16.02.2025, 09:31
@Diogenes
Um die Auswüchse und teils völlig überzogenen Allüren der immer wieder ins Spiel gebrachten "Wokeness" oder der "Linken" (wobei in den USA links noch etwas anders definiert wird als in Europa) in den staatlichen Einrichtungen zu beseitigen, hätten vermutlich 15% der bisherigen Aktivitäten von DOGE völlig ausgereicht. Aber die Eingriffe gehen weit über das hinaus, ja, sie stellen den bisherigen Staat faktisch in Frage.
Insofern glaube ich, dass der von rechten Kreisen propagierte Kampf gegen "Wokeness" nur ein vorgeschobenes Vehikel war, welches von konservativen und rechten Medien gerne transportiert wurde (wobei sich die Reporter, die dies argumentativ aufbereiteten, sich - so denke ich - gar nicht ganz darüber im Klaren waren und sind, welche eigentliche Intention dahintersteht). Fox News bspw. wettert gerne gegen die "Wokeness" und es fehlt nicht viel, und man könnte beim Lesen der Artikel dort annehmen, dass die USA nach der Gefahr einer "roten Flut" (zu Reagan-Zeiten) sich derzeit der Gefahr einer "rosa Flut" ausgesetzt sehen würden. Indessen jedoch denke ich nicht, dass der durchschnittliche Fox News-Reporter den Staat abschaffen will.
Bleibt also die Frage, was eigentlich intendiert ist? Und da werden die Aussichten tatsächlich sehr trübe. In mehrerlei Hinsicht.
Im worst case ist es genau das, was ich schon umrissen hatte: Die Zerschlagung des Staates und die Neuerrichtung eines entkernten Pseudo-Staates, der vordergründig als effizient verkauft wird, der aber insgeheim nur ein willfähriges Instrument einer Gruppierung von extrem reichen und einflussreichen Tech-Größen einerseits und erzreaktionären und auch dünnhäutigen Politikern andererseits wird. Und während sich dieses Konglomerat neue Pfründe eröffnet - Stichwort: Gilded Age des Tech-Zeitalters - verkommt das Land zu einer illiberalen Pseudodemokratie, wo rechte Verschwörungstheoretiker und klerikale Blut-und-Boden-Erotiker sich die Klinke in die Hand geben.
Unabhängig davon, dass - wie auch schon einmal angeschnitten - in diesem Staat für den durchschnittlichen Trump-Wähler kein Platz ist, würden, wenn denn dieses Theoriemodell zuträfe, die USA vor der schwersten Verfassungskrise seit ihrer Gründung oder zumindest seit dem Bürgerkrieg stehen.
Schneemann
Zitat:Das war von langer Hand geplant und die Zerschlagung der Instituitionen ist die Strategie.Ehrlich gesagt neige ich dazu, das mehr und mehr auch so zu sehen.
Um die Auswüchse und teils völlig überzogenen Allüren der immer wieder ins Spiel gebrachten "Wokeness" oder der "Linken" (wobei in den USA links noch etwas anders definiert wird als in Europa) in den staatlichen Einrichtungen zu beseitigen, hätten vermutlich 15% der bisherigen Aktivitäten von DOGE völlig ausgereicht. Aber die Eingriffe gehen weit über das hinaus, ja, sie stellen den bisherigen Staat faktisch in Frage.
Insofern glaube ich, dass der von rechten Kreisen propagierte Kampf gegen "Wokeness" nur ein vorgeschobenes Vehikel war, welches von konservativen und rechten Medien gerne transportiert wurde (wobei sich die Reporter, die dies argumentativ aufbereiteten, sich - so denke ich - gar nicht ganz darüber im Klaren waren und sind, welche eigentliche Intention dahintersteht). Fox News bspw. wettert gerne gegen die "Wokeness" und es fehlt nicht viel, und man könnte beim Lesen der Artikel dort annehmen, dass die USA nach der Gefahr einer "roten Flut" (zu Reagan-Zeiten) sich derzeit der Gefahr einer "rosa Flut" ausgesetzt sehen würden. Indessen jedoch denke ich nicht, dass der durchschnittliche Fox News-Reporter den Staat abschaffen will.
Bleibt also die Frage, was eigentlich intendiert ist? Und da werden die Aussichten tatsächlich sehr trübe. In mehrerlei Hinsicht.
Im worst case ist es genau das, was ich schon umrissen hatte: Die Zerschlagung des Staates und die Neuerrichtung eines entkernten Pseudo-Staates, der vordergründig als effizient verkauft wird, der aber insgeheim nur ein willfähriges Instrument einer Gruppierung von extrem reichen und einflussreichen Tech-Größen einerseits und erzreaktionären und auch dünnhäutigen Politikern andererseits wird. Und während sich dieses Konglomerat neue Pfründe eröffnet - Stichwort: Gilded Age des Tech-Zeitalters - verkommt das Land zu einer illiberalen Pseudodemokratie, wo rechte Verschwörungstheoretiker und klerikale Blut-und-Boden-Erotiker sich die Klinke in die Hand geben.
Unabhängig davon, dass - wie auch schon einmal angeschnitten - in diesem Staat für den durchschnittlichen Trump-Wähler kein Platz ist, würden, wenn denn dieses Theoriemodell zuträfe, die USA vor der schwersten Verfassungskrise seit ihrer Gründung oder zumindest seit dem Bürgerkrieg stehen.
Schneemann