Gestern, 13:37
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht mit einem Krieg gerechnet habe bzw. zumindest nicht mit einer full scale invasion. Dass es die Aktivitäten in der Ostukraine gibt, dass überaus skrupellos vorgegangen wird (man denke an die Vertuschungen nach dem Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges 17), dass es einen Propagandakrieg gegen den Westen gibt, dass man der Ukraine alles mögliche abstellt - dies war alles klar und auch besorgniserregend.
Aber ich hatte nur grob den Irak von 2003 und die Ukraine verglichen, und da war die Gleichung nach meinem Empfinden im Grunde recht einfach.
a) Die Ukraine ist flächenmäßig ca. 50% größer als der Irak und topographisch deutlich herausfordernder mit Sümpfen, Wäldern etc. als ein oftmals wüstenhaftes, topfebenes Gelände (vom Nordirak mal abgesehen).
b) Die Ukrainer sind nicht wie die Iraker durch jahrelange Sanktionen geschwächt, sondern erhalten Unterstützung aus dem Westen.
c) Die Amerikaner hatten 2003 deutlich mehr Truppen als die Russen 2022 vor der Ukraine-Invasion. Und trotzdem haben sie das Land nach einem Blitzerfolg und Saddams Sturz kaum unter Kontrolle bekommen.
d) Die US-Luftwaffe, deren ELINT und die US-Logistik ist denen der Russen massiv überlegen - diese Annahme hatte ich schon 2022, als ich die Russen noch deutlich stärker eingeschätzt hatte als sie es dann tatsächlich waren.
e) Die Ukrainer würden sich sicher heftiger wehren als die Iraker, einerseits aus historischen Gründen, andererseits auch deswegen, weil sie wissen, dass sie, wenn sie verlieren, ein massives Problem und flächendeckende Unterdrückung bekommen würden. Die Iraker waren im Gegenzug kaum mehr bereit, für "ihren" Saddam zu kämpfen und zu sterben...
f) Ein Angriff im Frühjahr, wo die Schlammperiode sich abzeichnet, macht keinen Sinn. Und das wissen die Russen auch.
Meine conclusio war also: Die russischen Kräfte reichen von hinten bis vorne nicht aus (und hierbei ging ich noch von aus, dass die russischen Truppen zumindest weitgehend in gut ausgestattetem und ausgebildetem Zustand sich befinden würden; dass es dann so eine desolate und unterversorgte Räuberbande war, hatte ich nicht angenommen), der Zeitpunkt ist boden- und wetterspezifisch ungünstig, der Gegner würde sich zäh wehren und die russische Logistik müsste zumindest auch als fraglich angesehen werden.
Folglich musste es also ein anderes Ziel geben. Und dieses, so nahm ich 2021/22 an, ist es, massivsten psychologischen Druck im Rahmen einer "Maskirowka" aufzubauen, um den Westen zu verunsichern und um Zugeständnisse zu erpressen, egal ob nun bzgl. der Ukraine, von der EU oder/und von der NATO.
Dass diese Hasardeure im Kreml aber dann tatsächlich zur Großoffensive antraten, hatte ich nicht erwartet (und in den ersten Tagen war ich durchaus etwas sprachlos). Sie hätten es eigentlich besser wissen müssen.
Schneemann
Aber ich hatte nur grob den Irak von 2003 und die Ukraine verglichen, und da war die Gleichung nach meinem Empfinden im Grunde recht einfach.
a) Die Ukraine ist flächenmäßig ca. 50% größer als der Irak und topographisch deutlich herausfordernder mit Sümpfen, Wäldern etc. als ein oftmals wüstenhaftes, topfebenes Gelände (vom Nordirak mal abgesehen).
b) Die Ukrainer sind nicht wie die Iraker durch jahrelange Sanktionen geschwächt, sondern erhalten Unterstützung aus dem Westen.
c) Die Amerikaner hatten 2003 deutlich mehr Truppen als die Russen 2022 vor der Ukraine-Invasion. Und trotzdem haben sie das Land nach einem Blitzerfolg und Saddams Sturz kaum unter Kontrolle bekommen.
d) Die US-Luftwaffe, deren ELINT und die US-Logistik ist denen der Russen massiv überlegen - diese Annahme hatte ich schon 2022, als ich die Russen noch deutlich stärker eingeschätzt hatte als sie es dann tatsächlich waren.
e) Die Ukrainer würden sich sicher heftiger wehren als die Iraker, einerseits aus historischen Gründen, andererseits auch deswegen, weil sie wissen, dass sie, wenn sie verlieren, ein massives Problem und flächendeckende Unterdrückung bekommen würden. Die Iraker waren im Gegenzug kaum mehr bereit, für "ihren" Saddam zu kämpfen und zu sterben...
f) Ein Angriff im Frühjahr, wo die Schlammperiode sich abzeichnet, macht keinen Sinn. Und das wissen die Russen auch.
Meine conclusio war also: Die russischen Kräfte reichen von hinten bis vorne nicht aus (und hierbei ging ich noch von aus, dass die russischen Truppen zumindest weitgehend in gut ausgestattetem und ausgebildetem Zustand sich befinden würden; dass es dann so eine desolate und unterversorgte Räuberbande war, hatte ich nicht angenommen), der Zeitpunkt ist boden- und wetterspezifisch ungünstig, der Gegner würde sich zäh wehren und die russische Logistik müsste zumindest auch als fraglich angesehen werden.
Folglich musste es also ein anderes Ziel geben. Und dieses, so nahm ich 2021/22 an, ist es, massivsten psychologischen Druck im Rahmen einer "Maskirowka" aufzubauen, um den Westen zu verunsichern und um Zugeständnisse zu erpressen, egal ob nun bzgl. der Ukraine, von der EU oder/und von der NATO.
Dass diese Hasardeure im Kreml aber dann tatsächlich zur Großoffensive antraten, hatte ich nicht erwartet (und in den ersten Tagen war ich durchaus etwas sprachlos). Sie hätten es eigentlich besser wissen müssen.
Schneemann