16.02.2025, 00:38
Broensen:
Natürlich, dass kommt hier noch dazu. Aber das ändert nichts an der Frage der grundlegenden strategischen Ausrichtung. Und diese muss man im Kontext des jeweiligen Zeitraums betrachten. Wir haben hier verschiedene Bereiche welche darnieder liegen, wir haben eine begrenzte Menge Zeit und eine begrenzte Menge an Mitteln. Und nichts auf der Welt, auch kein noch so hoher Wehretat, ändert etwas daran, dass diese eine Frage, die Frage der strategischen Ausrichtung eine zeitkritische ist.
Weil wir diese Kapazitäten auf einem Schiff sehr schnell an kritische Stellen verlegen können und sie nicht ständig dort vorhalten müssen und weil sie an Land in einem begrenzten Kriegsraum keinen Raum hinter sich haben in welchen sie sich zurückziehen können. Gerade in Bezug auf das Baltikum sind bodengestützte Systeme der Luftraumverteidigung sehr schnell an die Küste gedrängt und ins Meer geworfen. Darüber hinaus kann man auf dem Wasser hier mehr Abstand halten und hat einen größeren Raum in welchem der Gegner einen erstmal auftreiben und dann angesichts der eigenen Abwehrfähigkeiten mehrerer solcher Schiffe zusammen auch erstmal wirklich treffen muss. In diesem Kontext möchte ich mal darauf verweisen dass entsprechende Schiffe schon oft in solchen Szenarien entsprechend immens wertvolle Dienste geleistet haben.
Im übrigen schrieb ich genau genommen nicht Fregatten. Ansonsten ja, deine Ausführungen entsprechend ja im Prinzip dem was ich zur Ausrichtung der Marine schon oft so geschrieben habe. Und auch die Grundaussage, dass man viele Fähigkeiten statt auf Schiffe auf Land- und Lufteinheiten abstützen sollte, habe ich hier im Forum ja schon sehr oft so geschrieben, über viele Jahre hinweg (Küstenbatterien, Marinefliegerei usw.)
Wenn wir die Nordflotte gleich zu Kriegsbeginn weitgehend aus der Luft zerstören einschließlich ihrer gesamten Hafeninfrastruktur, wäre uns damit besser gedient. Und die paar U-Boote die da übrig bleiben wird man anfangs so oder so nicht greifen können. Die wird man langsam und mühsam abarbeiten müssen, so oder so. Hierfür sollte man so wenig Mittel wie notwendig ansetzen, weil dies ansonsten gerade eben für die Russen einen Vorteil darstellt, wenn wir erhebliche Mittel für weniger erhebliche Ziele binden.
Natürlich. Aber dann stelle ich dir die gleiche Frage wie Helios: welche Enge? Gegen welchen Feind? Was exakt ist der Auftrag? Wie wird dieser exakt erfüllt? Was ist dafür notwendig?
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, wie genau deutsche Fregatten die Straße von Hormuz gegen den Iran frei kämpfen !
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, wie genau deutsche Fregatten eine Sperre der Bab al Mandab Straße verhindern !
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, was deutsche Fregatten exakt bei einem Krieg mit der Türkei im Mittelmeer leisten sollen !
Einige Fregatten und Zerstörer reichen dafür bei einem ernsthaften Krieg gegen den Iran in keinster Weise. Und selbst gegen weniger problematische Gegner wie die Houthis werden wir das faktisch nur dann leisten könnten, wenn Deutschland einen massiven Schwerpunkt bei der Marinerüstung leistet und damit in dieser zeitkritischen Phase andere Bereiche vernachlässigt. Dann kannst du zwar ohne die USA das Rote Meer sichern, verlierst aber den Krieg gegen Russland. Zeitkritisch ist hier das entscheidende Wort.
Aktuell, hier und heute, können wir ohne die USA nicht mal mit den lächerlichen Houthis fertig werden.
Solche Ideen gefallen mir naturgemäß sehr gut. Schade dass noch keiner sonst darauf eingegangen ist.
Ich würde eine solche Streitkraft aber nicht zwingend als eigene Teilstreitkraft sehen (so eine Art deutsches USMC), sondern man könnte sie auch als eine Art Joint Command aufstellen, das von den anderen Teilstreitkräften zusammen gestellt wird, spezifisch für den Krieg in Osteuropa.
Zitat: die Probleme unserer Streitkräfte und auch der Marine bestehen ja zu allererst darin, dass wir "die PS nicht auf die Straße bringen" aufgrund dysfunktionaler Strukturen, Bürokratismus und diverser anderer systemischer Schwächen.
Natürlich, dass kommt hier noch dazu. Aber das ändert nichts an der Frage der grundlegenden strategischen Ausrichtung. Und diese muss man im Kontext des jeweiligen Zeitraums betrachten. Wir haben hier verschiedene Bereiche welche darnieder liegen, wir haben eine begrenzte Menge Zeit und eine begrenzte Menge an Mitteln. Und nichts auf der Welt, auch kein noch so hoher Wehretat, ändert etwas daran, dass diese eine Frage, die Frage der strategischen Ausrichtung eine zeitkritische ist.
Zitat:Jede Einheit auf dem Land ist einer auf dem Wasser vorzuziehen, wenn sie das gleiche leisten kann. Denn Schiffe sind teuer, komplex und versenkbar. Warum sollten wir dem Gegner ein Hochwertziel in Form einer AAW-Fregatte präsentieren, wenn Raketenbatterien auf Lkws an der Küste das gleiche Ergebnis bringen könnten?
Weil wir diese Kapazitäten auf einem Schiff sehr schnell an kritische Stellen verlegen können und sie nicht ständig dort vorhalten müssen und weil sie an Land in einem begrenzten Kriegsraum keinen Raum hinter sich haben in welchen sie sich zurückziehen können. Gerade in Bezug auf das Baltikum sind bodengestützte Systeme der Luftraumverteidigung sehr schnell an die Küste gedrängt und ins Meer geworfen. Darüber hinaus kann man auf dem Wasser hier mehr Abstand halten und hat einen größeren Raum in welchem der Gegner einen erstmal auftreiben und dann angesichts der eigenen Abwehrfähigkeiten mehrerer solcher Schiffe zusammen auch erstmal wirklich treffen muss. In diesem Kontext möchte ich mal darauf verweisen dass entsprechende Schiffe schon oft in solchen Szenarien entsprechend immens wertvolle Dienste geleistet haben.
Zitat:wenn du einen Fokus auf die Ostsee unter Verzicht auf andere Einsatzräume forderst, dann sollten sich Fregatten erledigt haben und auch U-Boote mit großer Reichweite/Ausdauer. Außerdem auch Versorger, über kleine Tender für Bootsgruppen und unbemannte Systeme hinaus. Für Hubschrauber sollte man dann dringend über Tiltrotor u.ä. Konzepte großer Reichweite nachdenken, die keine schwimmenden Helidecks erfordern, wodurch auch die Korvetten noch kleiner und signaturärmer ausgelegt werden können.
Im übrigen schrieb ich genau genommen nicht Fregatten. Ansonsten ja, deine Ausführungen entsprechend ja im Prinzip dem was ich zur Ausrichtung der Marine schon oft so geschrieben habe. Und auch die Grundaussage, dass man viele Fähigkeiten statt auf Schiffe auf Land- und Lufteinheiten abstützen sollte, habe ich hier im Forum ja schon sehr oft so geschrieben, über viele Jahre hinweg (Küstenbatterien, Marinefliegerei usw.)
Zitat:Wenn wir die Nordflotte in der Barentssee oder sogar in Murmansk festhalten können, dann ist der Nordatlantik weitestgehend gesichert.
Wenn wir die Nordflotte gleich zu Kriegsbeginn weitgehend aus der Luft zerstören einschließlich ihrer gesamten Hafeninfrastruktur, wäre uns damit besser gedient. Und die paar U-Boote die da übrig bleiben wird man anfangs so oder so nicht greifen können. Die wird man langsam und mühsam abarbeiten müssen, so oder so. Hierfür sollte man so wenig Mittel wie notwendig ansetzen, weil dies ansonsten gerade eben für die Russen einen Vorteil darstellt, wenn wir erhebliche Mittel für weniger erhebliche Ziele binden.
Zitat:Natürlich kann man nicht alleine überall alles sichern und jedem Frachter einen Zerstörer mitgeben. Darum geht es aber auch nicht, es geht um neuralgische Punkte.
Natürlich. Aber dann stelle ich dir die gleiche Frage wie Helios: welche Enge? Gegen welchen Feind? Was exakt ist der Auftrag? Wie wird dieser exakt erfüllt? Was ist dafür notwendig?
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, wie genau deutsche Fregatten die Straße von Hormuz gegen den Iran frei kämpfen !
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, wie genau deutsche Fregatten eine Sperre der Bab al Mandab Straße verhindern !
Allgemeinplätze beantworten nicht die Frage, was deutsche Fregatten exakt bei einem Krieg mit der Türkei im Mittelmeer leisten sollen !
Zitat:Der Golf von Aden und das Rote Meer sind mit einigen Fregatten und Zerstörern auch zu sichern, sofern diese ausreichend befähigt und nachversorgt sind.
Einige Fregatten und Zerstörer reichen dafür bei einem ernsthaften Krieg gegen den Iran in keinster Weise. Und selbst gegen weniger problematische Gegner wie die Houthis werden wir das faktisch nur dann leisten könnten, wenn Deutschland einen massiven Schwerpunkt bei der Marinerüstung leistet und damit in dieser zeitkritischen Phase andere Bereiche vernachlässigt. Dann kannst du zwar ohne die USA das Rote Meer sichern, verlierst aber den Krieg gegen Russland. Zeitkritisch ist hier das entscheidende Wort.
Aktuell, hier und heute, können wir ohne die USA nicht mal mit den lächerlichen Houthis fertig werden.
Zitat:Mal eine unkonventionelle Idee dazu: Wir könnten für die Ostsee eine ganz neue Teilstreitkraft aufstellen. Und zwar bewusst nicht als Seestreitkraft, sondern eher als Marineinfanterie wie das USMC, nur halt stärker regional fixiert und somit spezialisiert auf die Binnenmeerkriegsführung. Mit eigenen Booten, Hubschraubern, Flugzeugen etc. Konzeptionell von der Küste aus gedacht, nicht vom Wasser. Mehr defensiv/sperrend als offensiv/öffnend, also Minenkampf, Raketenstellungen und eben Jagd-/Spezialkräfte. Wie du es auch schreibst: auf die Unterstützung des Landkriegs fokussiert. Und auch in der Mentalität nicht auf die Weite der Meere ausgerichtet, sondern den Schutz der Heimat und eigener Kräfte an Land.
Solche Ideen gefallen mir naturgemäß sehr gut. Schade dass noch keiner sonst darauf eingegangen ist.
Ich würde eine solche Streitkraft aber nicht zwingend als eigene Teilstreitkraft sehen (so eine Art deutsches USMC), sondern man könnte sie auch als eine Art Joint Command aufstellen, das von den anderen Teilstreitkräften zusammen gestellt wird, spezifisch für den Krieg in Osteuropa.