19.03.2025, 08:25
Was Zeit und Aufwand angeht verweise ich auf meinen früheren Beitrag und die anschließende Diskussion dazu. Das ist alles erst ein paar Wochen her und manche hier jetzt wieder neu eingebrachte Argumente meine ich dort bereits ausgeräumt zu haben. Es ist für mich aufgrund der bekannten Informationen schwer vorstellbar, dass Deutschland eine funktionierende, abschreckungsfähige Kernwaffe innerhalb einer Dekade entwickelt, und noch schwerer vorstellbar ist der Aufbau eines realistischen Abschreckungspotenzials in weniger als 15 Jahren.
Was deine Ausführungen zur Nutzung von konventionellen U-Booten angeht, zu dem Aufwand und den Kosten stimme ich dir weitgehend zu, siehe auch mein zuvor erwähnter Beitrag bzw. die darauf folgenden. Dein vorgestelltes Projekt allerdings ist aus verschiedenen Gründen in meinen Augen unrealistisch.
Zunächst einmal halte ich es für ausgeschlossen, dass Großbritannien eine wie von dir vorgesehene Rolle einnimmt. SSBN und die von ihnen verschossenen ballistischen Raketen müssen meiner Ansicht nach als Gesamtsystem betrachtet werden, die Dreadnoughts sind allein schon durch das CMC an die Polaris geknüpft und eine nachträgliche Integration der M51 wäre technisch und finanziell mindestens eine riesige Herausforderung, der aus britischer Sicht schwer zu rechtfertigen sein dürfte. Darüber hinaus würde ein Wechsel das Ende der souveränen Kernwaffenentwicklung bedeuten (wie souverän die tatsächlich ist sei dahingestellt), es sei denn, die Entwicklung würde fortgeführt und nur das Trägermittel gewechselt. Das aber wiederum reduziert die Kooperationsmöglichkeiten im Betrieb und führt zu keiner Kostenersparnis, die überhaupt noch ein Argument sein könnte. Warum sollte Großbritannien diese Schritte gehen?
Und vor allem, warum sollte Frankreich diesen Weg einschlagen? Deren Abschreckungsmodell funktioniert für sie selbst, und eine Ausweitung zum Schutze Europas wäre aus französischer Sicht viel sinnvoller über eine nukleare Teilhabe zu erzielen. Bündnisse sind Zweckgemeinschaften, Kernwaffen die Büchse der Pandora. Vor nicht mal einem Jahrhundert waren die drei Nationen, denen Frankreich nun ein solches Mittel an die Hand geben soll faschistische Regime, Feinde der Republik, über Jahrhunderte Konkurrenten auch um eine europäische Hegemonie, die nun tatsächlich über die nukleare Abschreckung zumindest in gewisser Hinsicht erreicht werden könnte. Den Blick nach vorn zu richten, über nationale Interessen hinaus zu denken weil nur gemeinsam Europa eine Zukunft hat ist alles nicht falsch, widerspricht aber trotz der aktuellen Weltlage noch immer der Realpolitik und wird gerade für den hochsensiblen Bereich der Kernwaffen in meinen Augen kaum ausreichen.
Sofern ich dich also nicht völlig falsch verstanden habe wird solch ein Konstrukt, das losgelöst von den zuvor formulierten Gedanken tatsächlich sehr sinnvoll wäre, schlicht nicht möglich sein.
(18.03.2025, 01:05)DopePopeUrban schrieb: Nukleare Abschreckung als seegestütztes, multinationales Partnerprojekt unter der Führung von Frankreich und Großbritannien, mit Beteiligung von Deutschland, Spanien und Italien. Da Frankreich die einzige europäische Nation mit einer wirklich vollständig unabhängigen nuklearen Waffenkapazität ist, wird es hier vermutlich eine Art Führungsposition einnehmen. (...)
Was deine Ausführungen zur Nutzung von konventionellen U-Booten angeht, zu dem Aufwand und den Kosten stimme ich dir weitgehend zu, siehe auch mein zuvor erwähnter Beitrag bzw. die darauf folgenden. Dein vorgestelltes Projekt allerdings ist aus verschiedenen Gründen in meinen Augen unrealistisch.
Zunächst einmal halte ich es für ausgeschlossen, dass Großbritannien eine wie von dir vorgesehene Rolle einnimmt. SSBN und die von ihnen verschossenen ballistischen Raketen müssen meiner Ansicht nach als Gesamtsystem betrachtet werden, die Dreadnoughts sind allein schon durch das CMC an die Polaris geknüpft und eine nachträgliche Integration der M51 wäre technisch und finanziell mindestens eine riesige Herausforderung, der aus britischer Sicht schwer zu rechtfertigen sein dürfte. Darüber hinaus würde ein Wechsel das Ende der souveränen Kernwaffenentwicklung bedeuten (wie souverän die tatsächlich ist sei dahingestellt), es sei denn, die Entwicklung würde fortgeführt und nur das Trägermittel gewechselt. Das aber wiederum reduziert die Kooperationsmöglichkeiten im Betrieb und führt zu keiner Kostenersparnis, die überhaupt noch ein Argument sein könnte. Warum sollte Großbritannien diese Schritte gehen?
Und vor allem, warum sollte Frankreich diesen Weg einschlagen? Deren Abschreckungsmodell funktioniert für sie selbst, und eine Ausweitung zum Schutze Europas wäre aus französischer Sicht viel sinnvoller über eine nukleare Teilhabe zu erzielen. Bündnisse sind Zweckgemeinschaften, Kernwaffen die Büchse der Pandora. Vor nicht mal einem Jahrhundert waren die drei Nationen, denen Frankreich nun ein solches Mittel an die Hand geben soll faschistische Regime, Feinde der Republik, über Jahrhunderte Konkurrenten auch um eine europäische Hegemonie, die nun tatsächlich über die nukleare Abschreckung zumindest in gewisser Hinsicht erreicht werden könnte. Den Blick nach vorn zu richten, über nationale Interessen hinaus zu denken weil nur gemeinsam Europa eine Zukunft hat ist alles nicht falsch, widerspricht aber trotz der aktuellen Weltlage noch immer der Realpolitik und wird gerade für den hochsensiblen Bereich der Kernwaffen in meinen Augen kaum ausreichen.
Sofern ich dich also nicht völlig falsch verstanden habe wird solch ein Konstrukt, das losgelöst von den zuvor formulierten Gedanken tatsächlich sehr sinnvoll wäre, schlicht nicht möglich sein.