15.03.2025, 03:39
Zitat:Wenige Stunden zuvor hatte Russland einen neuen massiven Angriff auf kritische ukrainische Infrastrukturen durchgeführt und dabei mindestens 51 Marschflugkörper (35 Kh-101/Kh-55, 8 Kh-59/69 und 8 Kalibr), 3 taktische Iskander-M-Raketen, 4 S-300-Boden-Luft-Raketen und 194 Drohnen vom Typ Shahed abgefeuert.
Dafür, dass es möglicherweise das erfolgreichste der oben genannten Waffensysteme ist, geht man sehr leichtfertig mit der Bezeichnung der "Shahed" um. Tatsächlich heißt der Hersteller Shahed Aviation Industries. Ich glaube alle Produkte dieses Unternehmens haben eine Typ-Bezeichnung der Form "Shahed XYZ". Egal ob Helikopter oder Drohne. Beliebte Verkehrsflugzeuge sind auch nicht vom Typ Airbus, sondern vom Typ A320neo. Das nur mal so als Kommentar aus der Klugscheisserecke.

Dazu fällt mir auf, dass die Russen so wenige Iskander einsetzen. Sie haben sehr fortgeschrittene Raketentechnik, warum setzt man sie nicht ein? Ohne Aufschlagzündung und mit Airburstgefechtsköpfen sind Raketen auch bei der Bekämpfung von Ortschaften, Truppensammlungen, Artilleriestellungen, Flugplätzen, Warenumschlagplätzen, usw so wirksam wie entsprechende Bomben, lassen sich nur für eigene Seite verlustärmer "heranführen". 50-100m letaler Radius auf offenem Gelände sind eigentlich kein Problem. Energieinfrastruktur und Industrie ließe sich zudem systematisch auch weit hinter der Kontaktlinie vernichten. Die Russen setzen meiner Ansicht nach auf Waffen, die vor allem große Kosten produzieren statt zu zerstören und sie schieben genau dieses Material nach, um genau damit weiter zu machen. Die haben gar nicht vor, die Ukraine zu vernichten, die sind darauf aus, dass der Westen mit seiner Unterstützung finanziell die Grätsche macht, weil sie aus irgendeiner felsenfesten Überzeugung heraus der Ansicht sind A) nicht vorrangig gegen die Ukraine selbst zu kämpfen B) eine Materialschlacht für sich entscheiden zu können.
Ein gutes Beispiel ergibt sich aus der sturen Verwendung der Shahed 131 für den exakt selben Zweck. Sie wird meinem Verständnis nach in fast allen Fällen für Langstreckenangriffe, also tief in ukrainischem Gebiet eingesetzt. Das kann man durchaus so tun, um eigene Risiken zu reduzieren, aber gerade bei der Flugabwehrdichte der Ballungs- und Industriezentren in der Ukraine erreichen auf den langen Flugstrecken über feindlichem Luftraum und der entsprechend langen Vorwarnzeit auch am Ende nur wenige Drohnen ihr Ziel. Trotzdem produziert man in Russland weiter Nachbauten dieser Drohne (unter dem Namen "Geran") in relativ hoher Stückzahl, nur um sie sofort genau in diesem Tontauben Pattern wieder zu verballern. Das gibt das Konzept dieses in Massen zu fertigenden, weitreichenden Waffensystems durchaus her, aber ebenso gut könnte man sie für frontnahe Sättigungsangriffe einsetzen und dabei weniger weit über feindliches Gebiet fliegen. Machen sie aber nicht. Man könnte sie sogar hervorragend dazu einsetzen, um frontnahe Flugabwehr zu exponieren, die man dann mit weiteren Drohnen, Raketen, ggf. Artillerie platt macht.