waffenpaketen war ein maßgebliches Argument. Nun ist die Ukraine mit der F-16 aber auf die - zumindest passive - Duldung von Ersatzteillieferungen durch die USA angewiesen,
Und wie das Gezerre um Kolumbiens Gripen-Entscheidung zeigt, wären auch europäische Systeme von einem US-Embargo betroffen. Bricht dann die ukrainische Luftverteidigung zusammen? Glaube ich nicht - denn es gibt auch andere Hersteller in Europa. Frankreich ist bereit, Mirage und Rafale zu liefern, und Mirages sind ja schon im Einsatz - weitere Maschinen können wohl kurzfristig bereit gestellt werden. Darüber hinaus wird wohl daran gearbeitet, die Gripen ohne US-Triebwerk einsatzfähig zu machen.
Die Ukraine wird unterschätzt:
Schon jetzt stellt die Ukraine ~ 60 % der benötigten Waffensystem selbst her. Sie hat sich zu einem der größten Waffenhersteller in Europa - und das auch mit neuesten Waffensystemen (Stichwort: Drohnen) - entwickelt.
Das ist keine "Eintagsfliege". Die kostengünstige Produktion dort wird wohl dazu führen, dass auch nach dem Ende der Kriegshandlungen westeuropäische Hersteller dort produzieren - und damit den Absatz auf dem Weltmarkt erhöhen.
Schlußfolgerung?
Mit jedem Monat wird die Ukraine stärker. Sie befindet sich jetzt schon in einer gesicherten Position.
Ein Rückzug der USA wird die weitere Stärkung der Ukraine zwar behindern und verzögern - aber solange Europa hinter der Ukraine steht, kann auch ein solcher Rückzug den Russen nicht zum Sieg verhelfen.
@Schneemann:
Es ist richtig, Putin einen nationalistischen Autokraten zu nennen - aber Bolschewismus ist das nicht. Putins Agenda steht dem historischen Faschismus deutlich näher.
Ich sehe durchaus Chancen - bzw. realisiere, dass der Trump-Putin-Plan keine Chancen hat.
Was kommt dann?
Erst einmal:
Russland ist es bisher nicht gelungen, einen entscheidenden Durchbruch zu bewirken. Die ukrainische Abwehr steht. Russland kriecht zwar im Schneckentempo immer weiter auf ukrainisches Territorium, hat aber nicht einmal die beanspruchten ukrainischen Provinzen vollständig erobern können. In der besonders umkämpften Region um Pokrowsk rücken russische Truppen zwar an verschiedenen Punkten weiter "schrittweise" vor - die erfolgreichen ukrainischen Gegenvorstöße (auf der Karte gelb markiert) häufen sich aber.
In dem Tempo wird es noch ein Jahrhundert dauern, bis die Westgrenze der Ukraine erreicht ist.
Wir befinden uns in einem "Abnützungskrieg" - und da ist maßgeblich, wer den längeren Atem hat. Für mich ist das die Ukraine, auch wenn sie "nur" auf die Unterstützung der EU angewiesen und ohne jede US-Hilfe wäre. Und die Ukraine zu unterstützen ist im ureigensten Eigeninteresse der EU.
Was fehlt bei fehlendem US-Engagement:
Das sind vor allem drei Dinge - Aufklärung und Luftabwehr - und Kampfflugzeuge.
Die Aufklärung liefert die Ukraine selbst recht gut. Es gibt über Jahrzehnte gewachsene Verbindungen nach Russland, und Hunderte - wenn nicht Tausende - versteckte "Augen" zumindest in den von Russland besetzten Gebieten.
Luftabwehr - für was? Es gibt sehr unterschiedliche Bedrohungen. Die US-Amerikanische Patriot ist für ein Segment optimal - aber ohne "Alleinstellungsmerkmal". Die Systeme IRIS-T und Arrow 3 könnten die - etwas älteren - Patriot ersetzen, zumal IRIS-T inzwischen mit einer vergrößerten Reichweite zur Verfügung steht.
Für den Objektschutz gibt es genug europäischer Systeme - man braucht nicht einmal mehr auf die bewährten Gepard zu setzen, die aber auch weiterhin sehr gute Dienste für die Ukraine tun.
Verbleiben die Kampfflugzeuge: Die Ukraine hat sich primär für F-16 entschieden. Das waren nachvollziehbare Gründe - schon alleine die Anzahl von kurzfristig verfügbaren Maschinen samt Ersatzteil- und Waffenpaketen war ein maßgebliches Argument. Nun ist die Ukraine mit der F-16 aber auf die - zumindest passive - Duldung von Ersatzteillieferungen durch die USA angewiesen,
Und wie das Gezerre um Kolumbiens Gripen-Entscheidung zeigt, wären auch europäische Systeme von einem US-Embargo betroffen. Bricht dann die ukrainische Luftverteidigung zusammen? Glaube ich nicht - denn es gibt auch andere Hersteller in Europa. Frankreich ist bereit, Mirage und Rafale zu liefern, und Mirages sind ja schon im Einsatz - weitere Maschinen können wohl kurzfristig bereit gestellt werden. Darüber hinaus wird wohl daran gearbeitet, die Gripen ohne US-Triebwerk einsatzfähig zu machen.
Die Ukraine wird unterschätzt:
Schon jetzt stellt die Ukraine ~ 60 % der benötigten Waffensystem selbst her. Sie hat sich zu einem der größten Waffenhersteller in Europa - und das auch mit neuesten Waffensystemen (Stichwort: Drohnen) - entwickelt.
Das ist keine "Eintagsfliege". Die kostengünstige Produktion dort wird wohl dazu führen, dass auch nach dem Ende der Kriegshandlungen westeuropäische Hersteller dort produzieren - und damit den Absatz auf dem Weltmarkt erhöhen.
Schlußfolgerung?
Mit jedem Monat wird die Ukraine stärker. Sie befindet sich jetzt schon in einer gesicherten Position.
Ein Rückzug der USA wird die weitere Stärkung der Ukraine zwar behindern und verzögern - aber solange Europa hinter der Ukraine steht, kann auch ein solcher Rückzug den Russen nicht zum Sieg verhelfen.
@Schneemann:
Es ist richtig, Putin einen nationalistischen Autokraten zu nennen - aber Bolschewismus ist das nicht. Putins Agenda steht dem historischen Faschismus deutlich näher.