09.03.2025, 08:52
Was mich an dieser Sache so irritiert, ist, dass manche Aspekte völlig ausgeblendet werden. Der Westen oder die Europäer sind irgendwie die Bösewichte, sie gefährden die russische Welt, so die Kernaussage. Aber Europa ist einfach "nur da", man kann sich anschließen oder eben auch nicht. Es steht jedem frei sich für oder gegen Europa zu entscheiden.
Von Angriffen auf Russland, wenn man mal historische Ereignisse außen vor lässt (etwa Napoleon oder Hitler), wird, so verstehe ich es, gar nicht mal gesprochen, sondern es ist in gewisser Weise die "Strahlkraft" des europäischen Geistes oder der Lebensphilosophie, die irgendwie und dubios eine Gefahr wäre, die den russischen Geist zersetzen oder gefährden könn(t)e. Das erinnert beinahe an Kennans Einschätzung der Sowjetführung aus den späten 1940er Jahren, wonach die russische Führung geradezu krampfhaft eine Furcht vor dem Fremden bzw. westlichen Gedanken hat, da diese eine Gefahr für ihren Machtapparat darstellen würden. Und ähnliches lese ich auch hier aus deiner Ausführung über die Aussagen dieses Offiziers heraus.
Was aber völlig außen vor gelassen wird, ist die asiatische Gefahr bzw. die Bedrohung, die Russland aus dem Osten droht. In gewisser Weise denke ich da an das Bonmot des Comte de Maistre (Grattez le Russe et vous trouverez le Tartare), wonach man den Russen an der Oberfläche nur ankratzen müsse, um dann darunter den Tartaren (besser: Mongolen) zu finden. Denn es waren nicht Europäer, die Russland jahrhundertelang besetzt hielten und die russische Kultur gefährdeten, sondern es waren die Mongolen ab dem 13. Jahrhundert. Aber irrsinniger- und unsinnigerweise paktieren die Russen heutzutage gerade mit diesen asiatischen Völkern gegen die westliche Welt, obgleich sie selbst es waren, die sich mal als - in gewisser Weise - westlich definierten, als sie von Moskau vom "Dritten Rom" sprachen und damit die Verbundenheit zum christlichen Abendland und zu den "weißen Völkern" klar umrissen.
Und ich vermute, dass es der unsägliche Geist des Sowjetbolschewismus und dessen propagandistische Verteufelung alles westlich-demokratischen und auch christlichen (man denke an die Verwüstung der Klöster in Sowjetrussland und den staatlich verordneten Atheismus) war und ist, und hier sind wir wieder bei Kennan, der hier noch nachwirkt und der alle westlichen, demokratischen und liberalen Ideen geradezu panisch beäugt wie der Hamster die Kobra.
Und diese Angst (die ja durchaus einen wahren Kern hat, denn demokratische Systeme wirkten vor den Leichenhaufen und dem Terror Stalins und somit der Herrschaft der Bolschewisten durchaus anziehend und diese waren somit eine reale Gefahr für die verklärte "Diktatur des Proletariats" und deren "Führer") wiederum färbt auch heute noch ab bzw. schlägt unbewusst durch und führt dazu, dass man - da man derzeit aufgrund einer ebenso unfähigen wie skrupellosen Führung im internationalen Vergleich auf allen Ebenen mehr und mehr ins Hintertreffen gerät - nach radikalen "Endlösungen" strebt und annimmt, man müsse das Gegenüber vernichten, um überhaupt irgendwie eine Chance zu haben.
Aber es geht nicht um das Haben einer Chance, es geht darum, dass finstere, uralte Reflexe aus Sowjetzeiten noch am Leben sind und krampfhaft um sich schlagen - und die deswegen sogar die alten Gegner aus Asien lieber heranziehen und bemühen als zuzugeben, dass auch die Russen zu den "weißen Völkern" zählen. Denn wenn sie dies tun würden, dann wäre dies zwar nicht das Ende der russischen Kultur (entgegen allen Behauptungen), wohl aber würden die noch zuckenden, dunklen Geister des Sowjetbolschewismus endgültig zu Grabe getragen werden. Und da dies die herrschende Kamarilla in Moskau, die mit dieser Schattenwelt noch engstens verwoben ist, keineswegs riskieren kann, es wäre faktisch ja auch ihr Ende, stilisiert sie den gegenwärtigen Kampf, der im Grunde nur alleine ihr Endkampf ist, zu einem Schicksalskampf des gesamten russischen Volkes hoch.
Es ist nur die Frage, ob die Russen dies erkennen oder nicht...
Schneemann
Von Angriffen auf Russland, wenn man mal historische Ereignisse außen vor lässt (etwa Napoleon oder Hitler), wird, so verstehe ich es, gar nicht mal gesprochen, sondern es ist in gewisser Weise die "Strahlkraft" des europäischen Geistes oder der Lebensphilosophie, die irgendwie und dubios eine Gefahr wäre, die den russischen Geist zersetzen oder gefährden könn(t)e. Das erinnert beinahe an Kennans Einschätzung der Sowjetführung aus den späten 1940er Jahren, wonach die russische Führung geradezu krampfhaft eine Furcht vor dem Fremden bzw. westlichen Gedanken hat, da diese eine Gefahr für ihren Machtapparat darstellen würden. Und ähnliches lese ich auch hier aus deiner Ausführung über die Aussagen dieses Offiziers heraus.
Was aber völlig außen vor gelassen wird, ist die asiatische Gefahr bzw. die Bedrohung, die Russland aus dem Osten droht. In gewisser Weise denke ich da an das Bonmot des Comte de Maistre (Grattez le Russe et vous trouverez le Tartare), wonach man den Russen an der Oberfläche nur ankratzen müsse, um dann darunter den Tartaren (besser: Mongolen) zu finden. Denn es waren nicht Europäer, die Russland jahrhundertelang besetzt hielten und die russische Kultur gefährdeten, sondern es waren die Mongolen ab dem 13. Jahrhundert. Aber irrsinniger- und unsinnigerweise paktieren die Russen heutzutage gerade mit diesen asiatischen Völkern gegen die westliche Welt, obgleich sie selbst es waren, die sich mal als - in gewisser Weise - westlich definierten, als sie von Moskau vom "Dritten Rom" sprachen und damit die Verbundenheit zum christlichen Abendland und zu den "weißen Völkern" klar umrissen.
Und ich vermute, dass es der unsägliche Geist des Sowjetbolschewismus und dessen propagandistische Verteufelung alles westlich-demokratischen und auch christlichen (man denke an die Verwüstung der Klöster in Sowjetrussland und den staatlich verordneten Atheismus) war und ist, und hier sind wir wieder bei Kennan, der hier noch nachwirkt und der alle westlichen, demokratischen und liberalen Ideen geradezu panisch beäugt wie der Hamster die Kobra.
Und diese Angst (die ja durchaus einen wahren Kern hat, denn demokratische Systeme wirkten vor den Leichenhaufen und dem Terror Stalins und somit der Herrschaft der Bolschewisten durchaus anziehend und diese waren somit eine reale Gefahr für die verklärte "Diktatur des Proletariats" und deren "Führer") wiederum färbt auch heute noch ab bzw. schlägt unbewusst durch und führt dazu, dass man - da man derzeit aufgrund einer ebenso unfähigen wie skrupellosen Führung im internationalen Vergleich auf allen Ebenen mehr und mehr ins Hintertreffen gerät - nach radikalen "Endlösungen" strebt und annimmt, man müsse das Gegenüber vernichten, um überhaupt irgendwie eine Chance zu haben.
Aber es geht nicht um das Haben einer Chance, es geht darum, dass finstere, uralte Reflexe aus Sowjetzeiten noch am Leben sind und krampfhaft um sich schlagen - und die deswegen sogar die alten Gegner aus Asien lieber heranziehen und bemühen als zuzugeben, dass auch die Russen zu den "weißen Völkern" zählen. Denn wenn sie dies tun würden, dann wäre dies zwar nicht das Ende der russischen Kultur (entgegen allen Behauptungen), wohl aber würden die noch zuckenden, dunklen Geister des Sowjetbolschewismus endgültig zu Grabe getragen werden. Und da dies die herrschende Kamarilla in Moskau, die mit dieser Schattenwelt noch engstens verwoben ist, keineswegs riskieren kann, es wäre faktisch ja auch ihr Ende, stilisiert sie den gegenwärtigen Kampf, der im Grunde nur alleine ihr Endkampf ist, zu einem Schicksalskampf des gesamten russischen Volkes hoch.
Es ist nur die Frage, ob die Russen dies erkennen oder nicht...
Schneemann