Gestern, 15:52
FOCUS schrieb:Zutat 4: Der Irrglaube, ETFs steigen immer
Jahrelang haben vermeintliche Experten wie Finfluencer Anlegern erzählt, dass Aktienmärkte langfristig immer steigen. Ihre Aussagen belegten sie mit Indizes aus den USA, aus Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg oder eine Handvoll weiterer Länder.
Sie übersehen die wichtigste Lektion:
Der britische Leitindex FTSE 100 stieg seit 2001 im Schnitt rund 1,6 Prozent im Jahr. Einen ETF auf den Index anzusparen, lohnte sich, Gebühren eingerechnet, kaum. Je nach Einstiegszeitpunkt verbuchten Anleger wenig Gewinn oder sogar einen Verlust.
Der spanische Leitindex IBEX 35 stand 2007 höher als heute. Seit 1997 bewegt er sich weitgehend seitwärts. Auch hier verbuchten ETF-Sparer kaum Gewinn oder Verlust.
Der portugiesische Aktienindex PSI dümpelt seit 2009 in etwa halb so hoch wie zu seinen Höchstständen der Jahre 2001 und 2007 vor sich hin. Wieder kaum Gewinn oder Verlust.
Die meisten Aktienindizes entwickelten sich in der Vergangenheit langfristig deutlich schlechter als Dax und Dow Jones. Oft wären Anleger mit festverzinslichen Papieren besser bedient gewesen. Weil Finfluencer aber meist nachreden, was US-Experten für den eigenen Markt berechnet haben, sagen sie Absurdes wie: „Über 15 Jahre ist der Markt bislang immer gestiegen.“ Das stimmt schlicht nicht.
Es erzählt doch niemand, der halbwegs orientiert als Finfluencer unterwegs ist, Investments zu tätigen, die schlicht britische, spanische oder portugiesische (wtf) Indizes abbilden.
Genauso wird es nur wenige Gestalten geben, die damit werben, dass Aktienmärkte oder ETFs "langfristig immer steigen" und es (insinuiert) egal ist in welchen ETF oder Index man investiert.
Das ist es sicherlich nicht und wer behauptet es mach keinen Unterschied in Portugal oder den USA oder den MSCI World zu investierten ist nicht ganz dicht. Es ist mir ehrlich gesagt schleierhaft wie man überhaupt auf dieses schmale Brett kommt und entsprechendes in den Raum stellt.
Warum ETF? Schlicht weil die Grundaussage wonach "die Märkte" immer steigen entgegen den Behauptungen des Autors grundsätzlich richtig ist. Schlicht weil das viele Spielgeld das Tag für Tag von den Notenbanken in die Wirtschaft gepumpt wird in unserem aktuellen System irgendwo hin muss. Das hebt neben anderen Assetklassen auch die Aktienmärkte. Wer hier meint in unserer überschuldeten First World passiv auf das Sparbuch zu setzen und auf höhere Leitzinsen zu hoffen sieht in die Röhre.
Wer da als Anleger mit langfristigen Horizont (junger Mensch spart fürs alle) eine möglichst risikolose Anlageform mit minimalen Aufwand sucht und dennoch die (historisch) höhere Rendite an den Aktienmärkten wenigstens ansatzweise mitnehmen möchte wird an ETFs kaum vorbeikommen.
Dabei geht es natürlich nicht um irgendeine Sektorwette auf portugiesische Indizis, Ursualas Green New Deal, Trumps neues Goldenes Zeitalter oder sonst irgendetwas, sondern ganz schlicht und einfach um den Umstand, dass der MSCI World als sehr breit gestreuter und damit sehr risikoarmer Index entgegen den Behauptungen des Autors seit fünfzig Jahren halt nun mal doch "über 15 Jahre immer gestiegen ist":
https://de.statista.com/statistik/daten/...seit-1969/
Natürlich wird mit den angepriesenen festverzinslichen Papieren auch keine Armut ausbrechen, aber wer meint im Vergleich dazu wäre der MSCI World ein Probleminvestment ist ziemlich schief gewickelt.
Genauso wer der Idee nachhängt es sei irgendwie sinnvoll, die US Wirtschaft und Aktienmärkte mit denen Portugals zu vergleichen.
Ansonsten gilt das alte Sprichwort: Politische Börsen haben kurze Beine.