(Luft) Nachfolge Kampfhubschrauber Tiger
Zitat:Der Kampfhubschrauber war schon vor dem Ukrainekrieg auf dem modernen Gefechtsfeld obsolet, mit nunmehr tausenden und abertausenden Drohnen im Battlespace hat er buchstäblich keinen Platz mehr.

Zitat:Hinzuzufügen ist, dass der "Zukunfts Kanpf-Heli" dann mit >10Km Abstandswaffen und Eloka etc. (um den Drohne zu entgehen) NICHTS tut, was moderne Artillerie/Mörser (oder zukünftig Angriffs Drohnen) vom Boden aus nicht auch könnten....zum Bruchteil des Preises eines Kamphubschraubers und mit wesentlich geringerem menschliches Verlustrisko.

Bei aller Liebe für moderne Drohnentechnologie, muss ich hier mal ein bisschen bremsen. Drohnen haben ihre Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld bewiesen, aber sie sind keine Wunderwaffe die jegliche vorherige Technik obsolet machen, ganz im Gegenteil. So schnell wird die Drohne den Kampfhubschrauber nicht ersetzen, dafür gibts mehrere Gründe.


Fähigkeiten und Kapazität
Drohnen können in den meisten Fällen deutlich weniger als Kampfhubschrauber. Sie sind langsamer, haben eine geringere Reichweite, eine geringere Nutzlast (somit auch eine geringere Waffenkapazität), sind extrem wetterabhängig und sind in den meisten Fällen nur auf für einziges Einsatzprofil befähigt.

Eine anti-personell FPV Drohne kann auch wirklich nur anti-personell Operationen durchführen. Man kann mit ihr keine Panzer oder gepanzerte Fahrzeuge bekämpfen und keine befestigten Strukturen angreifen da sie nicht über entsprechende Sensoren und Effektoren verfügt.

Dazu sind die meisten Drohnen die aktuell im Ukrainekrieg eingesetzt werden "line of sight" Plattformen die auf Basis von GPS und Sicht bedient werden. Sie verfügen nicht über eigene onboard Systeme die bei Navigation oder Zielerfassung helfen. Sollte das Wetter mal nicht mitspielen, sind diese Plattformen effektiv nutzlos. Nachtoperationen fallen für die Meisten ebenfalls aus. Dazu kann je nach Wetterlage das vergleichsweise geringe Gewicht der meisten Drohnen zum Problem werden, besonders bei Wind, Regen, Hagel oder extremen Temperaturen, was dann ebenfalls dazu führt, dass die Drohne bei solchen Bedingungen eingeschränkt oder gar nicht einsetzbar ist.

Reichweite wird, gerade mit zugeladener Bewaffnung, ebenfalls zu einem Problem aber dazu komm ich später noch.

Diese ganzen Einschränkungen haben Kampfhubschrauber eben nicht. Sie verfügen über eigene und vor allem umfangreichere Sensorik, womit sie weder von der Tageszeit noch (in den meisten Fällen) vom Wetter beeinflusst werden. Auch laufen sie durch Features wie fly-by-wire und Enteisungs-/Wärmeschutzsysteme deutlich weniger Gefahr, durch Witterungsbedingungen beeinträchtigt oder gar beschädigt zu werden. Geschwindigkeit und Dienstgipfelhöhe sind größer, womit sie auf dem Schlachtfeld mobiler sind und möglichen Gefahren effektiv ausweichen können. Sie haben eine deutlich höhere Nutzlast, was die mitführbare Masse und Vielseitigkeit der Effektoren (und somit auch die mögliche Gefechtsdauer und Wirkung) vergrößert. Ausrüstung und Bewaffnung sind simple modulare "bolt on" Systeme und können ohne tiefgreifende Umbauten ausgetauscht, angepasst und nachgeladen werden. Ein Kampfhubschrauber, der morgens "weiche" Infanteriestellungen bekämpft hat, kann mittags Fahrzeuge bekämpfen und Abends den Rückzug von Bodentruppen decken oder MedEvac durchführen. Alles das können Drohnen so nicht.

Mögliche Einsatzprofile
Auch wenn die Drohnenaufnahmen des Ukrainekriegs das so suggerieren mögen, finden Gefechte nicht in den Grenzen eines Levels mit klar definierten und starren Einsatzzielen statt. Die Bekämpfung von Bodenzielen ist eines der anstehenden Einsatzprofile, aber bei weitem nicht das einzige. Eine Plattform muss nicht nur in der Lage sein, Ziele zu erfassen und zu bekämpfen. Sie muss auch in der Lage sein, Eskortaufgaben bspw für Luftlandeoperationen zu übernehmen, Feuerschutz für Bodentruppen zu stellen, idealerweise kritisch Verwundete auszufliegen, Truppenkontingente oder bspw auch Spezialkräfte einzufliegen und vor allem längere Zeit mobil im Gefecht oder in der Nähe eines Gefechts zu bleiben. Oder in anderen Worten - gebraucht wird ein multi purpose Kampfhubschrauber.

Reichweite
Und das ist wahrscheinlich der größte Knackpunkt. Die meisten Drohnen, besonders Loitering Munitions, verfügen über eine vergleichsweise geringe Reichweite. Der Erfahrungen des Ukrainekriegs kann man hier nur begrenzt als Ansatzpunkt nehmen, da die Ukraine einen für das 21. Jhr. relativ ungewöhnlichen Stellungskrieg führt. Der Frontverlauf ist seit Monaten, teilweise Jahren, statisch und bewegt sich nur in den seltensten Fällen substanziell. Somit sind beide Seiten in der Lage, Drohnentechnologie im großen Stil einzusetzen. Operationsbasen und Lager für Drohnen können befestigt und in Frontnähe angelegt werden, womit die benötigte Reichweite der Plattformen vergleichsweise gering ausfällt.

In einem Bewegungskrieg hingegen stößt man hier auf extreme Probleme. Die kurze Reichweite bedeutet, dass Drohnen, ihre Ausrüstung, ihre Infrastruktur (bspw. Ladestationen, Controlling) etc bei jeglicher Art von Frontverlaufsänderung mit verlegt werden müssen. Alles muss mobil und vor allem einfach zerlegbar sein um entsprechend schnell verlegen zu können. Das ist bei kleineren Aufklärungsdrohnen bspw bei den Spähern kein so großes Problem da wir dort von einer relativ geringen Stückzahl sprechen die in den eigenen Fahrzeugen oder am Mann mitgeführt werden kann. Bei tausenden oder gar zehntausenden von Drohnen mit allem was dazu gehört, stoßen wir hier allerdings auf einen logistischen Albtraum, den ich mir gar nicht ausmalen mag.

Einen Kampfhubschrauber hingegen verfügt über eine deutlich größere Reichweite und vor allem einen geringeren Bedarf an Infrastruktur was day-to-day-operations angeht. Mal abgesehen von Reparaturen und Wartung benötigt ein Kampfhubschrauber lediglich eine freie Fläche, einen Tanklaster und eine Kiste mit Munition. Bereits bestehende Infrastruktur wie Flugplätze in der Umgebung können dafür ebenfalls genutzt werden. Auch temporäre Operationsbasen in einiger Distanz zum Frontverlauf, bieten sich hierfür an, da dort sowieso bereits Logistikoperationen in sicherer Entfernung stattfinden, was den Nachschub nochmals erleichtert.

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In Anbetracht all dieser Faktoren, bin ich trotzdem dafür, sich von dem Konzept des "klassischen" Kampfhubschraubers zu verabschieden und zukünftig auf "leichte" Kampfhubschrauber zu setzen. Wobei der Begriff "multi purpose combat helicopter" oder "combat utility helicopter" hier vermutlich besser passt, als der Begriff "Kampfhubschrauber". Zwar verfügen klassiche Kampfhubschrauber über eine höhere Kampfkraft, aber die Vorteile der Mehrzweckverwendung sind hier glaube ich nicht zu ignorieren. Zumal man von somit auch eine deutlich größere Stückzahl beschaffen kann, was auch nochmal eine gewisse Qualität mit sich bringt.
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Nachfolge Kampfhubschrauber Tiger - von Helios - 18.03.2023, 10:45
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