20.02.2025, 13:24
@ Quintus:
Ich glaube, du denkst da zu logisch und die Sachen zu sehr bis zum Schluss.
Ich bin zwar ebenfalls der Meinung, dass sich Deutschland bereits unter einem französischen Schutzschirm befindet, aber die Franzosen sehen ihre Force de Frappe rein als strategische Option. Sollten jetzt die britischen und Teilhabe-Waffen wegfallen, dann hätte Europa keine A-Waffen in einer substrategischen Dimension mehr. Du hältst das für vertretbar, weil du eine konventionelle Abschreckung für sinnvoller hältst. Letztere Ansicht teile ich auch, nur handeln nicht alle derart rational. Wer sagt dir denn, das Putin das auch so sieht, dass der sich von konventioneller Schlagkraft tatsächlich abschrecken lässt, wenn sein eigener Bunker außerhalb deren Reichweite liegt? Warum hat denn halb Deutschland solche Angst vorm Atomkrieg statt vor der Feuer- und Fleischwalze oder der Sabotage unserer Infrastruktur? Weil nukleare Abschreckung nicht rein logisch-rational funktioniert.
Zudem käme eine solche konventionelle Zweitschlagfähigkeit in einem großen Konflikt sinnvollerweise bereits ohne einen vorhergehenden Atomwaffeneinsatz zur Anwendung, weil wir ja wissen, wie wichtig es wäre, einen solchen Krieg so schnell wie möglich durch massive Feuerkraft für sich zu entscheiden. Wo wäre dann noch das eigene Eskalationspotential, um bspw. auf einen begrenzten Atomwaffeneinsatz im Baltikum zu reagieren?
Meine Vorstellung einer atomaren Bewaffnung Deutschlands wäre nichts anderes als eine begrenzte, also substrategische Option zur Abdeckung der Lücke zwischen der Force de Frappe und der zusätzlich vorzuhaltenden konventionellen Mittelstrecken-Abschreckung. (Alle drei aufeinander und miteinander abgestimmt.) Da reden wir über wenige Sprengköpfe begrenzter Wirkung, die auch als solche klar zu erkennen sein müssen, um bei einer Anwendung eben nicht den Anschein eines strategischen Schlages aufkommen zu lassen.
Der Bedarf dazu besteht, damit nicht die strategische Abschreckung des Feindes dafür sorgt, dass er substrategisch zuschlagen kann, weil er weiß, dass uns nur eine strategische Antwortoption zur Verfügung steht. Und das wäre der Fall, wenn wir unsere konventionelle Abschreckung auch außer- bzw. unterhalb einer nuklearen Eskalation einsetzen würden, was wir tun müssten.
(Diskussionen über atomare Abschreckung erfordern eigentlich eigene Zeitformen.
Sowas wie Plusquamdestruktiv oder so)
Ich glaube, du denkst da zu logisch und die Sachen zu sehr bis zum Schluss.
Ich bin zwar ebenfalls der Meinung, dass sich Deutschland bereits unter einem französischen Schutzschirm befindet, aber die Franzosen sehen ihre Force de Frappe rein als strategische Option. Sollten jetzt die britischen und Teilhabe-Waffen wegfallen, dann hätte Europa keine A-Waffen in einer substrategischen Dimension mehr. Du hältst das für vertretbar, weil du eine konventionelle Abschreckung für sinnvoller hältst. Letztere Ansicht teile ich auch, nur handeln nicht alle derart rational. Wer sagt dir denn, das Putin das auch so sieht, dass der sich von konventioneller Schlagkraft tatsächlich abschrecken lässt, wenn sein eigener Bunker außerhalb deren Reichweite liegt? Warum hat denn halb Deutschland solche Angst vorm Atomkrieg statt vor der Feuer- und Fleischwalze oder der Sabotage unserer Infrastruktur? Weil nukleare Abschreckung nicht rein logisch-rational funktioniert.
Zudem käme eine solche konventionelle Zweitschlagfähigkeit in einem großen Konflikt sinnvollerweise bereits ohne einen vorhergehenden Atomwaffeneinsatz zur Anwendung, weil wir ja wissen, wie wichtig es wäre, einen solchen Krieg so schnell wie möglich durch massive Feuerkraft für sich zu entscheiden. Wo wäre dann noch das eigene Eskalationspotential, um bspw. auf einen begrenzten Atomwaffeneinsatz im Baltikum zu reagieren?
Meine Vorstellung einer atomaren Bewaffnung Deutschlands wäre nichts anderes als eine begrenzte, also substrategische Option zur Abdeckung der Lücke zwischen der Force de Frappe und der zusätzlich vorzuhaltenden konventionellen Mittelstrecken-Abschreckung. (Alle drei aufeinander und miteinander abgestimmt.) Da reden wir über wenige Sprengköpfe begrenzter Wirkung, die auch als solche klar zu erkennen sein müssen, um bei einer Anwendung eben nicht den Anschein eines strategischen Schlages aufkommen zu lassen.
Der Bedarf dazu besteht, damit nicht die strategische Abschreckung des Feindes dafür sorgt, dass er substrategisch zuschlagen kann, weil er weiß, dass uns nur eine strategische Antwortoption zur Verfügung steht. Und das wäre der Fall, wenn wir unsere konventionelle Abschreckung auch außer- bzw. unterhalb einer nuklearen Eskalation einsetzen würden, was wir tun müssten.
(Diskussionen über atomare Abschreckung erfordern eigentlich eigene Zeitformen.
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