18.03.2025, 01:05
Ich bin ehrlich gesagt der Meinung, dass konventionelle U-Boote als Plattform der nuklearen Abschreckung grundsätzlich ungeeignet sind.
Der Grund, warum nukleare Abschreckung auf See bzw speziell auf U-Boote gelegt wird ist, dass ihr nukleare Waffenkomplex möglichst unauffindbar und somit annähernd immun gegenüber konventionellen und nuklearen Angriffen des Gegners sein soll. Im Gegensatz zu stationären Einrichtungen kann sich der Gegner zudem nicht Art, Richtung, Flugprofil usw vorhersagen und somit seinen BMD Komplex nicht entsprechend anpassen.
Warum sind jetzt konventionelle Boote meine Meinung nach dafür nicht geeignet? Relativ einfach: sie sind nicht "unauffindbar genug" um diese Unvorhersehbarkeit zu stellen. Und da rede ich nicht von der akustischen Signatur der Boote (die meiner Meinung nach, da es sich nicht um Jagdboote handelt, auch einigermaßen irrelevant ist) sondern von der Natur von nicht-konventionellen Booten:
1. - Sie müssen regelmäßig auftauchen oder schnorcheln. Deutschland ist einer der führenden wenn nicht sogar der führende Konstrukteur von Unterseebooten mit AIP, die fantastische Leistungen erzielen. Aber es sind, nach wie vor, konventionelle Boote. Die müssen regelmäßig "Luft holen" und sobald sie das tun, können sie von der Satellitenaufklärung des Feindes verortet werden. Damit sind gleich 50% der eigentlichen Schutzmechanismen des Bootes für den Arsch. Wenn der Gegner weiß, wo das Boot ist, kann er sich drauf vorbereiten. Sie sind auf die regelmäßige Versorgung durch Tender angewiesen. Das ist im Rahmen der Küstenverteidigung (die Aufgaben des Typs 212A/CD) nicht so schlimm da das Boot trotzdem noch auf der Gefechtsebene aufgeklärt werden muss um bekämpft zu werden. Wenn das Boot aber nukleare Sprengköpfe an Bord hat, ist die Antwort auf diese Bedrohung mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein nuklearer Sprengkopf aber jetzt in Richtung U-Boot, was schlecht ist, da selbst der feinste Kruppstahl sowas nicht überleben wird. Und da U-Boot üblicherweise nicht über BMD Radare verfügen, wird es diesen Angriff vermutlich nicht mal kommen sehen bevor es zu spät ist.
2. - Konventionelle Boote haben weniger "nautische Performance" als nuklear getriebene Boote. Sie sind langsamer, haben weniger Reichweite, können wie gesagt nicht Monate am Stück unter Wasser bleiben. Gerade Reichweite und Geschwindigkeit sind hier wichtig um die nukleare Abschreckung möglichst aus Gefahrenzonen herauszuhalten oder große Distanzen schnell zurückzulegen um Angriffen oder opertaiven Aufklärungsversuchen zu entgehen.
3. - Konventionelle Boote sind nicht groß genug. Eigentlich ein no-brainer, konventionelle Boote sind normalerweise deutlich kleiner als ihre nuklear getriebenen Gegenstücke. Ein AIP kann ackern wie es will, ein 10.000t Boot kriegst du damit nicht bewegt. Was aber wichtig für eine MRBM Plattform ist, die Monate unentdeckt bleiben sollte. Sie muss sich selbst am laufen halten, die Waffensysteme am laufen halten, Sauerstoff zur Verfügung stellen, genug Proviant und Ersatzteile bunkern können. Um einen nuklearen Antrieb kommt man hier meiner Meinung nach nie und nimmer drumherum. Und eine möglichst große Anzahl an Gefechtsköpfen muss sie auch mitführen mitführen. Der Unterhalt dieser Waffen ist teuer und arbeitsintensiv, benötigt deutlich mehr Personal und know-how. Die Fähigkeit kannst du nicht effektiv auf viele kleine Boote verteilen, wenn diese Boote klein bleiben sollen. Irgendwo müssen die Flugkörper, Rechenzentren, zusätzliche Mannschaftsräume, eine größere Einsatzzentrale usw ja hin. Mit AIP können die Boote aber auch nicht wirklich groß werden, weil diese Boote sich dann nicht mehr fortbewegen können.
Ergo - konventionelle Boote als glaubhafte nukleare Abschreckung sind keine gute Idee.
Den Punkt "Die Boote können in Deutschland gefertigt werden" ist hier meiner Meinung nach ebenfalls kein Argument. Ja die Boote vielleicht, aber die Sprengköpfe nach wie vor nicht. Eine unabhängige und inländisch produzierte deutsche nukleare Abschreckungskomponente wird es und kann es nicht geben.
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Meine Idee für eine wirksame Atomare Abschreckung wäre folgende:
Nukleare Abschreckung als seegestütztes, multinationales Partnerprojekt unter der Führung von Frankreich und Großbritannien, mit Beteiligung von Deutschland, Spanien und Italien. Da Frankreich die einzige europäische Nation mit einer wirklich vollständig unabhängigen nuklearen Waffenkapazität ist, wird es hier vermutlich eine Art Führungsposition einnehmen. Diese Kooperation beinhaltet:
Der Grund, warum nukleare Abschreckung auf See bzw speziell auf U-Boote gelegt wird ist, dass ihr nukleare Waffenkomplex möglichst unauffindbar und somit annähernd immun gegenüber konventionellen und nuklearen Angriffen des Gegners sein soll. Im Gegensatz zu stationären Einrichtungen kann sich der Gegner zudem nicht Art, Richtung, Flugprofil usw vorhersagen und somit seinen BMD Komplex nicht entsprechend anpassen.
Warum sind jetzt konventionelle Boote meine Meinung nach dafür nicht geeignet? Relativ einfach: sie sind nicht "unauffindbar genug" um diese Unvorhersehbarkeit zu stellen. Und da rede ich nicht von der akustischen Signatur der Boote (die meiner Meinung nach, da es sich nicht um Jagdboote handelt, auch einigermaßen irrelevant ist) sondern von der Natur von nicht-konventionellen Booten:
1. - Sie müssen regelmäßig auftauchen oder schnorcheln. Deutschland ist einer der führenden wenn nicht sogar der führende Konstrukteur von Unterseebooten mit AIP, die fantastische Leistungen erzielen. Aber es sind, nach wie vor, konventionelle Boote. Die müssen regelmäßig "Luft holen" und sobald sie das tun, können sie von der Satellitenaufklärung des Feindes verortet werden. Damit sind gleich 50% der eigentlichen Schutzmechanismen des Bootes für den Arsch. Wenn der Gegner weiß, wo das Boot ist, kann er sich drauf vorbereiten. Sie sind auf die regelmäßige Versorgung durch Tender angewiesen. Das ist im Rahmen der Küstenverteidigung (die Aufgaben des Typs 212A/CD) nicht so schlimm da das Boot trotzdem noch auf der Gefechtsebene aufgeklärt werden muss um bekämpft zu werden. Wenn das Boot aber nukleare Sprengköpfe an Bord hat, ist die Antwort auf diese Bedrohung mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein nuklearer Sprengkopf aber jetzt in Richtung U-Boot, was schlecht ist, da selbst der feinste Kruppstahl sowas nicht überleben wird. Und da U-Boot üblicherweise nicht über BMD Radare verfügen, wird es diesen Angriff vermutlich nicht mal kommen sehen bevor es zu spät ist.
2. - Konventionelle Boote haben weniger "nautische Performance" als nuklear getriebene Boote. Sie sind langsamer, haben weniger Reichweite, können wie gesagt nicht Monate am Stück unter Wasser bleiben. Gerade Reichweite und Geschwindigkeit sind hier wichtig um die nukleare Abschreckung möglichst aus Gefahrenzonen herauszuhalten oder große Distanzen schnell zurückzulegen um Angriffen oder opertaiven Aufklärungsversuchen zu entgehen.
3. - Konventionelle Boote sind nicht groß genug. Eigentlich ein no-brainer, konventionelle Boote sind normalerweise deutlich kleiner als ihre nuklear getriebenen Gegenstücke. Ein AIP kann ackern wie es will, ein 10.000t Boot kriegst du damit nicht bewegt. Was aber wichtig für eine MRBM Plattform ist, die Monate unentdeckt bleiben sollte. Sie muss sich selbst am laufen halten, die Waffensysteme am laufen halten, Sauerstoff zur Verfügung stellen, genug Proviant und Ersatzteile bunkern können. Um einen nuklearen Antrieb kommt man hier meiner Meinung nach nie und nimmer drumherum. Und eine möglichst große Anzahl an Gefechtsköpfen muss sie auch mitführen mitführen. Der Unterhalt dieser Waffen ist teuer und arbeitsintensiv, benötigt deutlich mehr Personal und know-how. Die Fähigkeit kannst du nicht effektiv auf viele kleine Boote verteilen, wenn diese Boote klein bleiben sollen. Irgendwo müssen die Flugkörper, Rechenzentren, zusätzliche Mannschaftsräume, eine größere Einsatzzentrale usw ja hin. Mit AIP können die Boote aber auch nicht wirklich groß werden, weil diese Boote sich dann nicht mehr fortbewegen können.
Ergo - konventionelle Boote als glaubhafte nukleare Abschreckung sind keine gute Idee.
Den Punkt "Die Boote können in Deutschland gefertigt werden" ist hier meiner Meinung nach ebenfalls kein Argument. Ja die Boote vielleicht, aber die Sprengköpfe nach wie vor nicht. Eine unabhängige und inländisch produzierte deutsche nukleare Abschreckungskomponente wird es und kann es nicht geben.
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Meine Idee für eine wirksame Atomare Abschreckung wäre folgende:
Nukleare Abschreckung als seegestütztes, multinationales Partnerprojekt unter der Führung von Frankreich und Großbritannien, mit Beteiligung von Deutschland, Spanien und Italien. Da Frankreich die einzige europäische Nation mit einer wirklich vollständig unabhängigen nuklearen Waffenkapazität ist, wird es hier vermutlich eine Art Führungsposition einnehmen. Diese Kooperation beinhaltet:
- Die Stellung der nuklearen Abschreckung auf Basis der französischen M51 SLBM auf nuklear getriebenen U-Booten. Diese Waffen und Boote werden gemeinsam beschafft um den finanziellen Aufwand möglichst gering zu halten, multinationales Training und Fähigkeitsprofile zu erleichtern und taktisch verlässlich Planen zu können. Eigene Trägersysteme, bspw die britische Dreadnought, können gestellt werden, solange die den geforderten Standards in Trägerkapazität, autonomer Fertigung und Unterhaltung sowie der Kompatibilität mit der M51 SLBM entsprechen. Staaten ohne bisherige nukleare Fähigkeiten beschaffen Boote "off the shelve", also entweder Dreadnought oder SNLE 3G.
- Jede Partnernation ist verpflichtet, ein an die Kapazitäten des Staates festgelegtes Fähigkeitsprofil im Rahmen der nuklearen Abschreckung zu stellen und selbständig zu unterhalten. Dies beinhaltet die Stationierung, die Ausbildung von Personal, die Teilnahme an Manövern, Inspektionen und „light upkeep“.
- Tiefere Wartungsarbeiten, refueling, rearming usw wird (aufgrund mangelnder Erfahrung und Infrastruktur seitens Deutschland, Spanien und Italien) an 4x Standorten in Frankreich und Großbritannien (je nach Boot) durchgeführt in denen bereits die jetzigen Einheiten unterhalten und gewartet werden, Cherbourg, Ile Longue, Plymouth und Faslane.
Die Produktion und Wartung der SLBMs und Gefechtsköpfe findet in Cararache, Aldermaston und Burghfield statt. Dessen Produktions- und Wartungskapazitäten müssen erweitert und Belegschaften (im Falle von Aldermaston und Burghfield) umgeschult werden, um dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden.
Bei Inanspruchnahme einer solchen Dienstleistung wird, je nach Dienstleistung und Version des Katalogs, ein bestimmter Betrag an den Dienstleisterstaat (Großbritannien/Frankreich) überwiesen. Alternativ können die Kosten dieser Dienstleistungen als Vertragsgut mit dem jeweiligen Dienstleisterstaat gehandelt werden, bspw beim Kauf von militärischer Hardware.
- In Friedenszeiten operieren die Boote mitsamt ihrer nuklearen Bewaffnung als regulärer Teil der jeweiligen Marinen. Im Kriegsfall obliegt der Oberbefehl über die gemeinsame europäische Nuklearabschreckung einer vertraglich festgelegten Kommandostruktur, entweder als unabhängige Institution der Partnerstaaten oder als Teil einer gesamteuropäischen Bündnisstruktur. Es handelt sich ausschließlich um ein Zweitschlags-Element.
- Die gestellten nuklearen Kapazitäten könnten bspw wie folgt aussehen:
4x Boote - Frankreich
4x Boote - Großbritannien
4x Boote - Deutschland
2x Boote - Spanien
2x Boote - Italien
Als Referenz nehmen wir hier die SNLE 3G. Diese verfügt über ein VLS für 16x M51 SLBMs, je mit zwischen 6-10 TNO 100kt thermonuklearen Gefechtsköpfen pro SLMB (für das Beispiel nehmen wir den minimalwert 6x an). Bei einer Vollausstattung führt jedes Boot somit 96x Gefechtsköpfe mit sich.
Dies entspricht einer gesamten nuklearen Abschreckung von insgesamt 1.536x Gefechtsköpfen mit einer Sprengkraft von 153.600kt. Aktuell verfügen Großbritannien und Frankreich zusammen über rund 51.000kt, die Kapazität des europäischen Nukleararsenals würde sich also verdreifachen. Europa würde somit über den 3. größten nukleare Arsenal der Welt verfügen. Zwar weit hinter den USA und Russland, aber potent genug um im großen Stil abzuschrecken.