01.02.2025, 23:22
(01.02.2025, 22:10)Helios schrieb: Auf welcher Grundlage? Die Erfolgsquote einer Bewertung sagt nichts über deren Wirksamkeit aus, genauso wenig wie die Erfolgsquote von nachgeschalteten Tests etwas über die Wirksamkeit vorheriger Bewertungen aussagt. Wenn es da eine auch nur ansatzweise zwingende Kausalität gäbe, dann wäre die Bewertung selbst in gewisser Weise obsolet.
Die Realität ist etwas komplexer. Ein einfacher MCQ Filter-Test als "Self-Assessment" zuhause am PC verursacht einen anderen Aufwand und Kosten, als jeden der 28000 Beweber einzeln von einem Psychologen untersuchen zu lassen. D.h. es kommt durchaus auf die Reihenfolge der Testung an.
Es gibt hier einen Zielkonflikt zwischen a) Einsparung von Kosten und b) Vermeidung von vorzeitigem Ausschluss talentierter und geeigneter Personen. Wenn man Kosten sparen möchte, dann setzt man den Filter mit den feinsten Maschen an den Anfang. Das neue BA hat z.B. in 2014 nur 14% durchgelassen. Diese 14% mögen zwar grundsätzlich eine gute Arbeitsmoral haben, ob sie aber auch Talent für den Job als ATC mitbringen kann ein MCQ mit Fragen, wieviele Stunden man Sport macht, oder welches das schlechteste benotete Fach an der Highschool war, bzw. was der sozioökonomische Background ist, nicht beantworten. Tatsächlich ergänzt der BA den Skilltest nur, er kann ihn nicht ersetzen. An erste Stelle gesetzt, lässt er aber reihenweise talentierte Kandidaten durchs Raster fallen.
Hier mal ein Artikel dazu: https://web.archive.org/web/201507082200...-in-skies/
und der FAA Bericht, welcher 2012 im Vorfeld die Entwicklung des biographischen Selbstbeurteilungs-MCQ-Fragebogen bewertet hat. Im Abstrakt wird angegeben, der Test würde knapp ein Drittel der vom bisherigen Test nicht erfassten Variabilität erklären können. Was nicht bedeutet, er würde den bisherigen Test ersetzen und ein Drittel besser sein. Vielmehr kann er bei einem Teil der Personen, deren beruflicher Werdegang in Rückschau von der Erwartung aufgrund der initialen Testung abgewichen ist, diese Abweichung aufgrund des BA erklären.
Letztlich war jedoch die "Fairness" die Idee, welche die Entwicklung dieses Tests hauptsächlich vorangetrieben hat, weil man glaubte, mit der bisherige Testung würde diverse Minderheiten systematisch schlechter abschneiden. Das wollte man ändern und hat daher den neuen BA vor die Skill-Tests gesetzt, nicht dahinter. Dabei war es offensichtlich weniger wichtig, wenn talentierte Leute die im Skill-Test Top-Ergebnisse zeigen, durch den vorgeschalteten BA von der Karriere ausgeschlossen werden. Was ja genau 2014 passiert ist, als Personen, die den alten Test bereits absolviert hatten, nun den BA machen sollten.
Aus dem oben verlinkten FAA Bericht:
Zitat:The Biographical Questionnaire (BQ) is a 145-item inventory that was developed based on items from Owens’ Biographical Questionnaire (Owens & Schoenfeldt, 1979). The BQ items tap eight areas:
1) educational background,
2) prior military or civilian experience in ATC,
3) importance placed on various factors (e.g., salary, benefits, job security),
4) time expected to become an effective ATCS,
5) commitment to an ATCS career,
6) work-related attitudes,
7) expected satisfaction with aspects of ATCS careers, and
8) general personal information (e.g., socioeconomic status growing up, alcohol and tobacco usage;
Collins, et al, 1992).
Es handelt sich also nicht um einen Skill-Test, sondern um einen Fragebogen. Erschwerend kommt hinzu, dass die "Wunschantworten" gewissen Gruppen zugänglich gemacht worden sein sollen.